Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Theiner; Theiopegae; Theïsmus; Theiß

757

Theiner (Joh. Anton) - Theiß

von 1750-58" (2 Bde., Regensb. 1852), die Fortsetzung (3 Bde., Rom 1856-57) und Neubearbeitung (23 Bde., 1864-73) der "Annales ecclesiastici" des Baronius, die "Documents inédits relatifs aux affairtes religieuses de la France" (2 Bde., Par. 1858), "Vetera monumenta historia Hungariam sacram illustrantia" (2 Bde., Rom 1859), "Monuments historiques relatifs aux règnes d'Alexis Michaélowitsch, Théodor III et Pierre le Grand de Russie" (ebd. 1859), "Vetera monumenta Poloniae et Lithuaniae gentiumque finitimarum historiam illustrantia" (4 Bde., ebd. 1860-64), "Codex diplomaticus dominii temporalis Sanctae Sedis" (3 Bde., ebd. 1862), "Vetera monumenta Slavorum meridionalium historiam illustrantia" (Bd. 1, ebd. 1863), "Vetera monumenta Hibernorum et Scotorum historiam illustrantia" (ebd. 1864), "Monumenta spectantia ad unionem ecclesiae graecae et romanae" (Wien 1872).

Theiner, Joh. Anton, kath. Theolog, Bruder des vorigen, geb. 15. Dez. 1799 zu Breslau, wo er studierte und 1824 außerord. Professor der Exegese und des Kirchenrechts wurde. Als er in dieser Stellung durch Wort und Schrift die Gallikanischen und Josephinischen Grundsätze vertrat und an den reformatorischen Bewegungen der kath. Kirche, besonders 1826 in Schlesien, lebhaften Anteil nahm, untersagte ihm die preuß. Regierung seine Vorlesungen über Kirchenrecht. Er gab infolgedessen seine Professur auf und wurde 1830 Pfarrer, zuletzt in Hundsfeld bei Breslau. 1846 schloß er sich unter Niederlegung dieses Amtes der deutsch-kath. Bewegung an, zog sich aber bald wieder von derselben zurück. Von dem Fürstbischof exkommuniziert, lebte er seitdem als Privatgelehrter in Breslau, bis er 1855 von der preuß. Regierung als Sekretär an der Universitätsbibliothek daselbst angestellt wurde; er starb 15. Mai 1860. Von seinen Schriften sind außer den mit seinem Bruder Augustin Theiner (s. d.) gemeinschaftlich herausgegebenen zu nennen: "Descriptio codicis manuscripti, qui versionem Pentateuchi arabicam continet" (Bresl. 1822), "Die zwölf kleinen Propheten" (Lpz. 1828), "Die heilige Schrift des Alten Testaments" (1. Tls. letzte Abteil.: Das 5. Buch Moses, ebd. 1831), "Die reformatorischen Bestrebungen in der kath. Kirche" (3 Hefte, Altenb. 1845-46), "Das Seligkeitsdogma der röm.-kath. Kirche" (Bresl. 1847).

Theiopegae (grch.), soviel wie Schwefelwasser.

Theïsmus oder Deïsmus, zuerst in England gebrauchter Ausdruck, bedeutet im Gegensatz zum Atheïsmus die philos. Weltansicht, wonach Gott als der oberste und letzte Grund aller Dinge angenommen wird. Einige stellen den T. dem Offenbarungsglauben entgegen und verstehen unter einem Theïsten denjenigen, welcher zwar an das Dasein und an die Weltregierung Gottes glaubt, aber die Offenbarung verwirft oder doch seinen Glauben an Gott und die göttlichen Dinge nur auf Gründe der Vernunft, nicht auf das Zeugnis der Offenbarung baut. Andere unterscheiden zwischen Deïsmus und T. so, daß der erstere zwar eine höchste und letzte Ursache aller Dinge, die er Gott nennt, aber in abstrakter Ferne von der seit der Schöpfung sich wesentlich selbst überlassenen Welt, annehme; der letztere aber das Dasein eines lebendigen Gottes, der als der Schöpfer und Regierer der Welt in ihrem gesamten Verlaufe stets mitthätig gegenwärtig sei, behaupte. (S. auch Deïsmus.)

Theiß, ungar. Tisza, slaw. Tisa, bei den Alten als Grenzstadt Daciens Tissus, Tisia oder Pathissus (nicht Tibiscus, worunter die Temes zu verstehen), der größte Nebenfluß der Donau und nächst derselben der Hauptfluß Ungarns (s. Karte: Ungarn und Galizien), entspringt im Komitat Marmaros, an der Grenze Galiziens, auf den Waldkarpaten und zwar als Schwarze T. (Czarna oder Fekete Tisza) im N. von Körös-Mezö, aus zahlreichen Gebirgsbächen, und als Weiße T. (Bila oder Fehér Tisza), die in der Gegend von Bogdán ebenfalls aus der Vereinigung zahlreicher Gebirgswässer, die von der Czornahora (2058 m) kommen, entsteht. Nach der Vereinigung beider Quellflüsse fließt die T. anfangs südlich durch enge Gebirgspässe, verstärkt sich durch den Bissobach, dessen nordwestl. Richtung sie annimmt, und fließt westwärts und nordwestwärts über Sziget nach Huszt, tritt hier, bereits durch eine Menge Bergwasser verstärkt, aus Marmaros und bei Nagy-Szöllös aus ihrem Gebirgsthale heraus in die Ebene, in welcher sie auf ihrem weitern Laufe mit einem nördl. Bogen nach Westen nur noch einmal den Fuß des Gebirges, den südl. Rand der Tokajer Berggruppe, berührt. Sie fließt dann nach Südwesten bis Szolnok, von hier aber nach Süden, der Donau parallel und von ihr durchschnittlich 90 km entfernt, über Csongrad und Szegedin an der Grenze der Komitate Bács-Bodrog und Torontal, und mündet unterhalb Titel, dem Dorfe Slankamen und dem östl. Fuß des syrmischen Bergzugs gegenüber. Sobald die T. das Gebirge verlassen hat, fließt sie in Windungen dahin. Dadurch wird ihre Stromentwicklung verlängert, die mit den größten Krümmungen mindestens 940, mit den kleinern etwa 1358 km beträgt, während der direkte Abstand der Quelle von der Mündung nur 470 km mißt. Innerhalb des Gebirges hat die T. reines und schnellfließendes, in der Ebene schlammiges und schleichendes Wasser. Dieser träge Lauf zwischen flachen Ufern hat furchtbare Versumpfungen ihrer Uferlandschaften zur Folge. Ihre gewöhnliche Breite beträgt bei Tisza-Ujlak 87, bei Tokaj 98, bei Szolnok 135, bei Szegedin 128, bei Titel 232 m, im Durchschnitt im Unterlauf 150-250 m. Die Schiffbarkeit beginnt bei Vásáros-Námény, für Dampfboote bei Tokaj, doch geht ein regelmäßiger Dampferverkehr nur bis Szegedin, höchstens bis Szolnok. Der Wasserstand der T. ist sehr wechselnd; die Differenzen zwischen dem Tief- und Höchststand betragen 7-10 m. Bei niedrigsten Wasserstand hat die T. bei Tokaj 2,2, bei Szolnok 3,2, bei Szegedin 6 und bei Titel 3,2 m Tiefe. Während sie in ihrem Oberlauf starkes Gefälle hat, beträgt dasselbe vom Einfluß der Szamos bis zur Mündung nur 40 m, d. i. 0,03 m per Kilometer oder nur die Hälfte des Gefälles der entsprechenden Donaustrecke, welche um 9 m höher liegt. Der Bácser Kanal oder Franzenskanal (s. d.), welcher, 1793-1801 erbaut, bei Földvár aus der T. unweit Bezdán in die Donau führt, kürzt die Stromfahrt von 360 auf 110 km. 1871-75 wurde der Franzenskanal noch erweitert durch den 70 km langen Stapar-Neusatzer oder Franz-Josephs-Kanal und durch den Baja-Bezdáner Kanal. Auch wird die T. durch den 195 km langen Begakanal (s. Bega) mit der Temes in Verbindung gesetzt. In neuester Zeit hat die Regulierung der T. ungeheure Moräste in fruchtbares Land verwandelt, ohne jedoch den verheerenden Überschwemmungen dauernde