Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Strozzi; Strubberg; Strudel; Strudellöcher; Strudelwürmer; Struensee

446

Strozzi (Bernardo) - Struensee

geliefert, sein unter Vitellis Nachfolger Don Juan de Luna im Dez. 1538 erfolgter Tod ist aber nicht aufgeklärt; seine Güter waren schon vorher eingezogen worden. Seine Söhne Piero, Lorenzo und der mutige Roberto setzten den Kampf gegen den Kaiser und Cosimo I. vergeblich, zuletzt in Siena, fort. Piero und sein Sohn starben in franz. Diensten. Mit Robertos Sohn Leone starb Filippos Nachkommenschaft aus. Die Reste des Vermögens gingen über auf Lorenzo, den Sohn Filippos des Ältern, und die Familie trat seitdem nicht mehr politisch hervor. - Vgl. Ranke, Sämtliche Werke, Bd. 40 u. 41 (Lpz. 1877); Reumont, Beiträge zur ital. Geschichte, Bd. 5 (Berl. 1857); Lorenzo Strozzi, Vita di Filippo S., vor der gleichnamigen Tragödie von Niccolini (Flor. 1847 u. 1851); Guasti, Le carte strozziani (im "Archivo storico italiano", 1887 fg.); L. Strozzi, Vite di alcuni della famiglia S. (Flor. 1890); ders., Le vite degli nomini illustri della casa S. con un raggionamento inedito di Franc. Zeffi sopra la vita del autore (ebd. 1892).

Strozzi, Bernardo, ital. Maler, genannt il Capucino und il Prete Genovese, geb. 1581 in Genua, ging nach Venedig, wo er als Maler und Kriegsbaumeister in die Dienste des Staates trat und 1644 starb. Er ahmte die naturalistische Richtung des Caravaggio nach und lieferte zum Teil vortreffliche Werke, die bei flüchtiger Zeichnung und meist realistischem Ausdruck doch durch ein kräftiges Kolorit wirken. In Genua und andern Städten Italiens sind Werke von ihm erhalten; ferner in Wien, Dresden, im Louvre, in Petersburg und München. Auch war S. ein trefflicher Bildnismaler.

Strubberg, Friedrich August, Schriftsteller, s. Bd. 17.

Strubberg, Otto von, preuß. General der Infanterie, geb. 16. Sept. 1824 zu Lübbecke in Westfalen, trat aus dem Kadettenkorps 1839 als Sekondelieutenant in das 30. Infanterieregiment ein, focht nach Besuch der Allgemeinen Kriegsschule und nach mehrjähriger Thätigkeit als Lehrer beim Kadettenkorps 1849 im bad. Feldzuge und kam nach mehrfacher Verwendung im Generalstabe und, nachdem er 1858 in den Adelstand erhoben war, 1859 als persönlicher Adjutant zum Prinzen von Preußen, der ihn als König zu seinem Flügelladjutanten ernannte. S. nahm an den Feldzügen 1864 und 1866 als Regimentscommandeur des Gardegrenadierregiments Königin Augusta teil und hatte 1870/71 als Führer der 30. Infanteriebrigade besondere Gelegenheit sich auszuzeichnen, so 18. Aug. in der Schlacht von Gravelotte, bei Amiens, an der Hallue, bei Sapignies und St. Quentin. 1880 wurde S. Generalinspecteur des Militärerziehungs- und Bildungswesens, und als solcher 1883 General der Infanterie, nachdem er den Unterricht der Kadettenkorps aus dem frühern Lehrgänge in den eines Realgymnasiums umgewandelt hatte. 1888 wurde er à la suite des Kadettenkorps gestellt und 1889 zum Chef des Infanterieregiments Graf Werder (4. rheinisches) Nr. 30 ernannt. 1890 trat er in den Ruhestand.

Strudel oder Wasserwirbel, die kreis- oder spiralförmigen Drehungen des Wassers, die in der Mitte ihrer Oberfläche gewöhnlich eine trichterartige Vertiefung erzeugen. Sie sind in den an Felsinseln und Klippen reichen, von starken Gezeitenströmen durchwogten Fjordgebieten der Erde eine sehr gewöhnliche Erscheinung, doch erzeugen auch die sehr schwachen Gezeiten des Mittelmeers in der Meerenge von Messina S., die als Scylla und Charybdis von den Alten in sagenhaft übertriebener Weise beschrieben wurden. Der berühmteste unter den jetzt bekannten S. ist der Malström (s. d.) an der Küste Norwegens. In den Flüssen haben die S. meist kleinere Dimensionen und sind stromabwärts von jedem dem Flußbett eingefügten Hindernis zu beobachten; großartig sind sie unterhalb der Niagarafälle und in den Stromengen des Kongo unterhalb Vivi entwickelt. Kleinere S. erzeugten die Strudellöcher oder Riesentöpfe (s. d.).

Strudellöcher, s. Riesentöpfe.

Strudelwürmer (Turbellaria), eine Ordnung der Plattwürmer (s. d.), die frei im süßen oder salzigen Wasser in gemäßigten Klimaten, häufiger in den Tropen, teilweise auch auf dem Lande an feuchten Stellen wohnen. Sie sind meist von blattförmiger, ovaler Gestalt und tragen auf der gesamten Körperoberfläche Flimmerhaare. Der mit einem vorstülpbaren Schlunde versehene Darm beginnt häufig auf der Bauchfläche und zeigt nicht selten seitliche Aussackungen in verschiedener Zahl. Die S. sind Zwitter, die sich zuweilen auch durch freiwillige Querteilung fortpflanzen. Die Größe der meisten ist gering, indessen erreichen einige tropische farbenprächtige Arten eine ansehnliche Größe. Sie ernähren sich von andern kleinen wirbellosen Tieren, Würmern und Krebsen. Nach der Beschaffenheit des Darms teilt man die S. in I. Rhabdocoela mit geradem Darm, II. Dendrocoela mit baumartig verzweigtem Darm. Zu diesen gehört das in unsern Lachen und Tümpeln nicht seltene, milchweiß gefärbte Dendrocoelum lacteum Oerst. (s. Tafel: Würmer, Fig. 1). - Vgl. M. Schultze, Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien (Abteil. 1, Greifsw. 1851); L. von Graff, Monographie der Turbellarien. I. Rhabdocoelida (mit Atlas, Lpz. 1882); Ijima, Bau und Entwicklung der Süßwasserplanarien (in der "Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie", 1884); Lang, Die Polycladen (in der "Fauna und Flora des Golfs von Neapel", XI, Lpz. 1884).

Struensee, Gustav von, Romanschriftsteller unter dem Pseudonym Gustav vom See, geb. 13. Dez. 1803 zu Greifenberg in Pommern, studierte 1823-26 in Bonn Jurisprudenz und wurde 1831 Regierungsassessor, 1834 Regierungsrat in Koblenz, 1847 Oberregierungsrat in Breslau. 1863 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses, wo er zur Fraktion Grabow der liberalen Partei gehörte. Er starb 29. Sept. 1875 in Breslau. Unter seinen Romanen sind hervorzuheben: "Rancé" (3 Bde., Lpz. 1845), "Die Belagerung von Rheinfels" (2 Bde., ebd. 1850), "Die Egoisten" (4 Bde., ebd. 1853), "Herz und Welt" (3 Bde., Bresl. 1862), "Gräfin und Marquise" (4 Bde., Wien 1865) mit der Fortsetzung "Ost und West" (4 Bde., Bresl. 1864) u. s. w. Eine Auswahl seiner Werke erschien in 6 Bänden (Bresl. 1876).

Struensee, Joh. Friedr., Graf von, dän. Staatsminister, geb. 5. Aug. 1737 zu Halle a. S., wo sein Vater, Adam S. (gest. 1791), Prediger an der Ulrichskirche war. Er studierte Medizin und erhielt, als sein Vater 1757 als Pastor Primarius nach Altona ging, dort das Amt des Stadtphysikus. Er blieb auch hier, als sein Vater, 1759 zum Generalsuperintendenten von Schleswig-Holstein ernannt, erst nach Rendsburg, dann nach Schleswig übersiedelte. Durch des Grafen Rantzau-Ascheberg Empfehlung wurde er Juni 1767 Leibarzt des Königs Christian VII. von Dänemark für die Zeit, wo