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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Taucha; Tauchbatterie; Tauchenten; Taucher; Taucheranzüge; Taucherapparate

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Taucha - Taucherapparate

Taucha, Stadt in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Leipzig, 9 km nordöstlich von Leipzig, an der Parthe und der Linie Eilenburg-Leipzig der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Leipzig), hat (1895) 3327 E., darunter 80 Katholiken, Post, Telegraph, Siegesdenkmal (1896), Arbeitshaus, Siechenhaus; Weißgerberei, Rauchwarenfärberei und Zurichterei, Tabak- und Cigarrenfabrikation, Ziegelei, Töpferei und Seilerei. Die Stadt war vom 12. bis 14. Jahrh. Grenzfestung und bis ins 15. Jahrh. wichtige Handelsstadt (berühmte Messen). Rittergut T. ist Eigentum der Stadt Leipzig.

Tauchbatterie, s. Galvanisches Element.

Tauchenten, s. Enten.

Taucher, zwei verschiedene Gattungen von Schwimmvögeln, die sich durch den gestreckten Körper mit den weit nach hinten angesetzten Beinen, den seitlich platt gedrückten Läufen, kurze schmale Flügel, eine dichte pelzartige Befiederung und ihre außerordentliche Fähigkeit in Bezug auf die Bewegung auf und im Wasser charakterisieren. Die erste Gattung umfaßt nur 4 Arten meist hochnordischer Vögel, die Colymbidae oder Seetaucher (s. d.), während die zweite, die Podicipidae oder Steißfüße (s. d.), einige 30 Arten umfaßt, die sich über alle Teile der Erde verbreiten und nur den höchsten Norden meiden. Vielfach werden auch die Alke und Pinguine mit diesen Vögeln zu einer Vogelordnung, aber wohl fälschlich, vereinigt.

Taucheranzüge, s. Taucherapparate.

Taucherapparate, Vorrichtungen, die das Arbeiten unter Wasser ermöglichen sollen. Taucherkästen werden zuerst 1580 erwähnt und als Erfinder verschiedener Arten später Drebbel 1620, Witson 1671, Sturm 1678 genannt. Eine genaue Beschreibung liefert Sinclair für die Arbeiten, die 1665 an der engl. Küste mit Taucherkästen ausgeführt wurden, um Wertsachen der gesunkenen Schiffe der Armada (s. d.) zu heben. Halley vervollkommnete 1716 die T. dadurch, daß er an den Seiten des Kastens die verbrauchte Luft durch Luftbehälter erneuerte; Smeaton führte mit Hilfe einer Druckpumpe dem Apparat neue Luft zu, ein Princip, das man bis jetzt beibehalten hat. Später traten an Stelle der hölzernen Kästen die metallenen Taucherglocken (s. d.). Zur Untersuchung der Schiffskiele, Böden und Bodenventile, für kleinere Reparaturen am Schiffskörper selbst u. s. w. sind T. erforderlich, mit denen der Arbeiter ungefährdet lange Zeit unter Wasser bleiben kann, frei in seinen Bewegungen und nicht an denselben Ort gebunden ist. Diese Anforderungen werden durch die Taucheranzüge erfüllt. Bis 1865 benutzte man allgemein den in England erfundenen sog. Scaphanderapparat, dessen Konstruktion folgende ist: Der Taucher befindet sich in einem luftdichten Anzug aus Kautschuk mit festverbundenem metallenem Helm, worin sich mehrere Durchsichtsgläser befinden. Als Belastung dienen Bleischuhe und andere Bleiplatten. Der Anzug wird durch eine Luftpumpe mit Luft gefüllt, deren Druck man, entsprechend der Tiefe, in der sich der Taucher befindet, zu regulieren sucht. Da der Druck z. B. in 10 m Wassertiefe gleich dem Druck einer Atmosphäre ist, also in 40 m Tiefe = 4 Atmosphären, dazu noch den Druck der äußern Luft = 1 Atmosphäre gerechnet, so muß beim Tauchen in 40 m Tiefe der Luftdruck im Körper, also im Taucherapparat, so verstärkt werden, daß er dem äußern Druck des Wassers auf den Anzug das Gleichgewicht halten kann. Das Manometer der Luftpumpe muß also in diesem Falle 5 Atmosphären zeigen. Die Luft wird durch einen Schlauch zugeführt, der hinter dem Kopf des Tauchers in den Helm mündet. Der Taucher entnimmt die zum Atmen nötige Luft aus dem Anzuge, atmet die verbrauchte Luft auch wieder in diesen aus und regelt den Luftabfluß durch einen Hahn. Die größten Mängel dieses Taucherapparates liegen darin, daß der Taucher niemals reine Luft atmet, daß seine Lungen unter den Schlägen der Pumpe leiden und daß seine Sicherheit lediglich von der Haltbarkeit des Anzugs abhängt.

Auf der Pariser Weltausstellung 1867 wurden zwei Systeme von T. vorgeführt; der eine ist der von Labint verbesserte Scaphanderapparat, der andere der 1865 von dem franz. Ingenieur Rouquayrol und dem Marinelieutenant Denayrouze konstruierte und nach beiden benannte Apparat, der als der vollkommenste in der deutschen und vielen andern Kriegsmarinen eingeführt ist. Beistehende Abbildung zeigt einen mit diesem Apparat versehenen Taucher in voller Ausrüstung. Im wesentlichen unterscheidet sich der Apparat von dem Scaphander dadurch, daß der Taucher einen Luftbehälter, Aerophor, in Form eines eisernen Tornisters auf dem Nacken mit sich führt, der durch eine eiserne Zwischenwand in zwei Teile geschieden ist. Der eine Teil dient als Luftbehälter und nimmt die komprimierte Luft auf, der andere, die Luftkammer, steht durch ein Kautschukrohr mit dem Munde des Tauchers in Verbindung, und trägt auf der obern Seite eine durch Metallscheiben verstärkte Kautschukplatte. Zwischen beiden Teilen befindet sich das Luftverbindungsventil, das wichtigste Stück des Taucherapparates, wodurch die Luft nach der Notwendigkeit der Atmung und zwar mit gleichem Druck, wie das umgebende Wasser, reguliert wird. Bei jedem Atemzug wird die Luft in dieser Kammer verdünnt; das unter höherm Druck stehende Wasser biegt die Kautschukplatte nach innen, wobei ein Stift das Luftverteilungsventil nach dem Luftbehälter zu öffnet und aus diesem solange Preßluft zuströmen läßt, bis der Druck im Innern der Kammer gleich dem des umgebenden Wassers ist, also die Kautschukplatte ihre erste Stellung wieder einnimmt. Vermöge dieser sinnreichen Einrichtung strömt genau soviel Luft in die Kammer nach, als der Taucher durch den Atmungsschlauch entnimmt; es wird also durch das Wasser selbst der Atmosphärendruck der Luft geregelt. Der Atmungsschlauch endet im Helm in einem Mundstück, das mit den Zähnen festgehalten wird; die Nase wird gewöhnlich durch einen Nasenklemmer geschlossen, da sonst das Atmen Übelkeit zur Folge hat. Die in den Helm ausgeatmete Luft

^[Abb.]