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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stielbagger; Stielbrand; Stieleiche; Stieler; Stielhammer; Stiepel; Stier; Stieren; Stiergefechte

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Stielbagger - Stiergefechte

teils im Stabe der Elbarmee, teils im Hauptquartier des Königs bei und leitete die militär. Schlußverhandlungen, die dem Prager Frieden folgten. Nachdem S. 1868 zum Commandeur des 4. Gardegrenadierregiments ernannt war, wurde er im Dez. 1869 als Abteilungschef in den Großen Generalstab sowie als Mitglied in die Studienkommission der Kriegsakademie berufen. Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 und 1871 wurde S. zum Generalmajor und Chef des Generalstabes der Zweiten deutschen Armee (Prinz Friedrich Karl von Preußen) ernannt. Er schloß die Metzer Kapitulation ab, zeichnete sich bei Orleans und Le Mans aus und wurde im Nov. 1871 in das Kriegsministerium versetzt, wo er die Leitung des Allgemeinen Kriegsdepartements übernahm. 1873 erfolgte seine Ernennung zum Inspecteur der Jäger und Schützen, und 1875 zum Commandeur der 7. Division sowie die Beförderung zum Generallieutenant. S. wurde im Nov. 1881 kommandierender General des 5. Armeekorps und im März 1886 Chef des Ingenieur- und Pionierkorps und Generalinspecteur der Festungen. Im Sept. 1888 nahm er den Abschied.

Stielbagger, eine Art der Baggermaschinen, s. Bagger.

Stielbrand, soviel wie Roggenstengelbrand, s. Brand (des Getreides).

Stieleiche, s. Eiche und Tafel: Laubhölzer. Waldbäume Ⅲ, Fig. 1.

Stieler, Adolf, Kartograph, geb. 26. Febr. 1775 zu Gotha, studierte zu Jena und Göttingen die Rechte, wurde dann beim Ministerialdepartement in Gotha angestellt und 1829 zum Geh. Regierungsrat befördert; er starb 13. März 1836. Sein bekanntestes Werk ist der «Handatlas», den er unter Mitwirkung von Reichard 1817‒23 in 50 Blättern bei J. Perthes in Gotha herausgab und der noch heute durch fortgesetzte Korrekturen und Vervollständigungen (von C. Vogel, A. Petermann, Herm. Berghaus, Habenicht, Koffmahn, Lüddecke u. a.; 95 Blätter) zu den besten Atlanten gehört. Vorzüge dieses Atlas sind die in den neuern Blättern durchweg geschmackvolle Zeichnung, die treffliche Vervielfältigung in Kupferstich, verständnisvolles Handkolorit, Verarbeitung zahlreicher Quellen. Ferner veröffentlichte S. noch 25 Ergänzungskarten zum Handatlas sowie «Karte von Deutschland nach dem Reichsschlusse vom 27. April 1803 mit den bis Sept. 1804 erfolgten Veränderungen» (1805), «Schulatlas» (1821; 73. Aufl. 1894), «Kleiner Atlas der deutschen Staaten» (30 Blätter, 6. Aufl. 1876), «Deutschland, Niederlande, Belgien, Schweiz und angrenzende Länder» (25 Blatt in 1:740000, 1829‒36; revidiert 1876). Von geringerer Bedeutung ist S.s «Schulatlas der Alten Welt» (1823; 8. Aufl. 1834).

Stieler, Karl, bayr. Dialektdichter, Sohn des folgenden, geb. 15. Dez. 1842 zu München, studierte seit 1860 zu München die Rechte, unternahm seit 1869 größere Reisen, über die er in der «Allgemeinen Zeitung» berichtete, und ward Staatsarchivar zu München, wo er 12. April 1885 starb. Sein Ruf gründete sich auf seine, dem Volksleben trefflich abgelauschten Dialektdichtungen, von denen eine ganze Reihe von Sammlungen erschienen sind (zum Teil illustriert von H. Engl und von H. Kaufmann), darunter: «Weil’s mi freut» (Stuttg. 1876 u. ö.), «Habt’s a Schneid!?» (ebd. 1877 u. ö.), «Um Sunnawend’» (ebd. 1878 u. ö.), «Hochlandlieder» (ebd. 1879 u. ö.) u. s. w. Nach seinem Tode wurden noch veröffentlich ^[richtig: veröffentlicht] sein köstliches «Winter-Idyll», Fragment (Stuttg. 1886; 21. Aufl. 1897), «Kulturbilder aus Bayern» (ebd. 1886; 2. Aufl. 1893) und «Natur- und Lebensbilder aus den Alpen» (ebd. 1886; 2. Aufl. 1890). – Vgl. K. von Heigel, Karl S. (mit ungedruckten Jugendgedichten und S.s Briefen an seine Mutter, Bamb. 1891).

Stieler, Karl Joseph, Porträtmaler, geb. 1. Nov. 1781 zu Mainz, studierte als Miniaturmaler in Wien (1800), in Paris unter Gérards Leitung (1806) und bereiste Italien (1810). In Mailand malte er den Vicekönig Eugen mit dessen ganzem Hofe, und in Rom vollendete er sein erstes größeres Werk: Die Befreiung des heil. Leonhard (jetzt in der Kirche dieses Heiligen zu Frankfurt a. M.). König Maximilian Ⅰ. berief ihn 1812 an den Hof nach München, wo zahlreiche Bildnisse fürstl. Personen entstanden. 1816 erregten S.s Porträte des Kaisers Franz und seiner Gemahlin in Wien großes Aufsehen, so daß er von dort erst 1820 auf den Wunsch des Königs nach München zurückkehrte. Nach der Thronbesteigung Ludwigs Ⅰ. (1825) malte er diesen und seine Gemahlin im Krönungsornat. In das J. 1828 fällt das Porträt Goethes, eins der Hauptwerke des Künstlers (Neue Pinakothek zu München). Später faßte S. im Auftrage des Königs Ludwig die bedeutendsten Schönheiten Bayerns in einer Galerie zusammen (die sog. Schönheitsgalerie). S. starb 9. April 1858 in München.

Stielhammer, s. Daumenhammer.

Stiepel, preuß. Ort, s. Bd. 17.

Stier, das männliche unverschnittene Rind, s. Rindviehzucht.

Stier (lat. Taurus), das zweite Zeichen im Tierkreis (s. d.), von 30 bis 60°; es hat das Zeichen ♉. Das Sternbild S. befindet sich am nördl. Himmel (s. Sternkarte des nördlichen Himmels). Sein hellster Stern ist der Aldebaran. Die Hyaden (s. d.) und das Siebengestirn (s. d.) bilden Teile dieses Sternbilds.

Stieren, s. Rindern.

Stiergefechte, Volksbelustigungen, die schon in Griechenland, namentlich in Thessalien, und bei den Römern unter den Kaisern üblich waren und noch gegenwärtig zu den Lieblingsvergnügungen der Spanier gehören. Zwar wurden sie hier von Karl Ⅳ. aufgehoben, doch unter Joseph, Napoleons Ⅰ. Bruder, aus polit. Gründen wiederhergestellt. Die glänzendsten S. veranstalteten sonst bei feierlichen Gelegenheiten die Könige selbst. In Madrid giebt man den Sommer hindurch regelmäßig einmal in der Woche für Rechnung des allgemeinen Hospitals S. Sie finden hier in der Plaza de Toros statt, einem Cirkus, mit stufenweisen Sitzen umgeben, über denen sich eine Reihe von Logen erhebt. Ähnliche Amphitheater befinden sich in allen größern Städten Spaniens; das größte, ganz aus Stein gebaut, etwa 20000 Menschen fassend, ist in Sevilla. Die Fechter (Toreadores oder Toreros), die dieses Geschäft als Gewerbe betreiben und sehr gut bezahlt werden, aber auch freiwillig sich dazu einfinden, kommen in feierlichem Zuge, von einer Magistratsperson geführt, zu dem Kampfplatz: zuerst die Picadores (Piqueurs), auf schlechten Pferden, in alter span. Rittertracht, mit einer Lanze bewaffnet, die sich in der Mitte des Cirkus den Behältern der Stiere gegenüber aufstellen; dann die Chulos oder Banderilleros zu Fuß, mit vielen Bändern geschmückt, in der Hand eine lange seidene, helle Schärpe, die sich in die Zwischenräume der Barrieren verteilen; endlich die Espadas oder Hauptfechter, fein gekleidet, mit dem bloßen Schwert in der rechten