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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sunderbunds - Sunium

bußfertiger Gesinnung. An dieselben sittlichen Bedingungen knüpft das Evangelium Jesu die Verkündigung der göttlichen S. Schon das Urchristentum aber faßte den Tod Jesu als ein zum Zwecke der S. gestiftetes Sühnopfer auf, das an die Stelle der alten Opfer getreten sei, und die kirchliche Dogmatik hat daraus die Theorie von der stellvertretenden Genugthuung (s. Versöhnung) entwickelt, die Christus durch seinen Tod der Strafgerechtigkeit Gottes geleistet habe. Die Aufklärungszeit hat die Möglichkeit der S. bestritten, sofern man darunter einen um fremder Leistung willen ausgesprochenen Erlaß der Sündenstrafe verstand. Die Lösung der Schwierigkeit ergiebt sich aber aus der rein religiösen Fassung der S., wonach dieselbe die Wiederherstellung des durch die Sünde gestörten normalen Verhältnisses des Menschen zu Gott, oder die dem Menschen von neuem zugesicherte väterliche Gesinnung Gottes bedeutet.

Sunderbunds (spr. ßönnderbönds), englisch für Sundarban (s. d.).

Sunderland (spr. ßönnderländ), Municipal-, County- und Parlamentsborough (2 Abgeordnete) sowie bedeutender Seeplatz in der engl. Grafschaft Durham und 20 km nordöstlich von Durham, südlich an der Mündung des Wear in die Nordsee, an der North-Eastern-Eisenbahn, bildet mit dem dicht anliegenden Wearmouth oder Bishop Wearmouth und dem am linken oder nördl. Ufer des Wear gelegenen, als Vorstadt geltenden Monk-Wearmouth-Shore eine einzige Stadt mit (1891) 130 921 E., gegen 116 542 im J. 1881. Im J. 1896 wurden 140 386 berechnet. Die Altstadt, nach dem Hafen zu, hat enge, schmutzige Straßen; der neuere Teil ist gut und geschmackvoll gebaut. S. besitzt zahlreiche Kirchen und Dissenterskapellen, zwei Synagogen, ein Lyceum, mehrere stark besuchte Lancasterschulen, ein Athenäum mit Museum, Theater, Börse, Handelsbank, ein großes Kranken- und ein Versorgungshaus und eine Kettenbrücke über den Wear (32 m über dem Flußspiegel). Der Hafen wird von der Flußmündung gebildet, und sein Eingang liegt zwischen zwei langen Molen. S. ist ein Hauptsitz des brit. Schiffbaues; 1892 gingen 57 Schiffe von insgesamt 89 095 Registertons vom Stapel. Außerdem hat S. ausgedehnte Glasfabrikation, bedeutende Fabriken für irdene Waren, Hüte, Segeltuch, Kettenkabel, Anker und andere Schiffsutensilien, Reepschlägereien, Seilerbahnen, Vitriolwerke, Eisen- und Messinggießerei, Sägemühlen, Gerberei, Brauerei und Kalkbrennerei. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls. In der Nähe befinden sich Marmorbrüche und reiche Steinkohlenlager, unter denen die Monk-Wearmouth-Grube eine der bedeutendsten ist. Eingeführt werden namentlich Hölzer und Grubenstützen (1895: 467 180 Dutzend), Erze (42 454 t), Kreide, Lehm, Getreide (229 433 Quarters), Espartogras und Petroleum. Zur Ausfuhr kommen Kohlen (4,226 Mill. t, einschließlich der Bunkerkohle gegen 3,127 Mill. t im J. 1893), Kalk (11 947 t), Preßkohle, Cement, Flaschen und Glas. Im Hafen verkehrten 1895: 6911 Schiffe von 2,53 Mill. Registertons, gegen 7535 Schiffe im Vorjahre. Die eigene Flotte zählt 280 Fahrzeuge mit 282 492 Registertons.

Sündersbühl, Gemeinde im Bezirksamt Nürnberg des Reg.-Bez. Mittelfranken, hat (1895) 3871 E. und Post.

Sundewitt (d. h. der Wald am Sunde), Halbinsel an der Ostküste der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, der Insel Alsen gegenüber, im N. von dem Apenrader Meerbusen, im O. von dem Alsensund und dem Wenningbund, im S. von der Flensburger Bucht und dem Nübel-Noor bespült, gehört zum Kreis Sonderburg, ausgenommen das nördlichste Kirchspiel Warnitz, das zum Kreis Apenrade gehört. Die Landbevölkerung spricht durchweg die westjütische Mundart. In S. liegt die Lehnsgrafschaft Reventlow-Sandberg, seit 1672 im Besitz der jüngern Linie der Familie Reventlow (s. d.). Die Landschaft ist sehr fruchtbar und zeichnet sich durch wellenförmige Hügel, Waldgehege und Hecken (Knicks) aus. In den deutsch-dän. Kriegen von 1848/49 und 1864 wurde S. wichtig durch die bei dem Kirchdorf Düppel (s. d.), an der Landstraße von Flensburg und Gravenstein nach Sonderburg, von den Dänen befestigten und hartnäckig verteidigten Höhen. Die seit 1865 von Preußen bei Sonderburg angelegten Festungswerke sind wieder aufgegeben. Unter den übrigen vier Kirchdörfern sind hervorzuheben Broacker mit (1890) 1033, als Gemeinde 4955 E. und einer schönen Kirche und Satrup (803 E.). In der Nähe von Satrup liegt das Moor Nydam, wo 1859-63 unter andern Altertümern zwei große Ruderboote und röm. Kaisermünzen des 2. und 3. Jahrh. aufgefunden wurden, die sich jetzt im Kieler Museum befinden.

Sündflut, s. Sintflut.

Sundgau, im frühern Mittelalter Bezeichnung für den ganzen obern Teil des Elsasses, als Südgau, im Gegensatz zu dem Nordgau, dem untern Teile des Landes. Im spätern Mittelalter erstreckte sich die Bezeichnung S. nur noch auf den südlich der Thur gelegenen Teil des Elsasses.

Sündopfer, s. Opfer.

Sundridge, Baron, s. Argyll.

Sundsvall, einzige Stadt der schwed. Provinz Medelpad im Westernorrlands-Län, an einer Bucht des Bottnischen Meerbusens gelegen, ist Sitz eines deutschen Konsuls, Mittelpunkt des wichtigsten Holzwarendistrikts Schwedens, zählt (1893) 13 767 E. und treibt sehr bedeutenden Handel, namentlich mit Zimmerholz und Eisen. Die Handelsflotte zählt (Ende 1893) 15 Segel- und 24 Dampfschiffe von zusammen 8054 t. Durch die Eisenbahnlinie S.-Änge steht S. mit der nördl. Staatsbahn in Verbindung. Nahebei befinden sich große Sägewerke.

Sundzoll, s. Sund.

Sungari, Nebenfluß des Amur (s. d.).

Sungatschi, Fluß im russisch-sibir. Küstengebiet, Abfluß des Chankasees zum Ussuri (s. d.).

Sungei-Ujong, malaiischer Staat auf der Halbinsel Malaka in Hinterindien, seit 1874 unter brit. Schutz. (S. Straits Settlements.)

Sunilda, s. Swanhilt.

Sunium (grch. Sunĭon), Vorgebirge der Südspitze von Attika, war seit 413 v. Chr. durch eine jetzt noch zum Teil erhaltene Mauer, die sich bis an den nordwestl. Fuß des Berges hinabzog, befestigt. Hier lag auch der gleichnamige Flecken S. mit einer Hafenbucht und ergiebigen Silberminen. (S. Laurion.) Auf dem Gipfel des Vorgebirges stand ein, wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrh. v. Chr. in dor. Stil (Peripteros) aus weißem Marmor erbauter Tempel der Athene, von dem noch jetzt 11 Säulen aufrecht stehen. Nach ihnen, die weithin vom Meere aus sichtbar sind, wird das Vorgebirge jetzt gewöhnlich Kap Kolonnäs (Kap der Säulen) genannt.