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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stiller Sonnabend - Stimmdrucke

Sturm getrübter Fahrt quer von Südost nach Nordwest; Großer Ocean nannte ihn der franz. Geograph Buâche (1756).

Litteratur. Findlay, Directory for the navigation of the North Pacific Ocean etc. (3. Aufl., Lond. 1886); ders., Directory for the navigation of the South Pacific Ocean etc. (5. Aufl., ebd. 1884); S. O. (ein Atlas von 31 Karten, bearbeitet von der Deutschen Seewarte, Hamb. 1896); Segelhandbuch für den S. O. (bearbeitet von derselben, ebd. 1897).

Stiller Sonnabend, großer Sabbat, der Sonnabend zwischen Karfreitag und Ostern. Er galt schon früh als Tag der Höllenfahrt Christi. (S. Ostern.)

Stille Woche, die Karwoche (s. d.).

Stillfried-Rattonitz, altes Geschlecht in der Grafschaft Glatz, dessen ursprünglicher Name von Ratienitz war. Die urkundliche Stammreihe läßt sich von Mitte des 14. Jahrh. nachweisen, die Stammbesitzungen mit dem Haupthause Neurode sind längst in fremde Hände übergegangen. Bernhard, der dritte seines Namens (geb. 1641, gest. 1702), erlangte 1680 den böhm. Freiherrenstand und ist durch seinen Enkel Johann Joseph (geb. 1695, gest. 1739) der gemeinsame Stammvater. Seine drei Söhne: Emanuel Joseph, Michael und Ignaz Franz, stifteten drei Linien, und zwar Emanuel Joseph die österr. Linie, die beiden andern Söhne je einen ältern gräfl. und je einen jüngern freiherrlichen Zweig. Des Michael Sohn Johann Joseph II. (geb. 1759, gest. 1805) erlangte 1792 den Reichsgrafenstand. Des Ignaz Franz Enkel Rudolf (geb. 14. Aug. 1804, gest. 9. Aug. 1882), der, seit 1853 königlich preuß. Oberceremonienmeister, 1858 (für seine Person) zum portug. Granden mit dem Titel Graf von Alcántara ernannt wurde und 1861 den preuß. Grafenstand erlangte, hat sich um die Erforschung der Geschichte des hohenzollernschen Hauses Verdienste erworben durch die Werke: "Altertümer und Kunstdenkmale des Hauses Hohenzollern" (5 Hefte, Berl. 1831-52; Neue Folge, 2 Bde., ebd. 1853 -67), "Genealog. Geschichte der Burggrafen von Nürnberg" (Heft 1, Görlitz 1843), "Der Schwanenorden" (Halle 1845) u. s. w. Mit Traug. Märker gab er heraus: "Monumenta Zollerana" (7 Bde, Berl. 1852-61), mit Bernh. Kugler: "Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland" (5. Aufl., Münch. 1896). Von seinen Söhnen hat Paul 1885 den durch die Ererbung des Majorats Silbitz bei Nimptsch begründeten Namen eines Grafen von Stillfried-Mettich erhalten.

Stillgericht, soviel wie Femgericht (s. d.).

Stillicidium sanguinis, s. Blutung.

Stilling, Benedict, Anatom und Chirurg, geb. 22. Febr. 1810 zu Kirchhain in Hessen, bezog 1828 die Universität Marburg, wurde 1834 Landgerichtswundarzt in Cassel, schied aber 1840 aus dem Staatsdienst und verblieb in Cassel, wo er 28. Jan. 1879 als Geh. Sanitätsrat starb. In der Physiologie begründete er durch seine Untersuchungen über die Spinalirritation die Lehre vom vasomotorischen Nervensystem. Um die Anatomie erwarb er sich die größten Verdienste besonders durch seine klassischen Untersuchungen über die Architektonik (Struktur und Faserverlauf) des Gehirns und Rückenmarks. Seine Hauptwerke sind: "Physiol., pathol. und mediz.-praktische Untersuchungen über die Spinalirritation" (Lpz. 1840), "Untersuchungen über die Funktionen des Rückenmarks und der Nerven" (ebd. 1842), "Über Textur und Funktionen der Medulla oblongata" (Erlangen 1843), "Untersuchungen über den Bau und die Verrichtungen des Gehirns" (Jena 1846), "Neue Untersuchungen über den Bau des Rückenmarks" (Cass. 1859), "Untersuchungen über den Bau des Kleinen Gehirns des Menschen" (2 Hefte, ebd. 1864-67), "Neue Untersuchungen über den Bau des Kleinen Gehirns des Menschen" (5 Hefte, ebd. 1878), "Die rationelle Behandlung der Harnröhrenstrikturen" (ebd. 1870-72). - Vgl. Kußmaul, Dr. Benedict S. (Straßb. 1879).

Sein Sohn Jakob, geb. 22. Sept. 1842 zu Cassel, studierte in Göttingen, Marburg, Würzburg und Berlin, ließ sich 1867 als Augenarzt in Cassel nieder, habilitierte sich 1880 für Ophthalmologie an der Universität Straßburg und wurde 1884 zum außerord. Professor ernannt. Er veröffentlichte Untersuchungen über Farbensinn und Farbenblindheit; auch gab er eine neue Methode der Prüfung des Farbensinns vermittelst sog. Pseudoisochromatischer Tafeln (s. d.) an.

Stilling, Job. Heinr., s. Jung-Stilling.

Stillingia, Pflanzengattung, s. Talgbaum.

Stillleben, in der Malerei die Darstellung lebloser Gegenstände, wie Haus- und Küchengerätschaften, tote Jagdtiere, Fische, Blumen, Früchte u. s. w., in künstlerischer Anordnung. Die Malerei des klassischen Altertums hat zur Zeit ihres beginnenden Verfalls, nach Alexander d. Gr., eine Anbahnung dieses Darstellungsgebietes aufzuweisen. In umfassendem Maße tritt das S. zuerst bei den niederländ. Malern des 17. Jahrh. auf. Zu den ersten Pflegern gehören Willem van Aelst, Willem Kalf (gest. 1693), die drei De Heem, van der Meer u. a. Unter den Modernen sind Kunz in München, Charlemont in Wien, Preyer in Düsseldorf hervorragende Meister ihres Fachs. (S. Blumenmalerei.)

Stillochsigkeit, s. Stiersucht.

Stillwasser, s. Gezeiten.

Stillwater, Hauptstadt des County Washington im nordamerik. Staate Minnesota, in der Nähe von St. Paul am westl. Ufer des St. Croixflusses, hat (1890) 11 260 E., Theater, Staatsgefängnis, Gerichtshaus und ein Seminar für Frauen; sehr bedeutende Flößerei und Holzhandel, Sägemühlen, Dreschmaschinen-, Stärkefabrikation.

Stilpnosiderit oder Eisenpecherz, ein nierenförmiges, stalaktitisches, rindenförmiges oder derbes Mineral von pechschwarzer bis bräunlichschwarzer Farbe, muscheligem Bruch, großer Sprödigkeit und starkem Fettglanz; die Härte ist 4,5-5, das spec. Gewicht 3,6-3,8. Chemisch ist es ein meist etwas Kieselsäure enthaltendes Eisenoxydhydrat, bald dem Goethit, bald dem Brauneisen ähnlich, mit dem es oft zusammen vorkommt.

Stimbi, Muschelgeld, s. Kauri.

Stimmbänder, s. Kehlkopf und Stimme.

Stimmbandlähmung, s. Kehlkopf.

Stimmbildung, die Grundlage der Gesangskunst, soll dem Sänger die volle Herrschaft über sein Organ vermitteln, so daß es jederzeit allen Forderungen des Ausdrucks und des Vortrags willig entspricht. Der Gang der S. muß nach dem individuellen Zustand der auszubildenden Stimme gerichtet werden; die zu erstrebenden Ziele sind: reine Intonation in allen Lagen und Tonarten, klare Vokalisation, Schulung des Atmens, leichte Ansprache der Töne, Einheitlichkeit des Klangcharakters in allen Lagen. (S. auch Stimme.)

Stimmdrucke, die gedruckten Notenblätter und Hefte, die aus einer mehrstimmigen Gesang- oder