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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Theophania – Theophrastus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Theophanes'

Classen und Becker, 2 Bde., Bonn 1839–41; besser von De Boor, 2 Bde., Lpz. 1883–85).

Theophania, Gemahlin Ottos II., s. Theophano.

Theophănie (grch., d. i. Erscheinung Gottes), in der christl. Kirche das Fest der Erscheinung Christi, also soviel wie Epiphania (s. d.).

Theophăno, byzant. Kaiserin, geb. um 943 als Tochter eines Schenkwirts, wurde 957 Gemahlin des spätern Kaisers Romanos II. Sie soll ihren Gatten bestimmt haben, 959 seinen Vater Konstantin VII. Porphyrogennetos zu vergiften, und soll auch ihren Gemahl 15. März 963 durch Gift beseitigt haben. Nachdem sie dann einige Monate lang als Vormünderin ihrer unmündigen Söhne Basilios und Konstantin VIII. regiert hatte, vermählte sie sich 20. Sept. 963 mit Nikephoros Phokas bald nach dessen Thronbesteigung. Auch diesen ließ sie 10. Dez. 969 durch ihren Geliebten Tzimiskes töten, worauf der Mörder als Johannes I. den Thron bestieg. Gleich nach dessen Krönung wurde T. verbannt, ihre gleichnamige Tochter, die sie dem Romanos geboren hatte, wurde 972 mit dem deutschen Kaiser Otto II. vermählt. – Vgl. Marrast, Esquisses byzantines (Par. 1874); Schlumberger, Nicéphore Phokas (ebd. 1890).

Theophăno oder Theophania, Gemahlin Kaiser Ottos II., Tochter des byzant. Kaisers Romanos II. und der Kaiserin Theophano, wurde, nachdem frühere Versuche des Kaisers Otto I., die Hand einer byzant. Kaisertochter für seinen Sohn Otto II. zu erlangen, gescheitert waren, 14. April 972 in Rom mit Otto II. vermählt. Eine hochgebildete Frau, brachte sie die feinere Kultur des Südens, aber auch die Neigung zu byzant. Pracht und Ceremonie an den deutschen Hof, und ihr Einfluß hat in beiden Beziehungen stark auf ihren Sohn Otto III. (s. d.) eingewirkt. Während dessen Minderjährigkeit führte sie, kräftig von der Kaiserin Adelheid und dem Erzbischof Willigis von Mainz unterstützt, die Regentschaft und hat es verstanden durch Umsicht und Klugheit in allen Stürmen ihrem Sohne in Deutschland und Italien die Herrschaft zu sichern. Noch nicht 40 J. alt, starb sie 15. Juni 991 in Nimwegen.

Theophilanthrōpen (grch., «Gottes- und Menschenfreunde»), eine deïstische Religionsgesellschaft in Frankreich, die sich Ende 1796 in Paris zur Erhaltung der Religion bildete. Das Direktorium räumte ihnen 10 Kirchen in Paris ein; jedoch Napoleon I. verbot 1802 den T. den Kultus in den Kirchen wieder, worauf die Gesellschaft bald erlosch. – Vgl. Grégoire, Geschichte des Theophilanthropismus (deutsch, Hannov. 1806).

Theophĭlos, byzant. Kaiser, s. Byzantinisches Reich.

Theophĭlus, einer der Apologeten (s. Apologie), Bischof von Antiochia (169–177) nach den Angaben des Eusebius. Unter seinem Namen ist eine an einen gewissen Autolykus gerichtete Schutzschrift für das Christentum in drei Büchern erhalten, die wichtige chronol. Notizen enthält. Das dritte Buch ist nicht vor 181 geschrieben; wenn T. also wirklich der Verfasser ist, so ist die Zeitbestimmung der Chronik falsch. Außerdem wird ihm ein Kommentar zu den Evangelien zugeschrieben, von welchem Hieronymus einige Fragmente überliefert hat. Die vermeintliche Wiederentdeckung desselben in einem noch erhaltenen lat. Kommentar, der den Namen eines andern T. (von Alexandria) führt, bestätigt sich nicht. – Vgl. Corpus apologetarum, hg. von Otto, Bd. 8 (Jena 1861): Zahn, Der ↔ Evangelienkommentar des T. von Antiochien (Erlangen 1883), und gegen ihn Harnack in den von ihm und Gebhardt herausgegebenen «Texten und Untersuchungen zur Geschichte der altchristl. Litteratur», Bd. 1, Heft 4, 2. Hälfte (Lpz. 1883).

Theophĭlus, durch sein Bündnis mit dem Teufel ein Vorläufer des Dr. Faust, nach der Legende um die Mitte des 6. Jahrh. Vicedominus oder Bistumsverweser zu Adana in Cilicien. Nach dem Tode seines Bischofs einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt, schlug er aus Bescheidenheit die ihm zugedachte Ehre aus, ward aber bald durch den neuen Bischof gekränkt und seines frühern Amtes entsetzt. Da suchte er Hilfe bei einem Magier, der ihn bei Nacht in eine Versammlung von Teufeln führte, deren Oberster ihn Christus und Maria verleugnen und eine Verschreibung seiner Seele ausstellen ließ. Schon am nächsten Morgen setzte ihn der Bischof wiederum in seine Würden ein. Aber bald kam die Reue; durch 40tägiges Fasten und Beten bewog er Maria, daß sie ihm bei ihrem Sohne Verzeihung erwirkte und dem Teufel die Verschreibung wieder abnahm, die sie dem Reumütigen, als er ermattet in der Kirche eingeschlafen war, auf die Brust legte. Jetzt erzählte T. öffentlich sein Verbrechen, pries die Gnade der heiligen Jungfrau und starb am dritten Tage. Diese Legende, deren griech. Originalfassung auf einen gänzlich unbekannten Eutychianus zurückgeführt wird, kam während des 10. Jahrh. durch einen ebenfalls unbekannten neapolit. Priester Paulus ins Abendland, wo sie sich sehr rasch und weit verbreitete. Schon während des 10. Jahrh. begegnet man einer Bearbeitung in lat. Versen unter den Werken der Nonne Roswitha (s. d.); ebenfalls in lat. Versen behandelte sie der 1123 gestorbene Bischof von Rennes, Marbod, und Rahewin, der Fortsetzer Ottos von Freising (hg. von Wilh. Meyer, Münch. 1873). Auch in den Landessprachen wurde sie teils selbständig, teils als Episode größerer Werke in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden bearbeitet. Dramat. Form erhielt sie zuerst durch Rutebeuf (gest. um 1280), im 14. oder 15. Jahrh. in mehrern niederdeutschen Schauspielen (hg. von Hoffmann von Fallersleben, Hannov. 1853 u. 1854; übersetzt von Wedde, Hamb. 1888), die den Stoff bis zur Trilogie ausdehnten. In diesen jüngern Fassungen nähert sich die Theophilussage den üblichen Marienlegenden; T. schwört skrupellos Gott, nicht aber, oder nur zögernd die Jungfrau Maria ab, und das rettet ihn, so noch in Joh. Herolds viel verbreitetem «Promptuarium discipuli». Seit der Reformation verschwindet die Theophiluslegende aus der Litteratur. – Vgl. E. Sommer, De Theophili cum diabolo foedere (Berl. 1844).

Theophŏros, s. Ignatius, der Heilige.

Theophrastus, griech. Philosoph, geb. um 372 v.Chr. zu Eresos auf der Insel Lesbos, wurde in Athen Schüler des Plato, darauf des Aristoteles. Letzterer bestimmte ihn wegen seiner wissenschaftlichen und rhetorischen Begabung zu seinem Nachfolger als Haupt der Peripatetischen Schule. In dieser Stellung, welche er 35 Jahre lang, bis zu seinem Tode (287 v.Chr.), bekleidete, erlangte T. hohen Ruf. Er war Verfasser einer großen Anzahl dialektischer, metaphysischer, moralischer und physik. Schriften; Diogenes zählt deren an 200 auf. T.' Philosophie fußt im wesentlichen zwar auf Aristoteles, doch steht er ihm verhältnismäßig selbständig

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 768.