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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Talpa - Tamaulipas

Jüngling mit Flügeln, der im Laufen begriffen ist und mit der Hand zum Wurfe ausholt. Er war von riesiger Größe und ganz aus Erz. Er hatte aber eine kleine Blutfistel an der Ferse, die unten mit einem Nagel geschlossen war. Sobald jene Stelle verletzt oder der Nagel herausgezogen wurde, mußte er sterben. Er mußte die Insel Kreta bewachen, weshalb er dreimal täglich um sie herumlief. Diejenigen, welche an die Küste der Insel verschlagen wurden, nahm er in seine Arme und sprang mit ihnen in das Feuer, so daß sie verbrannten. Als die Argonauten am Gestade von Kreta landen wollten, empfing sie T. mit Steinwürfen. Allein Medeia bezwang ihn durch Zaubergesang oder durch List, indem sie ihm jenen Nagel herauszog, oder Poias, der Vater des Philoktetes, schoß nach seinem Fuße mit dem Bogen des Herakles, so daß er verblutete.

Talpa, s. Maulwurf.

Talsen, Stadt, s. Telschi.

Taltal, Stadt in der chilen. Provinz Antofagasta, an einer kleinen Bucht des Stillen Meers unter 25° 26’ südl. Br., mit (1885) 4761 E., ist wichtig als Ausfuhrhafen für die Produkte der Bergwerke des Hinterlandes, darunter beträchtliche Mengen Golderz. Eine 149 km lange Eisenbahn führt nach dem Bergstädtchen Cachinal de la Sierra. T. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Talter Gewässer, s. Spirdingsee.

Talus (lat.), s. Sprungbein.

Talut, Gruppe der Marschallinseln, s. Jaluit.

Talvj, s. Robinson, Therese Albertine Luise.

Talysch, Gebirgskette, s. Talisch.

Tamagrut, Ort im Thale des Draa (s. d.).

Tama-matsuri, Fest, s. Bon.

Taman, zum Kreis Temrjuk des russ. Kubangebietes in Ciskaukasien gehörige Halbinsel, zwischen dem Asowschen und dem Schwarzen Meer und längs der Meerenge von Kertsch, hat drei tief einschneidende seichte Buchten: im NO. die Temrjukbucht, im SW. durch eine schmale Landenge von einem großen Binnensee getrennt; im W. die Tamanbucht, 30 km lang, 7‒12 km breit; im SO. die Kubanbucht oder den Kisiltasch-Liman (Kisiltašskij Liman), in die der Kuban mündet. Die Halbinsel ist öde und versandet, aber merkwürdig durch ihre Schlamm- und Naphthaquellen (15 an der Zahl), Schlammvulkane und Gasausströmungen. Im Altertum fanden sich hier blühende griech. Kolonien, wie Phanagoria (s. d.).

Tamandua, s. Ameisenbär.

Tamar (spr. tehmĕr), Fluß in England, s. Tamer.

Tamara, der 326. Planetoid.

Tamaricacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Cistifloren (s. d.) mit nur 40 meist über die wärmern Gegenden der nördl. gemäßigten Zone sowie Südafrika verbreiteten Arten, meist Sträucher, seltener Bäume oder krautartige Gewächse, mit kleinen, schuppenartigen, den Zweigen angedrückten Blättern und weißen oder rötlich gefärbten, in dichten Trauben oder einzeln stehenden Blüten. Diese sind zwitterig und regelmäßig gebaut, besitzen fünf Kelchblätter, ebenso viel Blumenblätter, fünf oder mehr Staubgefäße und einen einfächerigen Fruchtknoten mit mehrern Griffeln. Die Frucht ist eine mit mehrern Klappen aufspringende Kapsel. Mehrere Arten sind ihrer schönen Blüten und ihres eigentümlichen Habitus halber Zierpflanzen.

Tamarida, Hauptort der Insel Sokotra (s. d.).

Tamarinde, Pflanzengattung, s. Tamarindus.

Tamarindenmolken, s. Molken.

Tamaríndus L., Tamarinde, Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Cäsalpiniaceen. Die einzige, wahrscheinlich im tropischen Asien einheimische Art, T. indica L., hat durch langjährige Kultur in allen Tropengegenden, besonders als Schattenbaum weite Verbreitung gefunden und mehrere Kulturarten entwickelt. Es sind Bäume mit gefiederten Blättern und in Trauben stehenden wohlriechenden Blüten von gelblichweißer Farbe. Die Früchte sind fingerdicke, gegen 20 cm lange braune Hülsen, die zwischen den Häuten ihrer Schalen ein angenehm säuerlich-süß schmeckendes schwarzrötliches Mark enthalten, das in der Medizin und in Tabaksfabriken gebraucht wird. Dieses Mark kommt, mit Fasern und Samen vermischt, als eine mus- oder breiartige Masse, in Fässer geschlagen, aus Ostindien, Ägypten und Westindien nach Europa. In neuerer Zeit hat der Handel damit wie die Anwendung desselben sehr abgenommen. Von den Samen und Fasern befreites und mit Zucker versetztes Tamarindenmus führt den offizinellen Namen Pulpa Tamarindorum depurata; es bildet einen Hauptbestandteil der Sennalatwerge (Electuarium lenitivum). Das Tamarindenholz kommt als Nutzholz in den Handel.

Tamariske, Pflanzengattung, s. Tamarix.

Tamărix L., Tamariske, Pflanzengattung aus der Familie der Tamaricaceen mit 30 Arten in den Mittelmeerländern, Nordafrika und Asien, immergrüne Sträucher, mit kleinen schuppenförmigen, gedrängt stehenden Blättchen und langen, aus Ähren zusammengesetzten Rispen kleiner, schön rosenroter Blüten. Einige Arten, wie die in ganz Südeuropa einheimische T. gallica L. und T. tetranda Pull., eignen sich vorzüglich zu Gruppen im Park, wo sie zwischen Laubholz, namentlich an Ufern von Teichen und Bassins, einen sehr schönen Effekt machen. Außerdem werden noch häufig unter dem Namen T. einige Arten der nahe verwandten Gattung Myricaria kultiviert, so die an Bächen und Flüssen Süd- und Westdeutschlands wild vorkommende deutsche Tamariske, T. germanica L. (Myricaria germanica Desv.), und die sibirische, T. dahurica W. (Myricaria longifolia DC). Von der in Arabien und besonders am Sinai wachsenden T. mannifera Ehrbg. wird eine Art Manna (s. d.) gewonnen.

Tamaschek, Sprache der Tuareg (s. d.).

Tamasii-no-matsuri, Fest, s. Bon.

Tamatāve, Stadt auf Madagaskar (s. d.).

Tamaulīpas, der nördlichste unter den östl. Küstenstaaten von Mexiko, im N. durch den Rio Grande del Norte von Texas getrennt (s. Karte: Mexiko), hat auf 84434 qkm (1895) 204206 E., meist Mestizen. Die Indianer sind Nachkommen der Huaxteca (s. d.). Der Küstenstrich besteht aus Alluvium; gegen das Innere folgt ein Streifen tertiären Landes, gegen Norden breiter werdend, und darauf das mesozoische Gebirge, der Rand des Hochlandes, auf welches der Staat bis Tula hineinreicht. Die Küste selbst ist mit Strandseen, Haffen und Nehrungen ausgestattet. Das Klima ist im Innern gemäßigt, am Küstensaume herrschen Hitze und Fieber. In den heißen Regionen werden Baumwolle, Zuckerrohr und Reis angebaut. Der Bergbau auf Kupfer, Silber und Gold ist zurückgegangen, die Industrie liefert nur den notwendigsten Hausbedarf. Das Hauptgewerbe ist Viehzucht, Pferde, Maultiere,