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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tiroler Eisenbahn; Tiroler Erde; Tiroler Jägerregiment; Tiroler Teppiche; Tiroler Weine; Tironische Noten

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Tiroler Eisenbahn - Tironische Noten

obert, die sich um den Anbau des Landes verdient machten. 476 kam es unter die Herrschaft der Ostgoten. Als diese 552 zertrümmert wurde, fiel der südl. Teil T.s in die Gewalt der Langobarden, der nördliche wurde von den Bajoariern (Bayern) besetzt. Mit Bayern wurde T. im 8. Jahrh. von den Franken unterworfen, die es, gleich andern fränk. Landen, durch verschiedene Grafen verwalten ließen. Nach der Wiedereinsetzung bayr. Herzoge im 10. Jahrh. standen unter diesen auch die Grafen Nordtirols, während die ehemals langobard. Grafschaft Trient, die nordwärts bis gegen Bozen und Meran reichte, zur Mark Verona gerechnet wurde. Konrad II. gab 1027 dem Bischof von Trient die Grafschaften Trient, Bozen und Vintschgau, dem Bischof von Brixen die Grafschaft im Eisackthale nordwärts von Klausen und im Unterinnthale bis zum Ziller zu Lehn. 1091 wurde der letztere auch noch mit der Grafschaft Pusterthal belehnt. Aber die Bischöfe verliehen diese Gebiete wieder meist an weltliche Große. So erhielt ein Adliger Namens Adalbert, dessen Söhne sich seit 1140 von einer ihrer Burgen Grafen von T. nannten, um 1130 vom Bischof von Trient die Grafschaft Vintschgau und vom Bischof von Brixen die Grafschaft im Eisackthal. Die Grafschaften im Unterinn- und Pusterthal kamen um 1165 an die besonders in Bayern begüterten Grafen von Andechs (s. d.), die nach 1180 den Titel Herzog von Meranien erhielten. Als das Haus der Andechser 1248 im Mannsstamm erlosch, kamen dessen tirol. Besitzungen an den Grafen Albert von T., nach dessen Stammburg es von nun an genannt wurde. Nach seinem Tode (1253) kam T. an seine Schwiegersöhne Meinhard, Grafen von T., und Gebhard, Grafen von Hirschberg, dessen Gemahlin aber kinderlos starb, so daß Meinhards I. Sohn Meinhard II., der 1286 Herzog von Kärnten ward, auch das Erbe des letztern erwarb. Seine Enkelin Margareta Maultasch (s. d.) trat 1363 T. den Herzögen von Österreich ab. 1803 wurden auch die bisher dem Namen nach reichsunmittelbaren, thatsächlich aber von T. abhängigen Gebiete der Bischöfe von Brixen und Trient von Österreich erworben.

Durch den Preßburger Frieden 1805 wurde T. in diesem Umfange an Bayern überlassen, was 1809 zu einer blutigen Erhebung des Volks, dessen heroische Vorkämpfer Hofer (s. d.) und Speckbacher (s. d.) waren, gegen die Bayern und Franzosen führte. (S. Französisch-Österreichischer Krieg von 1809.) Nach dem Frieden zu Schönbrunn ward Südtirol bis in die Nähe von Klausen und Meran an das Königreich Italien und der östl. Teil des Pusterthals an die neu geschaffene Provinz Illyrien abgetreten. Diese beiden Teile wurden 1814 von Österreich erobert und der bayr. Anteil in demselben Jahre von Bayern wieder an Österreich zurückgegeben, das hierauf auch die salzburgischen eingeschlossenen Landesteile, das Ziller- und Brixenthal und Windisch-Matrei, damit vereinigte. Mit der durch das Februarpatent von 1861 festgestellten neuen Ordnung der österr. Verhältnisse konnte sich T. nicht sogleich befreunden; namentlich die Gleichstellung der Protestanten traf auf Widerstand, so daß ein Gesetz vom 7. April 1866 die Bildung prot. Gemeinden von der Einwilligung des Landtags abhängig machte. Die immer mehr wachsende ital. Partei, die die Trennung Welschtirols von Deutschtirol, teilweise wohl auch den Anschluß des erstern an Italien anstrebte, hielt sich lange Zeit dem Landtage fern. Die Wahlen von 1889 brachen die lange Alleinherrschaft der Klerikalen im Landtage, da die Italiener sich mit den deutschen Liberalen verbanden. Dies Bündnis war jedoch nur von kurzer Dauer, da die Regierung die Anträge der Welschtiroler auf eine Trennung T.s zurückwies, worauf sich diese wieder vom Landtage fern hielten, so daß die Majorität der Klerikalen abermals wiederhergestellt wurde. So sah sich die Regierung gezwungen, durch zahlreiche Konzessionen an die Kirche 1892 endlich die Einführung des Reichsratschulgesetzes zu erkaufen. (S. Österreichisch-Ungarische Monarchie, Geschichte.)

Litteratur. Außer den Schriften von Hormayr und Steub vgl. Beda Weber, Das Land T. (3 Bde., zuerst anonym, Innsbr. 1837-38; 2. Aufl. als Handbuch für Reisende in T., 1853); Staffler, T. und Vorarlberg (2 Bde., ebd. 1839-46); ders., Das deutsche T. und Vorarlberg (2 Bde., 1847); Tinkhauser, Topogr.-histor.-statist. Beschreibung der Diöcese Brixen (2 Bde., Brixen 1855 fg.); Schneller, Landeskunde von T. (Innsbr. 1872); Hörmann, Tiroler Volkstypen (Wien 1877); Weidmann, Handbuch für Reisende durch T. und Vorarlberg (Lpz.1858); Jüttner, Die gefürstete Grafschaft T. und Vorarlberg (Wien 1880); Egger, Die Tiroler und Vorarlberger (Teschen 1882); Amthor, Führer durch T. (8. Aufl., Lpz. 1897); Achleitner, T. und Vorarlberg (ebd. 1894-95). - Tirolische Geschichtsquellen (3 Bde., Innsbr. 1867-91); Huber, Geschichte der Vereinigung T.s mit Österreich (ebd. 1864); Egger, Geschichte T.s von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit (3 Bde., ebd. 1872-80); Jäger, Geschichte der landständischen Verfassung T.s (2 Bde., ebd. 1881-85); Krones, T. 1812-16 und Erzherzog Johann von Österreich (ebd. 1890).

Tiroler Eisenbahn, Strecke der Österr. Südbahn von Kufstein über Innsbruck und Franzensfeste nach der ital. Grenze bei Ala (305,8 km, 1858 genehmigt, 1858-67 eröffnet), s. erläuternde Tabellen zur Übersichtskarte der Eisenbahnen in Österreich-Ungarn, beim Artikel Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen. Über die Linie Innsbruck-Bozen s. Brennerbahn.

Tiroler Erde, s. Grünerde.

Tiroler Jägerregiment, s. Kaiserjäger.

Tiroler Teppiche, s. Teppiche.

Tiroler Weine, die in Tirol auf einer Gesamtfläche von 12500 ha in einer durchschnittlichen Menge von 400000 hl jährlich erzeugten Weine. Auf die Bezirke Bozen, Meran und Brixen entfallen gegen 300000 hl, während auf Trient und Rovereto 100000 hl zu rechnen sind. Die wertvollsten Traubensorten sind die Teroldego-, Lagrein- und Marzeminotrauben, für feinere weiße Weine die Terlaner Traube und die Nosiola. Von bekannten Weinsorten sind zu nennen der Terlaner, St. Valentiner, die Edelweine aus Bozen, St. Magdalena, Leitach, die Flaschenweine von Schloß Rametz und St. Michele.

Tironische Noten, auch Tironianische Noten, im Altertum gebräuchliche Kurzschrift, die bestimmte Wörter und Silben durch vorher festgesetzte Schriftbilder ersetzt. Von solchen Noten erfand zuerst Ennius 1100, viele fügte auch Tiro (s. d.) hinzu, Seneca brachte ihre Zahl auf 5000. Die uns überlieferten lexikalischen Verzeichnisse enthalten über 13000 Zeichen für einzelne Wörter, die auswendig gelernt werden mußten. Die erste uns bekannte Verwendung im parlamentarischen Dienste geschah zur Aufnahme der Rede Catos des Jüngern gegen Catilina (63 v. Chr.). Was wir aber von T. N. besitzen,