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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Teruel - Teschen

tenzucht führte ihn seit 202 zum Anschluß an die Montanisten (s. d.), deren beredtester Verteidiger er wurde, und zum endlichen Bruch mit der Bischofskirche. Um so mehr aber war er bemüht, seine Rechtgläubigkeit durch Bestreitung zahlreicher ketzerischer Richtungen, besonders der gnostischen Lehren Marcions und des Valentinus (s. d.) sowie der Monarchianer (s. d.), zu bekunden. T. starb um 220. Neuere Ausgaben seiner Werke sind von Leopold (4 Bde., Lpz. 1839‒41), Öhler (3 Bde., ebd. 1853‒54) und Reisserscheid und Wissowa (Bd. 1, Wien 1890) besorgt. – Vgl. Neander, Antignosticus; Geist des T. und Einleitung in dessen Schriften (2. Aufl., Berl. 1849); Böhringer, Die Kirche Christi und ihre Zeugen, Bd. 3 (neue Ausg., Stuttg. 1874); Hauck, T.s Leben und Schriften (Erlangen 1877); Bonwetsch, Die Schriften T.s nach der Zeit ihrer Abfassung untersucht (Bonn 1878); Nöldechen, Die Abfassungszeit der Schriften T.s (Lpz. 1888); ders., Tertullian (Gotha 1890); Esser, Die Seelenlehre T.s (Paderb. 1893). (S. auch Christlich-lateinische Litteratur, Bd. 17.)

Teruēl. 1) Span. Provinz im S. des Königreichs Aragonien, zwischen Saragossa im N., Tarragona und Castellon de la Plana im SO., Valencia im S., Cuenca im SW. und Guadalajara im W., ist, obgleich «Niederaragonien» genannt, mit Ausnahme des im NO. zum Ebro geneigten Teiles, fast nur Gebirgsland. Im S. steigt die Sierra de Javalambre bis 2002 m empor, die nach N. mit der nordöstlich der Stadt T. 1770 m hohen, von da südöstlich streichenden Sierra de Gudar verbunden ist; im W. sind die Montes Universales mit dem Muela de San Juan (1610 m), daran schließt nördlich die Sierra de Albarracin. Nördlich von T ist die Sierra de Palomera 1560 m hoch, hieran schließt östlich die Sierra de San Just (1513 m) und nach N. die Sierra de Cucalon (1376 m) an. Die Provinz, die erst eine Eisenbahn im NO. (Saragossa-Tortosa) hat, erzeugt Getreide, Öl, Walnüsse, Wein und Wolle, besitzt Schwefel-, Blei-, Eisen- und Kohlengruben, zerfällt in 10 Bezirke mit 279 Gemeinden und hat auf 14817,94 qkm (1887) 241865 (119663 männl., 122202 weibl.) E., 300 weniger als 1887, also nur 16,3 auf 1 qkm. Von Personen über 7 Jahren sind 43,5 Proz. männliche und 67 Proz. weibliche Analphabeten. – 2) Hauptstadt der Provinz T., links am Guadalaviar, in 892 m Seehöhe auf und an einem steilen Hügel altertümlich erbaut, ist Sitz eines Bischofs und hat (1887) 9423 E., enge Gassen und kleine Plätze, 7 Thore, 7 Kirchen, 2 Nonnen- und 7 frühere Mönchsklöster, zwei Spitäler, ein Instituto, eine got. Kathedrale, auf steilem Felsvorsprung ein früheres Jesuitenkollegium (jetzt Priesterseminar), einen Aquädukt mit zwei Bogenreihen (Los Arcos) aus dem 17. Jahrh.; Gerberei und Speditionshandel mit Valencia. 12 km südlich, rechts am Guadalaviar der Badeort Villel mit 1235 E.

Terz oder Tertie (lat.), musikalisches Intervall, der dritte Ton, von einem angenommenen Grundton auf- oder abwärts gerechnet. Die T. ist groß, wenn sie aus zwei großen Tonstufen besteht, z. B. c—e; klein, wenn sie aus einer großen und einer kleinen Tonstufe besteht, z. B. c—es; übermäßig, wenn sie eine große und eine übermäßige Stufe des Liniensystems enthält, z. B. c—eis; vermindert, wenn sie zwei kleine. Tonstufen erfaßt, z. B. c—eses, cis—es.

Über T. in der Fechtkunst s. Motion und Hieb.

Auch ist T. eine Hora canonica. (s. d.).

Terzdecimenaccord, s. Accord (musikalisch).

Terzerōl (vom ital. terzeruolo, männlicher Falke, entsprechend einem alten Gebrauch, Tiernamen auf Feuerwaffen zu übertragen), eine Taschenpistole, im Gegensatz zur Sattelpistole (s. Pistole).

Terzerōnen, s. Tercerones.

Terzétt (ital. terzetto), ein Singstück für drei Hauptstimmen mit und ohne Begleitung. Die frühere Bezeichnung Trio wird jetzt bloß auf Instrumentalstücke bezogen. Am häufigsten sind in der ältern Litteratur, d. h. in der Blütezeit der Gesangmusik, T. für Sopran, Tenor und Baß.

Terzflöte, s. Flöte.

Terzīne (ital. terza rima), eine metrische Form aus Absätzen von je drei elfsilbigen (bei männlichem Reim zehnsilbigen) Versen, derart, daß der zweite Vers jedes Absatzes den Reim für den ersten und dritten des folgenden anschlägt (aba bcb cdc u. s. w.). So entsteht eine ununterbrochene Kette, doch mit Sinnespause nach jedem Absatz. Am Ende schließt ein einzelner Vers, der auf die zweite Zeile des letzten Absatzes reimt. Die Versform ist zunächst italienisch; Dante dichtete die «Göttliche Komödie» in derselben. A. W. Schlegel wandte in seiner Übersetzung aus Dantes Gedichten (1791‒97) zuerst diese Form in Deutschland an, hat aber erst später im «Prometheus» die Gesetze genauer beobachtet. Seitdem sind T. häufig von deutschen Dichtern in größern und kleinern Gedichten gebraucht worden, mit ausgezeichnetem Erfolg von Rückert und Chamisso. – Vgl. Schuchardt, Ritornell und T. (Halle 1875).

Terzka, Terzky, richtiger Trčka, Adam Erdmann, Graf, kaiserl. General czech. Ursprungs, seit 1627 Gemahl der Gräfin Harrach, der Schwester von Wallensteins Gattin, war dessen engster Vertrauter und wurde zu den wichtigen Verhandlungen mit Gustav Adolf von Schweden (1631) und mit den Sachsen (1633) verwendet. Mit Ilow zusammen bestimmte er im Lager bei Pilsen im Jan. 1634 die Obersten des Wallensteinschen Heers zur Unterzeichnung der schriftlichen Treuverpflichtung, des Pilsener Reverses, wurde als Teilnehmer an Wallensteins Abfall vom Kaiser geächtet und mit Kinsky und Ilow bei einem Bankett zu Eger 25. Febr. 1634 ermordet.

Terzlage, in der Fechtkunst, s. Motion; in der Musik, s. Dreiklang.

Terzquartsextenaccord, s. Accord (musikalisch).

Terzstoß, s. Stoß.

Tešanj (spr. teschanj), Hauptstadt des Bezirks T. (37434 E.) im bosn. Kreis Banjaluka, in bedeutender Höhe, an einem kleinen Zuflüsse der in die Bosna eilenden Usora, hat (1895) 6749 meist mohammed. E., ein verlassenes, aber noch ziemlich gut erhaltenes Kastell; starken Handel mit Getreide, Rindvieh und Schweinen.

Teschen. 1) Bezirkshauptmannschaft in Österreichisch-Schlesien, hat 1152,41 qkm und (1890) 120189 (56734 männl., 63455 weibl.) meist poln. E. in 102 Gemeinden mit 134 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Friedek, Jablunkau und T. – 2) T., czech. Těšin, poln. Cieszyn, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts und Bezirksgerichts (349,12 qkm, 54663 E.), ehemalige Hauptstadt des Herzogtums T., am rechten Ufer der Olsa und am nördl. Fuß der Beskiden, an der Linie Kojetein-Bielitz der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und der Kaschau-Oderberger Eisenbahn, hat (1890)