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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Taucherboot - Tauenzin

entweicht durch ein Ventil, das gegen Eindringen des Seewassers mit einem Gummiblättchen abgesperrt ist; im Notfall kann dieses Ventil geschlossen und dadurch der Anzug mit Luft gefüllt werden, wodurch der Taucher schnell ohne fremde Hilfe an die Oberfläche gelangen kann. Für gewöhnlich soll der Taucher ganz langsam, 2 m pro Minute, steigen oder sinken, weil der Organismus sich nur langsam an die Druckänderung gewöhnt und ohne diese Vorsicht die Gesundheit gefährdet wird. Bei etwa 60 m liegt die Grenze, wo der Taucher noch existieren kann; schon das Tauchen auf 30 m erfordert einen sehr geübten und kräftigen Menschen, die Arbeitszeit kann in dieser Tiefe noch bis zwei Stunden betragen. Das Tauchen bis auf 15 m Tiefe ist leicht und auf ziemlich lange Zeit ausführbar. Außer einfachen Signalleinen, mit denen durch Rucke signalisiert wird, benutzt man auch Sprachrohre zur Verständigung und elektrische Lampen zur Beleuchtung beim Tauchen. - Vgl. Instruktion für Taucher (Berl. 1881).

Taucherboot, s. Unterwasserboote.

Taucherglocke, eine zu den Taucherapparaten (s. d.) gehörende Vorrichtung, bei der ein in eine unten offene Glocke eingeschlossener Luftraum dem Menschen den Aufenthalt unter Wasser ermöglicht. Eine vorzüglich ausgerüstete T., von Hugh Morton verfertigt und von einem speciell dazu erbauten Schiffe bedient, fand 1845 in Hamburg Anwendung beim Wegsammachen der Elbe. Mit Hilfe solcher T. werden gesunkene Gegenstände gehoben, Flüsse und Häfen durch Wegräumen versperrender Felsen gangbar gemacht, Korallen, Perlen, Schwämme und Bernstein aus der Meerestiefe herausbefördert; mit Hilfe einer neuen Abart dieser Glocken, die durch eine Luftschleuse und einen Steigeschacht einer Anzahl von Arbeitern bequemen Verkehr zwischen dem Meeresboden und der Erdoberfläche gestattet, werden Brückenpfeiler, Quaimauern, Leuchtturmfundamente hergerichtet (s. Preßluftgründung) und in überschwemmten Bergwerken Arbeiten ausgeführt.

Taucherkasten, s. Taucherapparate.

Taucherkolben, s. Kolben und Pumpe.

Taucherschiffe, s. Unterwasserboote.

Tauchlafetten, s. Verschwindungslafetten.

Tauchnitz, Karl Christoph Traugott, Buchdrucker und Verlagsbuchhändler, geb. 29. Okt. 1761 in Großpardau bei Grimma, errichtete 1797 in Leipzig eine Buchdruckerei, mit der er 1798 eine Verlagsbuchhandlung und 1800 eine Schriftgießerei verband (Firma: Karl Tauchnitz). T. wendete zuerst in Deutschland die Stereotypie an und machte sich verdient durch äußerst korrekte Ausgaben griech. und röm. Klassiker sowie durch Ausgaben von Bibeln, des Koran, von Musikwerken u. a. Er starb 14. Jan. 1834. Nachfolger war sein Sohn Karl Christian Philipp T., geb. 4. März 1798, gest. 16. April 1884. Er verkaufte 1854 die Buchdruckerei an F. L. Metzger (später Metzger & Wittig) und 1865 die Verlagshandlung an O. Holtze. Der Stadt Leipzig vermachte er 4½ Mill. M. zu wohlthätigen Zwecken.

Tauchnitz, Bernhard, Verlagsbuchhandlung mit Buchdruckerei in Leipzig, begründet 1837 von Christian Bernhard Freiherrn von Tauchnitz, geb. 25. Aug. 1816 in Schleinitz bei Naumburg als Neffe von Karl Christoph Traugott Tauchnitz (s. d.), Besitzer der Rittergüter Kleinzschocher bei Leipzig und Trattlau (sächs. Oberlausitz), 1860 in den erblichen Freiherrenstand erhoben, 1866 zum großbrit. Generalkonsul für das Königreich Sachsen und 1877 zum lebenslänglichen Mitglied der sächs. Ersten Kammer ernannt. Nach dessen Tode, 13. Aug. 1895, kam die Firma in den Besitz seines Sohnes Dr. jur. Christian Karl Bernhard Freiherr von Tauchnitz, geb. 29. Mai 1841, großbrit. Generalkonsul, der schon seit 1866 Teilhaber war. Das bedeutendste Unternehmen ist die "Collection of British authors", auch "Tauchnitz Edition" genannt (Bd. 1-3250, 1841-97), enthaltend die hervorragendsten englischen und amerikanischen Schriftsteller in der Originalsprache zum Vertrieb für den Kontinent. Dadurch, daß das Recht dazu von der Firma durch Zahlung von Honorar an die betreffenden Schriftsteller erworben wurde (Macaulay z. B. erhielt gegen 50 000 M.), ehe noch internationale litterar. Verträge bestanden, wurde zugleich der erste Schritt zur Anerkennung des internationalen Verlagsrechts gethan, und nach Abschluß solcher Verträge erwarb die Firma thatsächlich das kontinentale Verlagsrecht für ihre Ausgaben. Daneben gehen: die "Collection of German authors", engl. Übersetzungen deutscher Werke (Bd. 1-51, 1868-92), "Series of the Young" (Bd. 1-30), "Student's Series", engl. Werke mit deutschen Anmerkungen (1886 fg.). Der übrige reichhaltige Verlag umfaßt griech. und röm. Klassiker, logarithmische Handbücher, Rechtswissenschaft, Bibelausgaben, Wörter-, Konversationsbücher u. a.

Tauchverfahren, Art des Vergoldens (s. d.).

Tauchzündhölzchen, s. Feuerzeug.

Taueisen, s. Hufeisen.

Tauenzeichenpapier, ein durch große Festigkeit und Zähigkeit ausgezeichnetes, daher besonders für Werkstattzeichnungen benutztes Papier, das aus abgenutzten Schiffstauen verfertigt wird.

Tauenzin oder Tauentzien von Wittenberg, Friedr. Bogislaw Emanuel, Graf von, preuß. General der Infanterie, ein Sohn des im Siebenjährigen Kriege 1760 berühmt gewordenen Verteidigers von Breslau, Bogislaw Friedrich von T. (geb. 18. April 1710, gest. 21. März 1791), wurde 15. Sept. 1760 zu Potsdam geboren und trat 1775 in die preuß. Armee, in der er bis 1801 zum Generalmajor aufstieg. Er befehligte 1806 ein bis Hof vorgeschobenes Korps, wurde aber auf Schleiz zurückgedrängt und hier 9. Okt. vom Marschall Soult mit Übermacht angegriffen und auf die Hauptarmee zurückgedrängt. Bei Jena befehligte er die Vorhut des Hohenloheschen Korps, mit dem er bei Prenzlau kapitulieren mußte. Erst im Nov. 1808 in Freiheit gesetzt, erhielt er, zum Generallieutnant befördert, das Kommando der brandenb. Brigade. Als Preußen sich 1813 gegen Frankreich erklärte, ward er zum Militärgouverneur von Pommern ernannt und leitete die Belagerung von Stettin. Nach dem Waffenstillstand befehligte er das meist aus Landwehr bestehende 4. Armeekorps unter dem Kronprinzen von Schweden, kämpfte 23. Aug. bei Blankenfelde gegen Bertrand und trug 6. Sept. zum Siege bei Dennewitz bei. Als die schlesische und die Nordarmee vereinigt 11. Okt. über die Saale gingen, um Napoleon auszuweichen, wurde sein Korps, um Berlin zu decken, bei Dessau zurückgelassen und von zwei franz. Armeekorps gezwungen, sich bis gegen Potsdam zurückzuziehen. Nach der Schlacht bei Leipzig wurde ihm die Belagerung von Torgau und Wittenberg sowie die Blockade von Magdeburg über-^[folgende Seite]