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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Teratogenie - Terek

Seide; bedeutend ist die Seefischerei, unbedeutend die Industrie. An der Küste entlang führt die Eisenbahnlinie Ancona-Brindisi, die nach der Hauptstadt T. abzweigt. - 2) Hauptstadt der Provinz T., am Tordino, in 239 m Höhe, an der Linie T.-Giulianova (26 km) des Adriatischen Netzes, Sitz des Präfekten, eines Tribunals, eines Bischofs und einer Handelskammer, hat (1881) 9340, als Gemeinde 20 309, nach Berechnung für 31. Dez. 1893: 21 100 E., in Garnison ein Bataillon des 66. Infanterieregiments, eine 1317-55 erbaute, aber modernisierte Kathedrale, eine prächtige spätgot. Kirche Sant' Agostino, Reste von röm. Thermen und eines röm. Theaters; Fabrikation von Thongefäßen, Wachs, Cremor Tartari, Leder, Strohhüten und Luxusmöbeln. Von T. aus wird der Gran Sasso bestiegen.

Teratogenie (grch.), Entstehung der Mißbildungen.

Teratolith, Mineral, s. Steinmark.

Teratologie (grch.), die Lehre von den Mißbildungen (s. d.).

Teratom (grch.), eine Balggeschwulst, die durch eine abnorme fötale Entwicklung entsteht und häufig Knorpelplatten, Knochenstückchen, Haare, Nerven und Muskeln einschließt.

Teratoskopoi (grch.), Zeichendeuter (s. d.).

Terbium (chem. Zeichen Tb; Atomgewicht 147,0?), ein metallisches, dem Yttrium und Erbium ähnliches chem. Element, das mit Sauerstoff verbunden in der sog. Yttererde, die sich in dem Mineral Ytterit findet, angenommen worden ist. Die Frage nach der wirklichen Existenz des Körpers ist noch nicht endgültig entschieden; seine Verbindungen sind noch nicht in reinem Zustande erhalten worden.

Terborch (Ter Borch, auch Terburg), Gerard, niederländ. Maler, geb. um 1617 zu Zwolle in Oberyssel, trat eine Reise durch Deutschland nach Italien an, hat aber auch von Frans Hals in Haarlem gelernt. 1648 befand er sich in Münster, wo er die Gesandten des westfäl. Friedensschlusses in einem großen Bilde (jetzt in der Londoner Nationalgalerie) malte. Von da reiste er nach Madrid, London und Paris. Reich und angesehen kehrte er in sein Vaterland zurück, ließ sich um 1654 in Deventer nieder und starb daselbst 1681. Mehr als durch seine Bildnisse ist er wegen seiner Genrebilder bedeutsam. Er ist der Schöpfer und vornehmste Meister der sog. Konversationsmalerei. Das elegante, prunkvolle Leben seiner Zeit mit den zierlich-höfischen Formen, dem gemessenen Benehmen und der reichen Kleidung weiß er mit hervorragender Feinheit, scharfer Charakterisierung und harmonischem Farbenschmelz zu schildern. Dabei knüpft sich an seine Darstellungen immer ein anekdotisches Interesse. Berühmt durch die Beschreibung Goethes in den "Wahlverwandtschaften" (II, 5) ist ein Die väterliche Ermahnung benanntes Bild in den Galerien zu Amsterdam, Berlin und London. Andere ausgezeichnete Werke von ihm findet man in den Galerien zu Cassel (Lautenspielerin; s. Tafel: Niederländische Kunst VI, Fig. 2), Dresden (Offizier einen Brief schreibend), Haag (Die Depesche), München (Trompeter einer Dame einen Brief überbringend), Paris (Offizier mit Dame im Gemach, Musikstunde). - Vgl. Rosenberg, T. und Jan Steen (Bielef. 1897).

Terceira (spr. -ßēira), portug. Insel in den Azoren (s. d.), hat auf 421 qkm 46 528 E. Überall von steilen Lavafelsen eingeschlossen, ist sie nur an wenigen Stellen zugängig, die durch Festungswerke gedeckt sind. Im Innern bildete sich 1761 der Vulkan Bagacina-Pic, der noch jetzt Rauch und Gas ausströmt; seitdem wird die Insel von Erdbeben heimgesucht. Der Boden ist sehr fruchtbar. Die Hochebenen der bis zu 1047 m aufsteigenden Gebirge haben herrliche Weiden und Rindviehzucht. Gebaut wird Weizen, Mais und Wein. Letzterer bildet nebst Bauholz und Orseille den wichtigsten Ausfuhrartikel. Hauptstadt ist Angra (s. d.).

Tercerones (span.), Terzeronen, Abkömmlinge von Europäern mit Mulatten (s. Farbige).

Tercidina, der 345. Planetoid.

Terdschuman, Dolmetscher, s. Dragoman.

Terebella, Terebelliden, s. Borstenwürmer und Tafel: Würmer, Fig. 18.

Tereben, eine organische Verbindung von der Zusammensetzung C10H16, die zur Klasse der Terpene gehört. Es ist eine schwach nach Thymianöl riechende, bei 156-160° siedende Substanz, optisch inaktiv und unlöslich in Wasser. T. wird durch Destillation von Terpentinöl mit konzentrierter Schwefelsäure gewonnen und als antiseptisches und sekretionsbeförderndes Mittel empfohlen.

Terebinthengallen oder Karoben, Wolllausgallen, von der Levante aus zur Tanningewinnung in den Handel kommend. Sie werden auf Pistacia terebinthus L. und lentiscus L. durch verschiedene Arten von Wollläusen (Pemphigus) erzeugt.

Terebintha Canadense, s. Canadabalsam.

Terebinthinen, Pflanzenordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Choripetalen, mit regelmäßigen, meist zwitterigen vier- oder fünfzähligen Blüten, in denen doppelt soviel Staubgefäße als Blumenblätter vorhanden sind. Der Fruchtknoten besteht aus mehrern Fruchtblättern, die bei einigen Familien miteinander verwachsen, bei andern frei sind; er ist stets oberständig. Die Ordnung der T. umfaßt die Familien der Rutaceen (s. d.), Zygophyllaceen (s. d.), Meliaceen (s. d.), Simarubaceen (s. d.), Burseraceen (s. d.), Anacardiaceen (s. d.). Hierzu Tafel: Terebinthinen; zur Erklärung s. die Artikel Citrus, Ruta, Rhus, Mangifera, Guajakholz, Swietenia, Pistacia.

Terebra (lat.), s. Mauerbohrer.

Terebratulala, eine Gattung der Armfüßer (s. d.).

Terebratulitenkalk, der Krötenaugenstein, der Steinbrecher, ein oft gänzlich aus den Schalen der Brachiopodengattung Terebratula zusammengebackenes Gebilde, namentlich in der Trias verbreitet und abgebaut, hat wohl zuerst zu dem Namen des Formationsgliedes Muschelkalk in der letztern Anlaß gegeben. Die T. vertreten in den mesozoischen Ablagerungen die in den paläozoischen (besonders devonischen) so wichtigen Spiriferenbänke.

Teredo, s. Bohrwurm.

Teredon, s. Basra.

Terek, im Oberlauf auch Aragwa (wie die Zuflüsse der Kura) genannt, Strom in Ciskaukasien, entspringt aus den Gletschern der Trusoschlucht, die im N. vom Kasbek, im S. vom Hauptkamm des Großen Kaukasus, im W. von dem Gebirgsgrat begrenzt wird, welcher den Hauptkamm mit dem nördl. Seitenkamm verbindet. Nachdem der Fluß den südl. Fuß des Kasbek umbogen hat, wendet er sich bei dem Orte Kasbek nordwärts, durchbricht in der Darjalschlucht den genannten nördl. Seitenkamm und tritt bei Wladikawkas in die Ebene. In seinem weitern, nach N. gerichteten Lauf durchbricht der T. die Sunshakette und wendet sich bei Jekaterinogradsk nach O. Der T. ist 616 km lang. Im Oberlauf