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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tocussa; Tocuyo; Tod

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Tocussa - Tod

einigten Staaten von Amerika zu studieren. T. brachte von da sein Hauptwerk zurück: "La démocratie en Amérique" (2 Bde., Par. 1835 u. d.), das man Montesquieus "Espit des lois" an die Seite gestellt hat. Das Buch erhielt 1836 den Preis Montyon von der Akademie, deren Mitglied T. 1841 wurde. 1839 wurde T. Deputierter und gehörte bis 1848 zur gemäßigten Opposition. Nach der Februarrevolution in die Konstituierende Nationalversammlung abgeordnet, bekämpfte er den Socialismus und stimmte mit der monarchischen Rechten. Als Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung übernahm er 1849 das Portefeuille des Auswärtigen, trat aber aus dem Ministerium, als Ludwig Napoleon in der Botschaft vom 31. Okt. sein eigenes Regierungssystem schärfer betonte. Als einfacher Volksrepräsentant opponierte er seitdem gegen die persönliche Politik des Präsidenten der Republik und erwies sich als einen der letzten Verteidiger des parlamentarischen Regiments. Beim Staatsstreich wurde er 2. Dez. 1851 verhaftet, aber bald wieder in Freiheit gesetzt, zog sich dann ins Privatleben zurück und starb 16. April 1859 zu Cannes. Außer dem genannten Hauptwerk T.s sind noch zu nennen seine "Histoire philosophique du règne de Louis XV" (2 Bde., Par. 1846; 2. Aufl. 1847, deutsch von Boscowitz, Lpz. 1857), sein "Coup d'œil sur le règne de Louis XVI" (1850) und "L'ancien régime et la révolution" (1856). Von diesem Buch sind die spätern Taineschen Arbeiten stark beeinflußt. Seine "Œvres complétes" erschienen in 9 Bänden (Par. 1860-66). - Vgl. Jaques, Alexis de T. (Wien 1876); Tocqueville, Souvenirs de Alexis de T. (Par. 1893).

Tocussa, Pflanze, s. Eleusine.

Tocuyo, Stadt im Staat Lara der Republik Venezuela, in einem schönen Thale der Cordillere von Merida, rechts an dem in das Karibische Meer mündenden Flusse T., 655 m ü. d. M., zählt (1891) 4775 E., hat fünf Kirchen, saubere Straßen; Getreidebau, Schafzucht, Gerberei, Wollweberei und Salzhandel. Die Stadt wurde 1545 gegründet. - T. heißt auch ein Ort an der Mündung des T. im Staate Falcon, mit 1054 E.

Tod (lat. Mors), das endgültige Aufhören des Stoffwechsels und der übrigen Lebensfähigkeiten. Die Lebensdauer des Menschen reicht beim natürlichen Verlauf des Lebens gewöhnlich bis in die siebziger oder achtziger Jahre, bisweilen auch noch etwas weiter, und der T. erfolgt hier ohne vorhergegangene Krankheit, ohne nachweisbare specielle Ursache, sanft und allmählich, oder rasch, merklich und mit Bewußtsein, oder unvermerkt im Schlafe, durch sog. Altersschwäche (Marasmus). Dieser T. ist der natürliche, normale, notwendige. Jede Todesart, die von einer andern Veranlassung als der naturgemäßen Beendigung des Lebensprozesses (Stoffwechsels), herrührt, ist unnatürlich (abnorm, zufällig, frühzeitig) und erfolgt entweder durch Krankheit (d. i. falsches Vorsichgehen des Stoffwechsels), oder gewaltsam, durch äußere mechan. und chem. Einflüsse. Wohl zu unterscheiden von diesem T. im allgemeinen Sinne ist der örtliche T., das Absterben einzelner Organe. (S. Brand.)

Gewöhnlich fällt beim Sterben (d. i. der Übergang vom Leben zum T.) eine der hauptsächlichsten Lebensthätigkeiten etwas früher als die übrigen weg, nämlich entweder die des Herzens, oder die der Lungen, oder die des Gehirns, weshalb diese Organe von alters her auch Ausgangsstellen des T. (atria mortis) genannt werden. Den T. bezeichnet man deshalb als einen durch Ohnmacht (Synkope, Aufhebung der Herzthätigkeit), durch Stickfluß (Erstickung, Asphyxie, Aufhebung der Lungenthätigkeit) oder durch Schlagfluß (Apoplexie, Gehirnlähmung) hervorgerufenen. Die das Sterben begleitenden und bezeichnenden Erscheinungen (die Sterbeerscheinungen), die stets die Folgen von Störungen wichtiger Lebensverrichtungen sind, stellen sich nach der Verschiedenheit dieser Störungen verschieden dar; auch treten sie schneller oder langsamer auf und sind mehr oder weniger deutlich wahrnehmbar in ihrem Beginn und Fortschreiten. Auf dieser Mannigfaltigkeit der beim Sterben auftretenden Erscheinungen beruht die Bezeichnung folgender Todesarten: einfacher Erschöpfungstod, bei dem sich die Sterbeerscheinungen ganz allmählich aus schon vorhandenen krankhaften Zuständen entwickeln, so daß die Zeit ihres Beginns mit Bestimmtheit nicht ermittelt werden kann, und sich dann in mehr oder minder stetiger Aufeinanderfolge bis zum endlichen Erlöschen des Daseins steigern; Sterben unter Todeskampf (s. Agonie), wo die Sterbeerscheinungen einen deutlich wahrnehmbaren Anfang und einen mehr oder weniger scharf begrenzten Verlauf haben; langsamer und rascher T., je nachdem die Sterbeerscheinungen längere oder kürzere Zeit währen; plötzlicher T., wenn diese Erscheinungen nur auf einen äußerst kurzen Zeitraum (auf einige Sekunden bis Minuten) sich beschränken. Der plötzliche T. kann auch noch ein unvermuteter sein, wenn ihm kein oder doch nur ein geringes Kranksein vorherging.

Die Sterbe- und Agonieerscheinungen bestehen in Zeichen beginnender und vorschreitender Lähmung des Nerven- und Muskelsystems, vermischt mit den der Krankheit eigentümlichen Symptomen. Meist sterben die verschiedenen Apparate in einer bestimmten, ziemlich regelmäßigen Folge nacheinander. Der Verlust des Muskeltonus erzeugt das hängende, lange, eingefallene Hippokratische Gesicht (s. d.), zitternde, kraftlose Bewegungen (zitternde schwache Sprache, Sehnenhüpfen), Herab- und Zusammensinken des ganzen Körpers, oberflächliche, schwache, langsame und mühevolle, endlich aussetzende Respiration (mit Röcheln, Sterberasseln), Lähmung der Speiseröhre (Getränk fällt mit kollerndem Geräusch in den Magen, feste Stoffe bleiben stecken); die Herzkontraktionen werden immer schwächer und undeutlicher, der Puls wird leer, anfangs sehr häufig, dann aussetzend, fadenförmig, die Schließmuskeln an den natürlichen Öffnungen erschlaffen (Stuhl und Urin gehen unwillkürlich ab); Kälte und bisweilen kühler, klebriger Schweiß zieht sich von den entfernten Körperteilen gegen den Stamm, der Gesichts- und Gehörsinn schwindet, Bewußtsein, Respiration und Cirkulation hören ganz auf und das Leben erlischt. Über das Verhalten einem Sterbenden gegenüber s. Euthanasie. Nach dem Eintritt des T. lasse man den Toten noch einige Zeit (etwa 12-18 Stunden) in seinem Bett liegen, worauf er zu entkleiden, zu waschen, in einem kühlen Zimmer in einer Bettstelle auf einem mit einem Leintuch bedeckten Strohsack zu lagern und mit einem Leintuch zuzudecken ist.

Mit dem Aufhören des Stoffwechsels (dem T.) wird der Mensch zur Leiche, zum Leichnam, und in diesem treten früher oder später Verände-^[folgende Seite]