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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stiller Ocean

doch vorwiegend westl. Winde nördlich von 30° nördl. Br. und südlich von 30° südl. Br., namentlich die letztern sehr stürmisch; ferner die Zone des Nordostpassats zwischen Äquator und 30° nördl. Br., und die Zone des Südostpassats südlich vom Äquator bis 30° südl. Br. Eine regelmäßige Kalmenzone zwischen den beiden Passaten ist nur im östl. Teile, etwa bis auf 5° Breite nach beiden Seiten vom Äquator entwickelt; das austral. Monsungebiet greift in das inselreiche Meer südlich vom Wendekreis des Steinbocks bis 110° westl. L. (von Greenwich) hinüber, ein zweites südl. Monsungebiet liegt südlich vom Äquator, Neuguinea, Bismarck-Archipel, Gilbert-, Fidschi-Inseln und Neue Hebriden umfassend. Der S. O. ist an Stürmen verhältnismäßig arm, besonders in seiner ganzen östl. Hälfte; hier kommen nur heftige Nordweststürme im südl. Teile von Südamerika und beim Kap Hoorn vor. In der westl. Hälfte des S. O. sind die Taifune der ostasiat. Gewässer und die Orkane zwischen Australien und den Marquesasinseln besonders gefährlich für die Schiffahrt. Im ostasiat. Monsungebiet kann man auf 15-20 Taifune jährlich rechnen; die meisten sind Winterstürme außerhalb der Tropenzone, aber Sommerstürme in der Tropenzone. Im südlichen S. O. sind Orkane besonders häufig bei den Samoa-, Fidschi- und Tonga-Inseln, am häufigsten Januar bis März; ihre Bahn läuft meist nach kurzer Krümmung nach Südosten, während die Taifune der ostasiat. Gewässer sich meist mit gekrümmter Bahn nach Nordosten fortbewegen. Viele Taifune entstehen bei den Philippinen und gelangen bis zu den Alëuten.

Von den Winden abhängig sind auch die Meeresströmungen (s. Karte: Meeresströmungen, beim Artikel Meer), im nordpacifischen Gebiet ein Stromring in sich zurücklaufend: als Nordäquatorialstrom etwa zwischen dem 8. bis 20.° nördl. Br. nach Westen bis zu den Philippinen, dann nach Norden umbiegend bei den Japanischen Inseln vorüber als Kuro-Siwo (Schwarzer Strom) sich mehr und mehr nordöstlich und östlich wendend und von den Westwinden und vom kalten Strom aus dem Beringmeer an die Küste Kaliforniens getrieben, von dort südlich und südwestlich umbiegend, bei den Sandwichinseln den Äquatorialstrom speisend. Nördlich vom Äquator ist ständig eine östl. Äquatorialgegenströmung zu finden, die im Sommer besonders stark und breit ist und dann zwischen 5° und 8-10° nördl. Br. über den ganzen S. O. hinüberreicht. Südlich davon erzeugt der Südostpassat den Südäquatorialstrom, der, im westl. Teile des S. O. in verschiedenen Richtungen zwischen den austral. Inseln und dem austral. Festland hindurchströmt, und bei Neucaledonien nach Südosten umlenkt, in die von den Westwinden der höhern Breiten erzeugte Trift übergeht und an der amerik. Küste als kalter Peru- oder Humboldtstrom nördlich geht. Kalte Strömungen laufen aus dem Bering- und dem Ochotskischen Meere südwestwärts längs der Ostküsten von Kamtschatka, Sachalin und dicht längs der Ostküste der Japanischen Inseln hart an der Grenze des Kuro-Siwo entlang. Im Südchinesischen Meere ändert der Strom seine Richtung je nach dem herrschenden Monsun. Die Temperatur des Wassers ist niedriger als die des Atlantischen Oceans. Treibeis kommt außerhalb des Beringmeers in einzelnen Jahren an der Ostküste Sachalins, an den Ostküsten der Kurilen und am Eingang der Lapérouse-Straße sowie auch in der Tsugaru-Straße zwischen den japan. Inseln Jesso und Nipon vor; die Lapérouse-Straße war im April 1879 fast ganz vom Eise gegesperrt. Treibeis in südl. Breiten ist auf 170° westl. L. schon auf 40° südl. Br. beobachtet und im Süden vom austral. Festland auf etwa 42° südl.Br.; im westl. Teile des S.O. findet man größere Treibeismassen im Norden von 50" südl. Br. selten. Treibende Tangmassen findet man im Gebiet der steifen Westwinde südwärts von 45 und 50° südl. Br. Ostwärts von 100° westl. L. bis zum Kap Hoorn sind diese Tangmassen südwärts von 55° südl. Br. zu finden.

Segelschiffe brauchen von deutschen Häfen bis nach Hong-kong (15 000 Seemeilen) 95-130 Tage; bis nach Melbourne (13 500 Seemeilen) 70-90 Tage. Im S. O. gilt allgemein die Regel, daß die Seglerreisen von Westen nach Osten in hohen südl. und nördl. Breiten, die von Osten nach Westen dagegen in der Nähe der Linie ausgeführt werden. Segelschiffe, die vom Kap Hoorn nach Callao wollen, steuern auf dem 85.° westl. L. nordwärts. Die Segelroute vom Kap Hoorn nach Honolulu (etwa 60 Tage) schneidet den Äquator in 120° westl. L. Dasselbe gilt für die Route vom Kap Hoorn nach San Francisco (etwa 60 Tage). Die Segelroute von hier nach Hong-kong (etwa 70 Tage) bleibt bis zum 150.° westl. L. auf der Breite von San Francisco, geht dann nach Honolulu und dann westwärts nach Hong-kong. Von Hong-kong führt der Seglerweg in etwa 45 Tagen mit dem Kuro-Siwo und den westl. Winden über 45° nördl. Br. nach San Francisco. Wichtige Postdampferlinien laufen längs der ostasiat., der süd- und mittelamerik. Küsten und im Gebiete der austral. Inselwelt. Nordamerika ist mit Ostasien durch zwei Dampferlinien, die von Vancouver und von San Francisco nach Japan und China (Hong-kong) laufen, verbunden; die Hauptverbindung zwischen Amerika und Australien ist die Postdampferlinie San Francisco - Honolulu - Fidschi - Sydney oder Auckland. Deutsche Postdampfer laufen bis nach Jokohama und nach Sydney. Die Postdampfer brauchen von Vancouver bis nach Jokohama 14 Tage, von San Francisco bis nach Jokohama etwa 16 Tage, von San Francisco nach Honolulu etwa 8 Tage, von Honolulu bis nach Auckland 14 Tage. Die deutschen Dampfer brauchen von Bremerhaven bis nach Shang-Hai etwa 50 Tage, bis nach Sydney etwa 55 Tage.

Der Walfischfang hatte noch vor 2½ Jahrzehnten im S. O. große Bedeutung; jetzt wird er fast nur noch im Beringmeer (s. Robbenschlag) und zwar hauptsächlich von Amerikanern betrieben. Südwärts vom Japanischen Meere wird der Japan- oder Nordwestwal gefangen, derselbe auch auf dem "Kodiak-Grund" zwischen Vancouver und Alaska. Im südlichen S. O. zwischen den austral. Inseln trifft man noch reiche Gebiete von Pottwalen, um Neuseeland herum sowie ostwärts davon ist der Südwal zu finden. Fischfang (viele Sorten eßbarer Fische) wird besonders stark im ganzen westl. Teile des S. O. betrieben.

Ehemals der ungeheuern Größe wegen von der Schiffahrt gefürchtet, verlor der S. O. seit Cooks und seiner Nachfolger Entdeckungen seine Schrecken; den Namen Südsee erhielt der S. O. von den span. Eroberern der Landenge von Panama, die sie von dort aus zuerst gen Süden erblickten (1513); im Gegensatz dazu hieß dann der Atlantische Ocean Mar del Nort; der Name S. O. stammt von Magalhães (1521) nach dessen 100tägiger, von keinem