Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

325

Steppenesel - Sterblichkeitsstatistik

phisch wichtig als Wiege der größten Eroberervölker, in deren Ruhelosigkeit Wasserarmut eine große Rolle spielt. Je stärker diese ausgeprägt ist, um so mühseliger wird der Ackerbau, um so besser gedeiht der Nomadismus, wie dies besonders die Geschichte Innerasiens lehrt. - Vgl. A. von Humboldt, über die S. und Wüsten (in den "Ansichten der Natur"); Nehring, über Tundren und S. der Jetzt- und Vorzeit (Berl. 1890).

Steppenesel, s. Esel.

Steppenflüsse, s. Flüsse.

Steppen-Generalgouvernement (russ. Stepnoje generalgubernatorstvo), Verwaltungsgebiet in Russisch-Centralasien, umfaßt die Gebiete Akmolinsk, Semipalatinsk und Semirjetschensk und hat 1467 250,6 qkm mit (1897) 2 362 603 E., d. i. 1,6 auf 1 qkm. Die Hauptstadt ist Omsk.

Steppenhuhn oder Faust Huhn (Syrrhaptes paradoxus Illig.; s. Tafel: Hühnervögel II, Fig. 2), ein schöner, gegen 40 cm langer und 66 cm klafternder Hühnervogel von rotgrauer und lehmgelber Grundfarbe mit dunkeln Fleckchen oberhalb und schwarzer Unterseite. An den Beinen sind die Füßchen bis an die Spitzen der drei Zehen mit Federn bedeckt, die erste Schwungfeder ist in eine lange feine Spitze ausgezogen, auch die beiden mittelsten Steuerfedern sind spitz verlängert. Das S. legt in eine wenig ausgekleidete Vertiefung des Bodens drei, höchstens vier Eier von rein elliptischer Form, bräunlichgrüner Grundfarbe mit dunklern Flecken, die mehr an Trappeneier als an solche irgend eines Hühnervogels erinnern. Das S. bewohnt die Steppen und Wüsten östlich vom Kaspischen Meer bis zur Mongolei und hat sich ein besonderes Interesse erworben, weil es 1863 einen Einwanderungsversuch nach Westen bis Spanien und bis England herüber unternahm. 1888 wurde dieser Versuch erneuert, indem vom April bis Mai viele Tausend dieser schönen Vögel Deutschland überschwemmten, rastlos weiter westwärts zogen, um schließlich in großen Mengen im Atlantischen Ocean zu Grunde zu gehen. Ein sehr kleiner Teil, wie das bei der ersten Einwanderung (1863) auch der Fall war, machte sich an verschiedenen Stellen, die einem Wüstenvogel geeignet erscheinen konnten, seßhaft. So brüteten S. in Dänemark, Friesland, Holland u. a. Orten, aber die Hoffnungen, die man sich auf eine dauernde Bereicherung der europ. Fauna machte, sind unerfüllt geblieben.

Steppenläufer, Pflanzen, s. Gypsophila.

Steppenraute, Pflanze, s. Peganum.

Steppensalz, s. Salz.

Steppmaschine, Steppstichmaschine, s. Nähmaschine und Schuhwarenfabrikation.

Steppnaht, Steppsaum, s. Nähen.

Steppstich, s. Nähmaschine und Stickerei.

Ster (frz. stère; vom grch. steréos, hart, fest), im franz. metrischen Maßsystem die Einheit des Körpermaßes, insbesondere des Maßes für Bau- und Brennhölzer. Das S. ist ein Kubikmeter (mètre cube) = 29,1739 alte Pariser Kubikfuß. Man teilt das S. in 10 Decister; 10 S. bilden das Dekaster. Das Hektoster (= 100 S.) und das Kiloster (= 1000 S.) kommen nur selten in Anwendung. Eine amtlich vorgeschriebene Abkürzung für S. giebt es nur in der Schweiz (S).

Sterbas Brustsaft, s. Geheimmittel (Bd. 17).

Sterbeerscheinungen, s. Tod.

Sterbekassen (auch Begräbnis-, Leichenklassen, Sterbeladen), genossenschaftliche Lebensversicherungskassen im kleinsten Maßstabe. In der Regel gewähren sie unter dem Namen Sterbegeld nur so viel, daß die Kosten der Beerdigung bestritten werden können, höchstens aber 300-600 M. Der Versicherte zahlt entweder einen gewissen Betrag, so oft ein Mitglied der Kasse stirbt (wegen der Unregelmäßigkeit solcher Beiträge nicht zu empfehlen), oder einen periodischen (wöchentlichen, monatlichen) Beitrag. Das Sterbegeld wird an die Erben des Mitgliedes ausgezahlt, mangels solcher besorgt die Kasse selbst die Beerdigung. Versicherungen fremder Leben mit Ausnahme desjenigen der Frau und der Kinder sind selten, in manchen Ländern auch verboten, weil sie zu Verbrechen Anlaß gegeben haben. Neuerdings haben besonders in England, dann auch in Deutschland und andern Ländern große Aktiengesellschaften ausschließlich oder neben andern Lebensversicherungen die Versicherung von Sterbegeld unternommen, zum Teil mit großem Erfolge, wie die Londoner Prudential mit mehrern Millionen Versicherter, von denen die Beiträge wöchentlich durch Kollektoren abgeholt werden. Häufig und zweckmäßig sind die S. mit Krankenkassen verbunden. So gestattet in Deutschland das Reichsgesetz über die eingeschriebenen Hilfskassen vom 7. April 1876 in §. 12, in Österreich das Gesetz vom 16. Juli 1892 über die registrierten Hilfskassen in §. 1 denselben die Gewährung eines mäßigen Begräbnisgeldes, und das Reichskrankenversicherungsgesetz vom 15. Juni 1883 schreibt in den §§. 20, 64, 72, 73, 74 die Gewährung eines Sterbegeldes für die "organisierten Kassen", die Orts-, Betriebs- (Fabriks-), Bau-, Innungs- und Knappschafts-Krankenkassen verbindlich vor. (Ähnlich §. 6 des Österr. Krankenversicherungsgesetzes vom 30. März 1888.)

Sterbemünzen, s. Begräbnismünzen.

Sterben, s. Tod.

Sterbender Fechter, auch Sterbender Gallier genannt, s. Gallierstatuen und Tafel: Griechische Kunst III, Fig. 6.

Sterbenswahrscheinlichkeit, s. Sterblichkeitsstatistik.

Sterbequartal, Gnadenquartal, s. Gnadenzeit und Quartal.

Sterbesakramente, s. Ölung (letzte).

Sterbetafel, s. Sterblichkeitsstatistik.

Sterbeziffer, Sterblichkeitsziffer, s. Sterblichkeitsstatistik.

Sterblichkeitsstatistik (Mortalitätsstatistik), neben der Ehe- und der Geburtsstatistik einer der wichtigsten Teile der Darstellung der sog. Bewegung der Bevölkerung (s. d.). Als Grundlage dienen ihr in erster Linie diejenigen Nachweise über die Gestorbenen, welche den Aufzeichnungen der Kirchenbücher oder den von den Standesbeamten geführten Civilstandsregistern (s. o.) entnommen werden. Für die Darstellung der Sterblichkeit in der menschlichen Gesellschaft ist neben der Gesamtzahl der Verstorbenen namentlich das Geschlecht, der Familienstand und das Alter wichtig. In Bezug auf den Familienstand ist die Frage nach der Dauer der durch den Tod gelösten Ehe und der Zahl der Kinder für die Feststellung der Dauer der Ehe (s. Ehestatistik) und der ehelichen Fruchtbarkeit (s. Geburtsstatistik) von hohem Wert. Die statist. Aufzeichnung des Alters der Verstorbenen sollte nach einjährigen Altersklassen, bei den Kindern auch nach Karl Beckers Vorgang für jedes Sterbejahr nach einzelnen Monaten erfolgen. Um ein möglichst brauchbares Material zur Herstellung der Sterbetafeln zu gewinnen, ist die gleichzeitige