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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stuttgart

die Regierung des Königs Wilhelm I., 1841 errichtet, von Wagner u. a., das eherne Reiterstandbild des Grafen Eberhard im Bart (1859) von Hofer, das Bronzestandbild Herzog Christophs (1889) von P. Müller, das Reiterstandbild König Wilhelms I. (1884) von Hofer, das Marmordenkmal des Königs Karl und Bronzedenkmal der Königin Olga (1895) von Curfeß, die Bronzebüsten Uhlands von Rau, des Rechtslehrers Joh. Jak. Moser (1885) von Kopp und des Herzogs Eugen von Württemberg (1878), Marmorbüsten Danneckers von Curfeß (1888), Friedrich Vischers, Bismarcks und Moltkes (1889) von Donndorf, Robert Mayers von Kopp, G. Schwabs von Zell, Franz Schuberts von Kietz, E. Mörikes von Roesch. Von Brunnen sind zu erwähnen die auf dem Schloßplatz von Kopp, der mit dem Erzbild der Stuttgardia von Rau (1864), der got. Brunnen bei der Marienkirche (1880) von Wolff und der Monumentalbrunnen mit dem Erzbild einer Galatea auf der Eugensplatte von Rieth (1890).

Kirchen. Die Stiftskirche, eine dreischiffige got. Hallenkirche, 1436-95 erbaut, seit 1534 evangelisch und 1841 sowie 1890 hergestellt, enthält Glasgemälde (1841-87) nach Zeichnungen von Neher, Steinbilder württemb. Grafen von Graf Ulrich (gest. 1265) bis Graf Heinrich (gest. 1519); die kath. St. Eberhardskirche an der Königsstraße war bis 1808 Kirche des Lustschlosses Solitude. Architektonisch bedeutender sind die Kirche in der Vorstadt Berg (s. d.), die 1866-76 von Leins in Sandstein erbaute got. Johanneskirche auf einer Halbinsel des Feuersees, die von Dollinger im rhein. Rundbogenstil des 12. Jahrh. aus Backsteinen aufgeführte turmreiche Garnisonkirche (1879) mit Glasgemälden von Pfannschmidt und Wandbildern von Schraudolph, kath. Marienkirche (1879) von Egle, eine frühgot. dreischiffige Hallenkirche mit zwei Türmen und einem von Beuroner Benediktinern gemalten Fries, roman. Kirche (1881) in der Karlsvorstadt (Heslach) von Wolff, roman. Friedenskirche von Dollinger (1892) in der Neckarvorstadt, mit Glasfenstern, kath. St. Nikolauskirche (1897) von Pohlhammer, Gedächtniskirche (1898) von Reinhardt und Pauluskirche (1898) von Frey, sämtlich frühgotisch, die Schloßkapelle im alten Schloß, 1560 von Herzog Christoph gebaut, 1865 unter König Karl durch Tritschler erneuert, die kleine engl. Kirche (1864), russ. Kirche (1895) von Eisenlohr und Weigle, zwei Methodisten- und mehrere andere Kapellen sowie die 1859-60 von Breymann und Wolff erbaute Synagoge.

Weltliche Gebäude. Das Residenzschloß, 1746-1807 in einfachem franz. Stil erbaut, besteht aus einem Hauptgebäude mit zwei vorspringenden Flügeln und enthält etwa 360 Säle und Gemächer, 1337-45 von Gegenbaur gemalte Fresken aus der württemb. Geschichte und Skulpturen von Dannecker, Kopf u. a.; mit dem Schloß steht das Hoftheater in Verbindung, 1845-46 auf den Grundmauern des unter Herzog Ludwig durch Beer erbauten Lusthauses errichtet. Südwestlich vom Schloß das alte Schloß, 1500 auf der Stelle einer ältern Burg begonnen, nach 1553 unter Herzog Christoph durch Tretsch ausgebaut und später mit drei runden Ecktürmen versehen, hat die Formen der mittelalterlichen Burg bewahrt; daneben der Königin-Olga-Bau im Palaststil des 18. Jahrh. (1896) von Lambert und Frey (Eigentum der Herzogin Wera). Westlich vom Residenzschloß über dem prächtigen, 1860 von Hackländer und Leins erneuerten Schloßplatz der Königsbau, 1856-60 von Leins erbaut, getragen durch eine großartige Kolonnade von 26 ion. Säulen, die durch zwei vorstehende korinth. Säulenhallen unterbrochen werden; daneben das Kronprinzenpalais, 1846-50 in röm. Stil von Gaab erbaut. Hinter dem Residenzschloß die jetzt als Bibliothek, Wohnungen, Kanzleien und Stallungen benutzten Gebäude der 1775 hierher verlegten, 1794 aufgehobenen Karlsakademie (Karlsschule), in der Schiller mit Dannecker u. a. seine Ausbildung erhielt; an der Neckarstraße das Gebäude des Staatsarchivs und Naturalienkabinetts (1827) im klassischen Stil, das Wilhelmpalais (1840) von Salucci, Winterwohnung des Königs, weiter nördlich das Museum der bildenden Künste, 1839 erbaut, 1890 erweitert, und die Münze (1842). Neuere bemerkenswerte Gebäude sind der Bahnhof (1867) von Morlok und Wolff (s. Tafeln: Bahnhöfe I, Fig. 4, und IV, Fig. 3), die Hauptpost von Tritschler (1870) hinter dem Königsbau, die Markthalle, ein Geschenk des Königs Wilhelm I., die städtische Gewerbehalle von Wolff (1881), das Landesgewerbemuseum von Hartel und Neckelmann (1895) mit der prächtigen König-Karls-Halle im Innern, das Justizgebäude im Stil der Hochrenaissance (1879) und daneben die königl. Bibliothek (1885), beide von Landauer, das städtische Lagerhaus (1890) am Güterbahnhof, die neue Infanteriekaserne (1886) in florentin. Frührenaissance, das Generalkommando von Gnauth (1875), das vom königl. Leibarzt Dr. Ludwig gestiftete Spital (1874), die von der Königin Olga gestiftete Heilanstalt für Kinder und Lehrlinge (1890), die Technische Hochschule in ital. Renaissance, 1864 erbaut von Egle, erweitert 1879 von Tritschler, die Baugewerkschule in franz. Renaissance von Egle (1870), die Kunstschule von Bok (1885), das Karlsgymnasium von Wolff (1885), das Realgymnasium (1881), die Wilhelms-Realschule (1896), die neuen Spitäler: Marien-, Karl-Olga- und Bürgerspital, endlich die Gebäude der Museumsgesellschaft (1875), der Württembergischen Vereinsbank (1873) und der Reichsbank (1877) und die Liederhalle (1864; 1874 erweitert).

Verwaltung. Die Stadt wird unter Aufsicht der königl. Stadtdirektion verwaltet von einem Oberbürgermeister (Rümelin, 18 000 M.), zwei besoldeten Räten (Gauß und Stockmayer, je 9200 M.), einem Gemeinderat und Bürgerausschuß von je 24 Mitgliedern. Der Vorort Gablenberg hat einen eigenen Unterschultheiß, aber keinen eigenen Gemeinderat. Seit 1891 besteht eine Berufsfeuerwehr. Mit Nutzwasser wird die Stadt versorgt durch das Neckarwasserdruckwerk (1861), das Seewasserwerk (1874) und das neue Neckarwasserwerk (1881), mit Trinkwasser durch das Wasser aus 94 einzelnen Quellenfassungen. Die Kanalisation ist seit 1874 allmählich durchgeführt. Die Gasbeleuchtung besteht seit 1845; elektrische Beleuchtung seit 1895.

Finanzen. Die Einnahmen und Ausgaben sind für 1897/98 auf 9,477 Mill. M. veranschlagt; unter erstern befinden sich 5,085 Mill. M. Steuern und Gebühren. Für Armen- und Krankenpflege werden aufgewendet 560 000, für Unterrichts- und Erziehungswesen 1 148 500, für Sicherheitszwecke 640 800, für Tiefbau, Straßen und öffentliche Plätze 3,327 Mill. M. Das Vermögen betrug 1895: 29,892, die Schulden 20,929 Mill. M., darunter 19,?i6 Mill. M. Anleihen.

Behörden. S. ist Sitz der Ministerien und obersten Landesbehörden, der königl. Stadtdirektion,