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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tatra - Tauben

vielen Negerstämmen Afrikas (besonders Nord- und Westküste, Südafrika, Galla, Madagaskar) und in einigen Teilen Asiens (Kleinasien, Syrien, Persien, Arabien, Molukken, einigen Sunda-Inseln, besonders Borneo, Philippinen, Formosa, Liu-kiu, Japan, Kamtschatka), doch verschwindet sie auch hier bei der fortschreitenden Berührung mit europ. Kultur und der Annahme vollständigerer Bekleidung mehr und mehr. - Vgl. W. Joest, T., Narbenzeichnen und Körperbemalen (Bert. 1887).

Tatra, Teil der Karpaten, s. Hohe Tatra.

Tatra-Füred, ungar. Name des Badeortes Schmeks (s. d.) in der Zips.

Tatra-Lomniczer Lokalbahn, s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen (Beilage) und Bd. 17.

Tatrang, Dorf in Siebenbürgen (s. Siebendörfer).

Tatsinglüli, chines. Gesetzbuch, s. Strafgesetzgebung.

Tattersall, Anstalt zur Wartung und zum Verkauf von Pferden. Der Name stammt von dem engl. Trainer Tattersall, der die erste derartige Anstalt, die zugleich einen vielbesuchten Zusammenkunftsort der Sportswelt bildete, 1777 zu London gründete.

Tatti, Jacopo, ital. Bildhauer, s. Sansovino.

Tättowieren, Tattuieren, s. Tätowieren.

Tatu, Gürteltier, s. Armadill.

Tau, der Niederschlag von Wassertropfen an Gegenständen unter freiem Himmel, gewöhnlich während windstiller, klarer Sommernächte. Unter solchen Bedingungen kühlen sich schlechte Wärmeleiter, z. B. Pflanzen, Wolle und andere Stoffe durch Wärmeausstrahlung leicht unter den Taupunkt der Luft ab, und dann findet eine Ausscheidung des Wasserdampfes an den kalten Körpern statt. Blanke Gegenstände aus guten Wärmeleitern betanen nur wenig, da sie durch Ausstrahlung sich nicht so stark an ihrer Oberfläche abkühlen können und der Wärmeverlust nach außen schnell durch Wärmezuleitung von innen ersetzt wird. Die Menge des sich bildenden T. hängt von der Klarheit und Reinheit der Atmosphäre und von dem Wassergehalt der untern Luftschichten ab. Diese Bedingungen finden sich in manchen Klimaten vor, wo während der trocknen Jahreszeit durch den T. der Regen ersetzt wird. So veranschlagt man die Taumenge einer klaren Nacht an der Loangoküste gleich der eines Regenfalles von 3 mm Ergiebigkeit, also mehr als die normale Regenmenge eines Tages im Sommer in Deutschland. In England schätzt man die jährliche Tauwassermenge auf 26 mm.

Tau, Seil, s. Tauwerk.

Tau (türk.), Gebirge.

Tau oder Manua, eine der Samoa-Inseln (s. d.), 58 qkm groß, bis 862 m hoch, bildet mit Otu und Olusiga die Manua-Inseln im O. von Tutuila.

Taub, s. Taubheit.

Taubahnen, s. Straßenbahnen.

Taube, Sternbild der südl. Halbkugel (s. Sternkarte des südlichen Himmels, beim Artikel Sternkarten).

Taube Flut, s. Gezeiten.

Tauben (Columbidae oder Gyrantes), Kreisflieger oder Girrvögel, eine aus 47 Gattungen und gegen 400 Arten bestehende Ordnung sehr gut fliegender, meist mittelgroßer Vögel mit geradem, etwas zusammengedrücktem, an der Kuppe gewölbtem, an der Basis weichhäutigem Schnabel, mit unter einer Klappe gelegenen Nasenlöchern, meist 12 Steuerfedern und 10 Handschwingen, vorn getäfelten, hinten gekörnten Gangfüßen. T. finden sich ziemlich auf der ganzen Erde verbreitet, aber sehr ungleich, die meisten treten in Australien und auf der Inselwelt des Stillen Oceans (24 Gattungen) auf; die in nördl. Ländern wohnenden sind Zugvögel. Sie nähren sich fast ausschließlich von Vegetabilien, meist von Sämereien, die tropischen auch von Früchten. Obwohl viele Arten gesellig leben, sind sie doch streng monogamisch, nisten ein- oder mehreremal im Jahre in offenen, sehr schlecht gebauten Nestern, selten in Felsen- oder Baumlöchern, und legen fast ausnahmslos zwei weiße, nur bei den Erdtauben (Geotrygon) gelbe Eier, die in 14-21 Tagen von beiden Gatten abwechselnd erbrütet werden. Die Jungen werden in den ersten Lebenstagen mit einer eigentümlichen Masse, die aus ausgelösten und zerfallenen, sehr fettreichen Zellen der verdickten Wandungen des Kropfes beider Eltern besteht, geatzt. Die Farbe des Gefieders der tropischen Arten ist oft sehr schön und bewegt sich bei den oceanischen meist in grünen, gelben, weißen, rosenroten und violetten Nuancen in mannigfachster Umstellung.

Man teilt die T. in drei Familien: I. Dididae, Dronten (s. d.); II. Didunculidae, Zahntauben (s. d. und nachstehende Abbildung 1); III. Columbidae, eigentliche T., zu denen alle übrigen lebenden Taubenarten gehören, wie z. B. der den Himalaja bewohnende Sphenocercus apicaudus Hodgson (s. Tafel: Tauben, Fig. 1), der auf den Samoa-, Tonga- und Fidschi-Inseln wohnende Ptilinopus Peyrousei Peale (Fig. 2), der austral. Megaloprepia magnifica Temm (Fig. 3), der in Neuguinea heimische Cyanotreron pulchellus Temm. (Fig. 4), die sich auf verschiedenen oceanischen Inseln aufhaltende Chrysoena Victor Gould, deren Männchen (Fig. 5) rot, das Weibchen (Fig. 6) aber grün ist. Die Bronze- oder Erzflügeltaube (Phaps calchoptera Lath., Fig. 7) findet sich in ganz Australien, die Kronentauben, darunter Megapelia coronata L. (Fig. 8), bloß auf Neuguinea und den nächsten Inselchen, die Dolchstichtaube (Geotrygon cruenta Lath., Fig. 9) auf den Philippinen. Die Schopftaube (Phaps lophotes Temm.) ist eine gehäubte Form von Australien. Die Gattung Phalacrotreron mit einem an der Basis nackten Schnabel ist afrikanisch. Die Wandertaube (s. d. und nachstehende Abbildung 2) ist nordamerikanisch. In Deutschland finden sich die Hohltaube (Columba venus L.) und die Ringel-, Holz- oder Kohltaube (Columba palumbus L.). Von der Felsentaube (Columba liva

^[Fig. 1.]