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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Strabo; Strabotŏmie; Strachĭa oleracĕa; Strachīno; Strachwitz; Strack; Straczena; Stradela; Stradella

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Strabo - Stradella

Strabo (Strabon), griech. Geograph, aus Amaseia im Pontus, geb. um 63 v. Chr., ging 29 nach Rom, bereiste um 25 v. Chr. Ägypten und lebte im übrigen unter Augustus und noch unter Tiberius meist in Rom, wo er in höherm Alter starb. Seine Bildung genoß er hauptsächlich in Alexandria. Er bereiste einen großen Teil der damals bekannten Erde und verfaßte dann zunächst ein (verlorenes) histor. Werk, «Histor. Denkwürdigkeiten» betitelt, das die frühere Zeit wenigstens bis auf Cäsars Tod behandelte. Die Reste des Geschichtswerkes stehen in Müllers «Fragmenta historicorum Graecorum». Erhalten dagegen sind, bis auf das siebente Buch, die «Geographika» in 17 Büchern, mit einer histor. Einleitung über die frühern Geographen, die mathem. und physische Geographie und die Chorographie behandelnd (s. Geographie). Die beste kritische Ausgabe des geogr. Werkes ist die von Kramer (3 Bde., Berl. 1844‒52), die beste Handausgabe die von Meineke (3 Bde., Lpz. 1852‒53; neue Ausg. 1866; vgl. dessen Vindiciae Strabonianae, Berl. 1852); eine Ausgabe mit lat. Übersetzung und Karten lieferten C. Müller und F. Dübner (2 Bde., Par. 1853‒57). Für die Sacherklärung ist die auf Befehl Napoleons Ⅰ. von de la Porte du Theil, Coray, Letronne und Gosselin veranstaltete franz. Übersetzung (5 Bde., Par. 1805‒19) noch jetzt brauchbar. Von deutschen Übersetzungen sind die von Groskurd (4 Bde., Berl. 1831‒34) und die von Forbiqer (2 Bde., Stuttg. 1856‒62) zu nennen. – Vgl. Dubois, Examen de la géographie de Strabon (Par. 1892).

Strabotŏmie (grch.), die Schieloperation, s. Schielen.

Strachĭa oleracĕa, s. Gemüsewanze.

Strachīno (spr. strack-), s. Käse A, b.

Strachwitz, Mor., Graf von, Dichter, geb. 13. März 1822 in Peterwitz bei Frankenstein in Schlesien, widmete sich zu Breslau und Berlin jurist. Studien und arbeitete dann einige Zeit als Referendar beim Kreisgericht in Grottkau. Nachdem er Schweden und Norwegen bereist hatte, lebte er als österr. Kammerherr auf seinem Gute Schebetau in Mähren, bis er 11. Dez. 1847 zu Wien auf der Rückreise aus Italien starb. S. hat zwei Sammlungen von lyrischen und episch-lyrischen Dichtungen, die «Lieder eines Erwachenden» (Bresl. 1842) und «Neue Gedichte» (ebd. 1848), veröffentlicht (1850 vereinigt; 7. vermehrte Aufl., ebd. 1878, mit einem Lebensbild des Dichters von K. Weinhold; auch in Reclams «Universalbibliothek»). Seine Poesien atmen feurige Leidenschaftlichkeit und bekunden eine patriotische und kräftige Gesinnung. In Beziehung auf die Form ist S. ein Schüler Platens.

Strack, Hermann Leberecht, prot. Theolog und Orientalist, geb. 6. Mai 1848 zu Berlin, studierte daselbst und in Leipzig Theologie und Philologie, wurde 1872 Gymnasiallehrer in Berlin und 1877 außerord. Professor der Theologie in Berlin. Er veröffentlichte: «Prolegomena critica in Vetus Testamentum hebraicum» (Lpz. 1873), «Katalog der hebr. Bibelhandschriften der kaiserl. öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg» (mit Abr. Harkavy, Petersb. und Lpz. 1875), «Prophetarum posteriorum codex Babylonicus Petropolitanus» (Petersb. und Lpz. 1876), «A. Firkowitsch und seine Entdeckungen» (Lpz. 1876), «Vollständiges Wörterbuch zu Xenophons Kyropädie» (ebd. 1881; 2. Aufl. 1892), die Ausgaben der Mischna-Traktate: «Sprüche der Väter» (Karlsr. 1882; 2. Aufl., Berl. 1888), «Versöhnungstag» (Berl. 1888), «Götzendienst» (ebd. 1888), «Sabbat» (Lpz. 1890) mit Anmerkungen und Wörterbüchern, «Hebr. Grammatik» (Karlsr. 1883; 6. Aufl., Berl. 1896), «Lehrbuch der neuhebr. Sprache und Litteratur» (mit K. Siegfried, Karlsr. 1884), «Herr Adolf Stöcker, christl. Liebe und Wahrhaftigkeit» (ebd. 1885; 2. Aufl. 1886), «Einleitung in den Talmud» (Lpz. 1887; 2. Aufl. 1894), «Einleitung in das Alte Testament» (Nördl. 1883; 4. Aufl., Münch. 1895), «Hebr. Vokabularium für Anfänger» (Berl. 1889; 4. Aufl. 1894), «Der Blutaberglaube in der Menschheit, Blutmorde und Blutritus» (Münch. 1891; 4. Aufl. 1892), «Die Juden, dürfen sie 'Verbrecher von Religions wegen' genannt werden?» (Berl. 1893), «Abriß des biblischen Aramäisch» (2. Aufl., Lpz. 1897). Ferner giebt S. heraus den «Kurzgefaßten Kommentar zu den Schriften Alten und Neuen Testaments», zusammen mit Zöckler (Nördl. und Münch. 1886 fg.), seit 1885 die «Porta linguarum orientalium» (Berlin) und ebenfalls seit 1885 als Organ der Judenmission, für deren Ziele er namentlich auch durch das von ihm 1883 gegründete und seitdem geleitete Berliner Institutum Judaicum hervorragend wirkt, «Nathanael, Zeitschrift für die Arbeit der evang. Kirche an Israel».

Strack, Joh. Heinr., Baumeister, geb. 24. Juli 1806 zu Bückeburg, erhielt seine Ausbildung in der Architektur durch Schinkel. Seine Studienreisen machte S. mit Stüler nach England, Frankreich und Rußland und in Begleitung des damaligen preuß. Kronprinzen Friedrich Wilhelm nach Italien und Sicilien. 1862 hielt er sich mehrere Monate in Athen auf und entdeckte die wohlerhaltenen Reste des Dionysostheaters am Südabhange der Akropolis. S. war Geh. Oberhofbaurat sowie Mitglied des Senats der Akademie der Künste und der technischen Oberbaudeputation. Er starb 14. Juni 1880 in Berlin. Seine Kenntnis der antiken Architektur legte er dar in der Schrift «Das altgriech. Theatergebäude» (Potsd. 1843). Im Verein mit E. Meyerheim gab er ein Werk über die «Architektonischen Denkmäler der Altmark Brandenburg», mit Text von Kugler (Berl. 1834 fg.), heraus. Zu seinen Bauten gehören die im got. Stil erbaute Petrikirche in Berlin (1846‒50), die Andreaskirche daselbst (1853‒56), ein Teil des Schlosses Babelsberg, der Umbau des kronprinzlichen Palais in Berlin, die Raczynskysche Bildergalerie nebst den damit architektonisch verbundenen königl. Künstlerwerkstätten, die Villa Borsig in Moabit samt Fabrikgebäuden, Treibhaus u. s. w. (die beiden letztern jetzt abgebrochen). 1866‒76 erbaute er nach Stülers Entwurf die Nationalgalerie in Berlin (s. Tafel: Museen Ⅰ, Fig. 1). Sein Siegesdenkmal auf dem Königsplatze in Berlin (s. d.) wurde 2. Sept. 1873 enthüllt.

Straczena, Schlucht bei Dobschau (s. d.).

Stradela, s. Jesreel.

Stradella, Stadt im Kreis Voghera der ital. Provinz Pavia, links an der Aversa, am Fuße der nördlichsten Ausläufer der Apenninen, Station der Eisenbahnen Alessandria-Piacenza und S.-Pavia (32 km), mit Trambahn nach Voghera, hat (1881) 6482, als Gemeinde 8540 E.; Wein- und Obstbau, Seidenraupenzucht, Seidenweberei, Tuchmanufaktur und Gerberei. 1894 wurde in S. dem in der Nähe geborenen Minister Depretis ein Bronzestandbild errichtet.

Stradella, Alessandro, ital. Tonsetzer und Sänger, geb. um 1645 zu Neapel, wurde 1682 zu Genua