Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sternberg; Sternberger; Sternbilder; Sternblume; Sterndeutekunst; Sterndolde; Sterndrift; Sterne

332

Sternberg (Alexander, Freiherr von Ungern-) - Sterne (Himmelskörper)

österr. Herrenhauses. Zu dieser Linie gehört Graf Kaspar Maria von S. (geb. 6. Jan. 1761, gest. 20. Dez. 1838), der sich besonders um Botanik, Geognosie und die Kunde der vorweltlichen Pflanzen verdient gemacht hat. Seine Sammlungen nebst Bibliothek übergab er dem Böhmischen Nationalmuseum, dessen Präsident er war. - Vgl. Palacky, Leben des Grafen Kaspar von S., von ihm selbst beschrieben (Prag 1868).

Sternberg, Alexander, Freiherr von Ungern-, Romanschriftsteller, geb. 22. April 1806 auf dem väterlichen Gute Noistfer bei Reval, besuchte das Gymnasium zu Dorpat, lebte dann einige Zeit zu Petersburg, darauf in verschiedenen Orten Deutschlands, bis er sich 1841 zu Berlin niederließ. Später nahm er seinen Wohnsitz zu Dresden und starb 24. Aug. 1868 zu Dannenwalde bei Stargard. S.s schriftstellerische Stärke lag darin, daß er in der Gesellschaft, dem Salon vollkommen heimisch war und von diesem einheitlichen, wenn auch einseitigen Standpunkt aus mit großem Formtalent gestaltete. Er hat eine ungemeine Produktivität entwickelt. Einen größeren Anlauf nahm das Talent S.s in den socialen Romanen "Der Missionar" (2 Bde., Lpz. 1842), "Diane" (3 Bde., Berl. 1832) und "Paul" (3 Bde., Lpz. 1845), die den Dichter bei aller aristokratischen Gesinnung doch einem gesunden Liberalismus geneigt zeigen. Das J. 1848 trieb ihn in die Reihen der streng konservativen und legitimistischen Partei. Er arbeitete eine Zeit lang für das Feuilleton der "Kreuzzeitung" und gab die "Royalisten" (Brem. 1848) und als deren Fortsetzung "Die beiden Schützen" (ebd. 1849) und "Die Kaiserwahl" (ebd. 1850) heraus. Hieran schlossen sich eine Reihe von tendenzlosen Schöpfungen, die namentlich durch die frivolen "Braunen Märchen" (Brem. 1850) charakterisiert werden. Teilweise dahin gehören "Der deutsche Gilblas" (2 Bde., Brem. 1851), "Ein Fasching in Wien" (Wien 1851), "Ein Karneval in Berlin" (Lpz. 1852), "Macargan" (ebd. 1853) und "Die Ritter von Marienburg" (3 Bde., ebd. 1853). In der Dichtung "Das stille Haus" (Berl. 1854) betrat er sogar das Gebiet des Geisterromans. Biogr. Romane sind: "Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans" (3 Bde., Lpz. 1861) und "Dorothee von Kurland" (3 Bde., ebd. 1859); Künstlererzählungen : "Die Dresdener Galerie" (2 Bde., ebd. 1857-58), "Künstlerbilder" (3 Bde., ebd. 1861), "Peter Paul Rubens" (ebd. 1862). S.s "Erinnerungsblätter" (6 Bde., ebd. 1855-60) enthalten Schilderungen der polit., litterar, und gesellschaftlichen Kreise, in denen S. sich bewegte.

Sternberger See, s. Sternberg (in Mecklenburg).

Sternberger Waren, s. Sternberg (in Mähren).

Sternbilder, die von den Astronomen zur leichtern Übersicht unter Beilegung bestimmter Namen abgeteilten Gruppen von Fixsternen. Ihre Kenntnis macht einen Gegenstand der Astrognosie (s. d.) aus. Schon im Altertum machte man den Anfang mit jener Einteilung. Die Bilder, unter denen man sich gewisse beisammenstehende Sterne vorstellte, nahm man teils von Gegenständen der Erde, z. B. von Tieren, teils von mythischen Personen her und benannte sie nach diesen, wobei die Willkür völlig freies Spiel hatte, so daß zwischen der Stellung der Sterne und den S. nicht die mindeste Ähnlichkeit stattfindet. Die Dichter des Altertums verknüpften die S. mit Mythen und Sagen. Die Griechen lernten die S. teilweise von den Ägyptern kennen, bei denen sich ihr Gebrauch in das Dunkel des Altertums verliert. Von den Griechen ging der Gebrauch der S. auf die Römer über, von diesen auf die christl. Völker, und auch die Gegenwart bedient sich noch der bei den griech. Astronomen üblich gewesenen Namen. Ptolemäus führt in seinem "Almagest" 48 S. auf, die noch jetzt die Ptolemäischen heißen: 1) die 12 S. des Tierkreises (s. d.): 2) auf der nördl. Halbkugel: der Große Bär, der Kleine Bär, der Drache, Cepheus, Kassiopeia, Andromeda, Perseus (mit dem Medusenhaupt), Pegasus, das Kleine Pferd, das Dreieck, der Fuhrmann mit der Ziege, Bootes oder der Bärenhüter, die nördl. Krone, Ophiuchus oder der Schlangenträger, die Schlange, Hercules, der Adler, der Pfeil, die Leier mit dem Geier, der Kleine Hund, der Schwan und Delphin; 3) auf der südl. Halbkugel: Orion, der Walfisch, Eridanus, der Hase, der Große Hund, Hydra oder die Große Wasserschlange, der Becher, der Rabe, der Centaur, der Wolf, der Altar, der südl. Fisch, das Schiff Argo und die südl. Krone. Diesen wurden im Altertum noch hinzugefügt das Haar der Berenice und Antinous. Bartsch hat 2 und Hevelius 10 neue S. eingeführt: den Sobieskischen Schild, das Einhorn, das Kamelopard oder die Giraffe, den Sextanten, die Jagdhunde, den Kleinen Löwen, den Luchs, den Fuchs mit der Gans, die Eidechse, den Kleinen Triangel, Cerberus und den Berg Mänalus. Als sich mit den Entdeckungsfahrten unsere Kenntnis des südl. Himmels erweiterte, kamen im 16. Jahrh. noch hinzu: der Indianer, der Kranich, der Phönix, die Fliege, der südl. Triangel, der Paradiesvogel, der Pfau, der Tucan, die Kleine Wasserschlange, der Schwertfisch, der fliegende Fisch und das Chamäleon. Diesen fügte Halley 1674 bei seinem Aufenthalt auf St. Helena die Karlseiche und Lacaille 1750 während seines Aufenthalts am Vorgebirge der Guten Hoffnung folgende 14 hinzu: die Bildhauerwerkstatt, den chem. Ofen, die Pendeluhr, das rautenförmige Netz, den Grabstichel, die Staffelei, den Schiffskompaß, den Oktanten, die Luftpumpe, den Zirkel, das Lineal und Winkelmaß, das Fernrohr, das Mikroskop und den Tafelberg. Dazu sind nach und nach noch hinzugekommen: die Buchdruckerwerkstätte, das lappländ. Renntier, der Einsiedler, der Messier oder der Erntehüter, der Poniatowskische Stier, Friedrichsehre, das brandenb. Scepter, die Georgsharfe, Herschels Teleskop, die Taube, das Kreuz, das Herz Karls II., der Mauerquadrant, der Luftballon, die Elektrisiermaschine, Log mit der Leine und die Setzwage. Im ganzen zählt man jetzt 48 alte und 58 neue, also 106 S., die jedoch auf neuern Sternkarten, z. B. auf der Argelanderschen und Heisschen, nicht alle beibehalten sind. Auf Karten mit teleskop. Sternen werden die Bilder ganz vermieden. Von den mißlungenen Versuchen, die alten S. zu verdrängen, sei nur der von J. Schiller (1627) erwähnt, der christl. Namen an Stelle der alten einführen wollte; so z. B. die 12 Apostel an Stelle des Tierkreises. (S. Sternkarten.)

Sternblume, s. Aster.

Sterndeutekunst, s. Astrologie.

Sterndolde, große, Pflanzengattung, s. Astrantia.

Sterndrift, soviel wie Star-drift (s. d.).

Sterne, Gestirne, allgemeine Bezeichnung für alle Himmelskörper. Man unterscheidet Fixsterne (s. d.), Planeten (s.d.), Kometen (s.d.), Monde oder Nebenplaneten (s. d.) und Sternschnuppen (s. d.). - S. als Feuerwerkskörper s. Flammenfeuer.