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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Taschenspringer - Tasmanien

Leute, die allerlei auffallende, auf den ersten Blick nicht erklärbare Kunststücke verrichten. Die Künstler müssen große Gewandtheit, vor allem Fingerfertigkeit besitzen und bedienen sich außerdem besonderer Instrumente; sie vermögen um so mehr zu leisten, je geschickter sie dabei die Physik und Chemie anzuwenden verstehen. Eine Menge zum Teil sehr anziehender Taschenspielerkünste finden sich in Martins' "Unterricht in der natürlichen Magie" (umgearb. von Wiegleb und Rosenthal, 20 Bde., Berl. 1786-1805), Marion, "Das Ganze der Salonmagie" (Wien 1889) und ähnlichen Werken. Schon im Altertum gab es T. In Indien, Ägypten, Griechenland und Rom erreichte die Taschenspielerkunst einen sehr hohen Grad der Ausbildung; im heutigen Orient leisten die T. Indiens, Chinas und Japans Erstaunliches. In Europa erwarben sich in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. Pinetti, Eckartshausen und insbesondere Philadelphia, in neuerer Zeit Bosco, Dobler, Frickel, Robert-Houdin (von ihm "Confidences d'un prestidigitateur", 2. Aufl., 2 Bde., Par. 1861; "Magie et physique amusante", ebd. 1877) und Herrmann als Künstler dieser Art einen Ruf. (S. Magie.)

Taschenspringer (Dipodoyms), Gattung der Springmäuse (s. d.) mit Backentaschen, mit großem, breitem, abgeplattetem Kopfe, abgerundeten Ohren, wurzellosen Backenzähnen; innerste Zehen an allen Füßen zurückgebildet, aber mit Krallen; Schwanz mindestens von Körperlänge, behaart, an der Spitze mit Pinselquaste; Hinterfüße sehr lang mit bis an die Krallen behaarten Sohlen. Die T. bewohnen in 5 Arten die Wüsten von Kalifornien und Mexiko.

Taschenuhren, s. Uhren.

Taschi-Lunpo, Stadt in Tibet, s. Schigatse.

Taschkent. 1) Kreis im südöstl. Teil des russ.-centralasiat. Gebietes Syr-darja, im Gebiet des Syr-darja, hat 43 347,8 qkm mit 245 990 E. - 2) Hauptstadt des Generalgouvernements Turkestan und des Syr-darja-Gebietes sowie Kreisstadt im Kreis T., unter 41° 19' nördl. Br. und 71° 16' östl. L. von Greenwich, im Thal des Tschirtschik (zum Syr-darja), 8 km von letzterm entfernt, von einer 12 km langen Mauer umgeben, besteht aus einem asiat. Teil mit engen Straßen und einem regelmäßig angelegten europ. Teil mit zum Teil geraden Straßen und Citadelle. T. ist Sitz des Generalqouverneurs, des Militärgouverneurs und eines Bischofs, und hat (1897) 156 506 E., darunter etwa 100 000 Tataren und Sarten, 18 000 Russen, Kirgisen, Juden, Deutsche u. a.; zahlreiche Moscheen, Bazare und Karawanseraien; im europ. Teil ein Knaben-, ein Mädchengymnasium, Realschule, Lehrerseminar, Theater, astron. Observatorium, ein centralasiat. Museum, öffentliche Bibliothek (10 000 Bde.), 4 russ. Zeitungen, die Mittelasiatische Bank, eine Filiale der Russischen Reichsbank und 42 Fabriken. T. ist eine der ältesten Städte Centralasiens und ein wichtiger Stapelplatz für den Handel zwischen Rußland, Kokan, Buchara, Persien, Kaschmir und Indien. Die Einfuhr betrug (1890) 13,23, die Ausfuhr 7,98 Mill. Rubel. Eine Fortsetzung der Transkaspischen Eisenbahn von Samarkand über Dschissak nach T. ist im Bau begriffen. 1866 und 1868 fanden Erdbeben statt.

Taschkentgeschwür, s. Sartenkrankheit.

Taschkurgan, Hauptort von Chulm (s. d.).

Täschner, s. Sattler.

Tasimeter, s. Mikrotasimeter.

Tašlidža (spr. taschlidscha), türk. Name der Stadt Plevlje (s. d.).

Tasman, Abel Janszoon, Seefahrer, geb. 1602 oder 1603 zu Lutgegast in Groningen, ging frühzeitig zur See, fuhr 1638 als Kapitän nach Indien und mit Matthys H. Quast 1639 nach Japan und von da ostwärts, wobei wahrscheinlich zum erstenmal die Bonininseln berührt wurden. Auf Befehl des ind. Generalstatthalters van Diemen ging T. 1642 mit zwei Schiffen von Batavia nach Mauritius, um das unbekannte Südland aufzusuchen. Er verließ 8. Okt. Mauritius, wandte sich zuerst bis 49° südl. Br. nach Süden und von da nach Osten, bis er 24. Nov. eine hohe Küste entdeckte, die er Vandiemensland (jetzt Tasmanien) nannte. T. umsegelte die Südspitze dieses Landes, ging ein Stück an der Ostküste hinauf, ohne dessen Inselnatur zu erkennen, und traf dann 13. Dez. abermals weiter nach Osten zu auf ein hohes Ufer, die Südinsel Neuseelands, von ihm Statenland genannt und für einen Teil des Südlandes gehalten. Am 6. Jan. 1643 erreichte er dessen Nordspitze und entdeckte die Tonga-Inseln, von wo aus er 6. Febr. auf die Viti-Inseln, 1. April auf den Nordostrand des Bismarck-Archipels stieß. Am 15. Juni 1643 warf er wieder in Batavia Anker. Durch diese Reise wurde bewiesen, daß die seit 1605 von den Holländern besuchten Nordwestküsten von Neuholland (Australien) nicht mit dem unbekannten Südlande zusammenhingen. Es fragte sich nun, ob Neuguinea mit Neuholland ein Festland bilde, oder eine Insel sei. Um dies zu erforschen, wurde T. 1644 zum zweitenmal ausgesandt, drang von Westen her in die Torresstraße ein, aber erkannte der zahlreichen Riffe und Inseln wegen den Durchgang nicht oder konnte die Schwierigkeiten der Durchfahrt nicht überwinden. Er nahm die Küste des schon bekannten Carpentariagolfs genau auf und folgte dem Ufersaum des Festlandes bis 23° 45' südl. Br., von wo er nach Batavia zurückkehrte. Der Originalbericht der ersten Reise und die kartogr. Reiseroute der zweiten Fahrt hat Jakob Swart herausgegeben: "Journal van de Reis naar het onbekende Zuitland 1642 door Abel Jansz T." (Amsterd. 1860). T. lebte nach einem erfolgreichen Beutezug nach den Philippinen, der ihm einen Prozeß wegen gewaltthätiger Handlungen zuzog, in Batavia, wo er 1659 starb. - Vgl. Walker, Abel Janszoon T.: his life and voyages (Hobart 1896).

Tasmanien, früher Vandiemensland, Insel und engl. Kolonie im Süden des austral. Kontinents (s. die Nebenkarte zur Karte: Australien) und von diesem durch die Baßstraße getrennt, hat fast viereckige Gestalt und bedeckt mit den 55 Nebeninseln 67 894 qkm. Die nur im Norden flachen, sonst meist schroffen Küsten haben gute Häfen, so Macquarie-Hafen, der d'Entrecasteaux- Channel, die Stormbai, die Austernbucht und Dalrymplebai. Fast die ganze Insel, der die wüsten Teile des austral. Kontinents fehlen, besteht aus Hochland, das aus fruchtbaren, große Seen tragenden Hochebenen zusammengesetzt ist und meistens jäh zur Küste abfällt. Zwischen diesen Hochebenen ziehen, meistens von NW. nach SO., rauhe Gebirgsstöcke, welche im Nordosten im Ben-Lommond bis zu 1527 m, im Nordwesten im Mount-Cradle bis zu 1515 m ansteigen. Die zahlreichen Flüsse haben nur kurzen Lauf. Aus mehrern Armen entsteht bei Launceston der schiffbare Tamar, welcher unterhalb Georgetown in die Baßstraße mündet. Den Nordwesten bewässert der Arthur-River. Im Westen mündet in den Macquarie-Hafen der im untern Laufe schiffbare Gordon. Der Fluß des