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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Textilindustrie; Textilpflanzen; Textur; Tezel; T. F; tg; Th; Thabarma; Thabor; Thackeray

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Textilindustrie - Thackeray

6) Sächsische für das Königreich Sachsen. Sitz ist Leipzig; ohne Sektionsbildung.

Das Geschäftsjahr 1895 ergab folgende Zahlen:

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Nummer Betriebe Versicherte Personen (M.) Anrechnungsfähige Jahreslöhne (M.) Einnahme (M.) Ausgabe (M.) Reservefonds am Jahresschluß (M.)

1 2091 121 556 76 245 948 463 405 407 890 1 188 392

2 913 88 750 52 684 615 294 207 254 739 813 194

3 408 47 853 21 677 105 158 451 134 469 309 652

4 410 62 654 39 494 814 258 513 218 079 508 010

5 2065 118 448 81 556 817 501 871 403 066 1 096 542

6 3284 168 990 95 855 112 480 174 423 927 1 050 061

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Entschädigte Unfälle im J. 1895:

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Nummer Entschädigte Unfälle überhaupt Entschädigte Unfälle auf 1000 versicherte Personen Darunter Unfälle mit tödlichem Ausgang Darunter Unfälle mit völliger Erwerbsunfähigkeit Gezahlte Entschädigungen* (M.)

1 314 2,58 20 4 286 155

2 230 2,59 9 4 181 383

3 138 2,88 13 3 93 757

4 181 2,89 13 - 156 307

5 296 2,50 13 7 280 083

6 507 3,00 15 9 297 415

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* Einschließlich der für Unfälle aus frühern Jahren gezahlten Renten.

Textilindustrie (vom lat. textĭlis, gewebt, gewirkt, geflochten) umfaßt alle diejenigen Prozesse, welche aus Faserstoffen Gespinste, Geflechte, Gewebe, Gewirke und ähnliche Fabrikate, endlich Bekleidungsgegenstände aller Art herstellen unter Anwendung des Zusammendrehens, Flechtens, Webens, Wirkens, Nähens, Stickens. Ausgeschlossen ist hiernach die Papierfabrikation, bei welcher das besondere Hilfsmittel der Ausscheidung aus Wasser zur Vereinigung faseriger Elemente angewandt wird. Die Rohmaterialien der T. sind die Gespinstfasern (s. d.); diese werden durch die Methoden der Spinnerei (s. d.) zu Garn (s. d.) gesponnen, aus welchem dann durch die verschiedenen Methoden des Flechtens, Webens, Wirkens u. s. w. die Fadengebilde (s. d.) hervorgehen. Die einzelnen Zweige der T. werden auf besondern Fachschulen gelehrt (s. Färberei- und Appreturschulen, Klöppelschulen, Konfektionsfachschulen, Kunststickereifachschulen, Maschinenstickerschulen, Nähschulen, Spinnereischulen, Stick- und Schlingschulen, Webschulen, Wirkschulen).

Textilpflanzen, Gespinstfasern (s. d.) liefernde Planzen.

Textur (lat.), Gewebe, Gefüge (s. auch Aderholz).

Tezel, Joh., oder Tetzel, eigentlich Diez oder Diezel, Ablaßkrämer, geb. um 1455 zu Leipzig, studierte daselbst Theologie und trat 1484 in den Dominikanerorden. 1502 zum Ablaßprediger bestellt, trieb er fünf Jahre lang den Ablaßhandel in der anstößigsten Weise. In Innsbruck wegen ehebrecherischen Umgangs zum Tode durch Ertränken verurteilt, auf Fürsprache Kurfürst Friedrichs von Sachsen zu ewigem Gefängnis nach Leipzig abgeführt, auf Verwendung des Erzbischofs Albrecht von Mainz freigelassen, wurde T. zum apostolischen Unterkommissarius, von Albrecht von Mainz zum Inquisitor haereticae pravitatis ernannt. Schon 1509 verkaufte er in Görlitz unter der Devise "So bald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt" seine Ablaßbriefe; im Herbst 1517 betrieb er das Geschäft im Brandenburgischen. Dies veranlaßte Luther, 31. Okt. 1517 seine 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg anzuschlagen. In Frankfurt a. O. 1518 zum Doktor der Theologie promoviert, kehrte T. nach Leipzig in das Paulinerkloster zurück, wo er im Aug. 1519 an der Pest starb. - Vgl. Fr. Gottl. Hofmann, Lebensbeschreibung T.s (hg. von Poppe, Lpz. 1844); Kayser, Geschichtsquellen über T. (Annab. 1877); Ferd. Körner, Tezel (Frankenberg 1880); von kath. Seite: Gröne, T. und Luther (Soest 1853). Über die Authentie des Wortes "Sobald das Geld" u. s. w. vgl. Kawerau, Ein offener Brief an Herrn Domkapitular Röhm (Barm. 1890).

T. F., Abkürzung für Travaux forcés (frz., d. h. Zwangsarbeiten, mildere Bezeichnung für Galeerenstrafe), war das Feuermal (Brandmarkung), mit welchem ehemals in Frankreich die Galeerensträflinge beim Antritt ihrer Stafe ^[richtig: Strafe] gezeichnet wurden. (S. Bagno.)

tg, Abkürzung für Tangente (als goniometrische Funktion).

Th, chem. Zeichen für Thorium (s. d.).

Thabarma, alter Name der Stadt Urmia (s.d.).

Thabor, Berg in Palästina, s. Tabor.

Thackeray (spr. thäckĕrĕ), William Makepeace, engl. Schriftsteller, geb. 18. Juli 1811 zu Kalkutta, wurde nach England geschickt und lernte so in der Charterhausschule das Schulwesen kennen, das er später in der Weihnachtserzählung "Doctor Birch and his young friends" und in verschiedenen seiner größern Werke anschaulich und ergötzlich schilderte. Hierauf brachte er von 1829 an einige Zeit in Cambridge zu und ging dann nach London. Später bereiste er Frankreich, Italien und Deutschland, teilweise um sein Malertalent auszubilden und sich für die Laufbahn eines Künstlers vorzubereiten. Nach einem längern Aufenthalt in Rom und einem Besuch in Weimar, wo er Goethe vorgestellt wurde, ließ er sich 1834 zum regelmäßigen Betrieb künstlerischer Studien in Paris nieder. Seine schriftstellerische Laufbahn begann T. als Pariser Korrespondent für die von seinem Stiefvater begründete Zeitung "The Constitutional", ein Blatt von vorgeschrittener liberaler Haltung, das jedoch schon nach einem Jahre wieder einging und in seinem Falle den Rest von T.s nicht unbeträchtlichem Vermögen begrub. Darauf kehrte T. nach London zurück und widmete sich nun ganz der litterar. Thätigkeit. Er starb 24. Dez. 1863 in London. Seine ersten größern Arbeiten, darunter "Yellowplush papers", "The great Hoggarty diamond", "A shabby genteel story", erschienen in "Frazer's Magazine" und machten das Publikum aus ein humoristisches Talent aufmerksam, dessen Schärfe an Swift und dessen Gemütlichkeit an Fielding erinnerte. Noch größere Beachtung fanden die im "Punch" veröffentlichten, durch glänzenden Witz und Humor und beißende Satire ausgezeichneten "Snob papers" (deutsch in Reclams "Universalbibliothek"). Seine Berichte aus Paris gab er 1840 als "Paris sketchbook" (2 Bde.) gesammelt heraus. Diesem folgte 1842 das "Irish sketch-book" (2 Bde.), 1846 die "Notes of a journey from Cornhill to Grand-Cairo" und 1851 "The Kickleburys on the Rhine". Die meisten dieser Schriften sowie andere Novellen und Skizzen, die in Zeitschriften veröffentlicht und später einzeln herausgegeben wurden, erschienen unter dem Pseudonym Michael Angelo Titmarsh. Unter seinem eigenen Namen trat T. zuerst mit dem Roman "Vanity fair" (1846-48; deutsch u. d. T.: "Jahrmarkt des Lebens" in Reclams "Universalbibliothek") hervor, der ihn mit einem Schlage auf eine Stufe mit Dickens erhob und