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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Strauchäpfel; Strauchibisch; Strauchweichseln; Strausberg; Strauß

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Strauchäpfel - Strauß (Vogel)

ihres Blütenreichtums oder ihrer schönen Blüten als Ziersträucher Verwendung finden (Azaleen, Kamelien, Rhododendren, Flieder u. a.).

Strauchäpfel, niedrige Äpfel, die keinen Stamm bilden; sie sind als Zieräpfel wegen ihrer schönen Blüten und Früchte in den Gärten bekannt und dienen außerdem zum Teil als Unterlagen für edle Zwergäpfelbäume. Als Zieräpfel verdienen die weiteste Verbreitung: Pirus spectabilis L. var. floribunda Sieb., die selten über 2‒3 m Höhe erreicht und im Frühjahr mit Blüten, im Herbst mit kleinen Äpfeln übersät ist. Baumartiger wird Pirus baccata L., mit vielen Spielarten; die Früchte dieser Art werden eingemacht und zur Obstbereitung verwendet. Als Unterlage für den edlen Apfel dient Pirus pumila Mill.; wertvoll für diesen Zweck sind zwei Spielarten: der Johannisapfel und der Splitt- oder Süßapfel (Doucin der Franzosen); letzterer etwas starkwüchsiger. Die S. lassen sich durch Stockausschlag und ablegerartig durch Anhäufeln des viel verzweigten Strauches mit Erde vermehren.

Strauchibisch, Pflanze, s. Hibiscus.

Strauchweichseln, 9. und 10. Klasse des Truchseß-Lucasschen Kirschensystems (s. Kirsche).

Strausberg, Stadt im Kreis Oberbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, in waldreicher Gegend, am Straussee (4 km lang, ½ km breit) und an der Linie Berlin-Königsberg-Eydtkuhnen (Station 6 km entfernt und durch Kleinbahn mit der Stadt verbunden) der Preuß. Staatsbahnen, mit Vorortverkehr nach Berlin (Schlesischer Bahnhof) und Charlottenburg, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Berlin Ⅱ), hat (1895) 7193 E., darunter 227 Katholiken und 42 Israeliten, Postamt zweiter und dritter Klasse, Telegraph, Fernsprechverbindung, elektrische Straßenbeleuchtung, evang. Kirche, kath. Bethaus, Synagoge, Landarmenhaus, Provinzialschul- und Erziehungsanstalt, städtisches Kranken-, evang. Vereinshaus, städtische Sparkasse, Spar- und Darlehnskasse, mehrere Badeanstalten und schöne Parkanlagen; Fabrikation von groben Tuchen, Federplüsch, Kammgarnstoffen, Flanell und Teppichen, Gerberei, Fischerei und zwei Dampfsägewerke.

Strauß (Struthio, s. Tafel: Straußvögel Ⅰ), eine Gattung aus der Ordnung der Straußvögel (s. d.). Der gemeine oder afrikanische S. (Struthio camelus L., Fig. 2), welcher der größte unter allen jetzt lebenden Vögeln ist, lebt in den Wüsten Afrikas, und seine ganze Organisation ist, wie bei dem Kamel, für den Aufenthalt in der Wüste eingerichtet. Die Färbung ist im männlichen Geschlecht tiefschwarz, die Flügelfedern schneeweiß, die nackten Beine und der Hals tiefrot; das Gefieder des Weibchens einfarbig grau und ebenso gefärbt sind die Beine und der Hals. Seine Länge beträgt 2‒3 m und sein Gewicht 40‒50 kg. Die Flügel sind zum Fluge ungeeignet und mit langen, weichen, zerschlitzten Schwungfedern besetzt. Dafür sind aber seine Füße außerordentlich entwickelt, sehr stark und hoch, selbst an den Schenkeln nackt, mit dichter, lederartiger Haut überzogen und nur mit zwei, nach vorn gerichteten schwieligen Zehen (s. vorstehende Abbildung) versehen. Mit ihnen kann er einen 1,3 m langen Schritt machen, der aber beim schnellen Laufen zum 3 m langen Sprunge wird. Seine Schnelligkeit ist daher auch so groß, daß selbst die besten Pferde den S. nicht einzuholen oder doch ihm nicht lange zur Seite zu bleiben vermögen. Gegen Verfolgung sucht der S. sein Heil stets in der Flucht, und nur, in die Enge getrieben, verteidigt er sich durch Hiebe mit dem Schnabel und durch Schlagen mit den Füßen und den Flügeln. Seine Nahrung besteht nur aus Pflanzen. Sehr groß ist aber seine Gefräßigkeit, wie auch die Kraft seiner Verdauung, die hauptsächlich durch einen Vormagen unterstützt wird, der einen sehr kräftig auflösenden Saft absondert. Der S. lebt in Polygamie. Ein Männchen versammelt vier bis sechs Weibchen in einem Nest, einer ausgescharrten Grube, um sich. Jedes Weibchen legt 12‒16 gelbe glänzende Eier mit tiefen Poren, von denen jedes 1,40 kg schwer ist und drei hungerige Personen vollauf zu sättigen vermag; jedoch steht ihr Geschmack bedeutend unter dem der Hühnereier. Die harten, festen Eierschalen dienen den Eingeborenen jener Gegenden zu Gefäßen. Das Brüten besorgt bei den S. das Männchen und nur ausnahmsweise wird es auf kurze Zeit von einem der Weibchen abgelöst. Die Eier werden während der Nacht regelmäßig bebrütet, bei Tage aber oft längere Zeit mit Sand bedeckt, und es bleibt der Sonne das Brutgeschäft überlassen. Die Jungen haben ein strohähnliches Gefieder. An Stelle des gemeinen S. tritt im Somalland der Somalistrauß (Struthio molybdophanes Rehb.), dessen Männchen durch den blauen Hals und die blauen, rot geschilderten Beine von jenem unterschieden ist, während im Damaraland eine dritte Art, Struthio australis Gurney, vorkommt, dessen Männchen grauen Hals und Beine hat und weiter gelbe Umränderung der roten Beinschilder und des roten Schnabels.

^[Abb.]

Die Jagd auf S. ist sehr schwierig. Die Araber hetzen ihn zu Pferde in Trupps, die sich verteilen und ablösen, bis das müde Tier sich erschöpft in den Sand streckt (s. Taf. Ⅰ, Fig. 1). Man jagt den S. wegen der schönen zerfaserten Deckfedern des Schwanzes und der Flügel (Straußenfedern), die aber jetzt im Orient einen höhern Wert als in Europa haben. Die besten Straußenfedern erhält man aus dem Innern Nordafrikas, wo man die S. deshalb als Haustiere hält, um ihnen jene Federn auszuziehen, was binnen zwei Jahren dreimal geschieht. Gegenwärtig züchtet man die Vögel am Kap, in Algerien, Argentinien und Südkalifornien; die Federn der wilden S. stehen indessen höher im Preise. Die Körperfedern des Männchens sind schwarz, die des Weibchens braun; nur die Schwingfedern und Schwanzdecken sind schneeweiß, bisweilen mit schwarzem Saum oder schwarzer Spitze. Die Haut und das Fett der S. werden gleichfalls benutzt; das Fleisch der erwachsenen S. ist aber hart, schwarz und unschmackhaft. Auf den europ. Tiermarkt gelangen alljährlich kleine Trupps afrikanischer S., früher meist der gemeine, jetzt häufiger der Somalistrauß und nur ganz vereinzelt der Damarastrauß. Der Preis beträgt für das Männchen etwa 800 M., für das Weibchen 700 M. Als Futter erhalten die S. viel Salat und Kohl, dazu Hafer, Mais und Möhren. Auch die Zugabe von kleinen Knochen und Knorpeln ist für ihr Wohlbefinden von Nutzen.

Über die amerikanischen S. s. Nandu; über den australischen s. Emu. - Vgl. Forest, L’autruche, son utilité, son élevage (Par. 1894).