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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Toleranzedikt - Tolna

Toleranzedikt, s. Toleranz.

Tolerieren (lat.), dulden, gestatten.

Tolerus, lat. Name des Flusses Sacco (s. d.).

Tolētum, s. Toledo.

Tolfa, Gemeinde im Kreis Civitavecchia der ital. Provinz Rom, im vulkanischen Gebirge La T. (613 m), nordöstlich von Civitavecchia hochgelegen, hat (1881) 3611 E.; in der Nähe sind bedeutende Alaungruben und Bergwerke sowie Brüche von Bergkrystall, Lapis Lazu1i und Alabaster.

Tólima, Departamento der südamerik. Republik Columbia (s.Karte: Columbia u. s. w.), westlich durch die mittlere Hauptcordillere von Cauca getrennt, östlich durch die Cordillera Oriental von den beiden Territorien del Caqueta und San Martin geschieden, umfaßt das obere Thal des Rio Magdalena, hat Viehzucht, Anbau von Zuckerrohr, Kakao, Mais, Reis und Tabak, Gold- und Silberminen, zählt auf 44750 qkm (1884) 305185 E. Hauptstadt ist Ibague (s. d.). Über die Urbevölkerung s. Amerikanische Rasse. Nördlich von der nach Cartago führenden Gebirgsstraße erhebt sich auf der Grenze gegen Cauca der Vulkan T. (5584 m).

Toli-Monastir, türk. Stadt, s. Monastir.

Tolistoagĭer, s. Galater.

Tolkemit, Stadt im Landkreis Elbing des preuß. Reg.-Bez. Danzig, am Frischen Haff, ist Dampferstation und hat (1895) 3084 E., darunter 148 Evangelische und 19 Israeliten, Post, Telegraph, kath. Jacobuskirche, 1368 geweiht, Herz-Jesu-Kapelle (1738), evang. Bethaus; bedeutende Böttcherei (Butter-, Herings- u. a. Fässer), Töpferei, Brauerei, Ziegelei, Wasser- und Dampfmühle, Schiffbau, Fischerei, Landwirtschaft, Viehzucht und Heben von Steinblöcken vom Meeresgrunde (mit Steinzangen).

Toll, Karl Friedr., bei den Russen Karl Fedorowitsch, Graf, russ. General, geb. 19. (8.) April 1777 auf dem Gute Keskefer in Esthland, nahm unter Suworow an den Feldzügen in Italien und in der Schweiz teil, dann an der Schlacht bei Austerlitz, 1806 bei der Besetzung der Moldau und Walachei, darauf 1812-15 an den Kriegen gegen Napoleon und wurde auf dem Schlachtfelde vor Leipzig zum Generallieutenant ernannt sowie 1814 in den österr. Freiherrenstand erhoben. Im Türkenkriege 1829 war T. Chef des Generalstabes und wurde nach dem Siege bei Külefče (11. Juni) in den russ. Reichsgrafenstand erhoben. Im Feldzug gegen Polen 1831 war er ebenfalls Chef des Generalstabes und leitete nach der Verwundung Paskewitschs den Sturm auf Warschau. 1833 wurde ihm die Oberleitung der Verkehrswege übertragen. Er starb 5. Mai (23. April) 1842 in Petersburg. - Vgl. Bernhardt, Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Grafen von T. (2. Aufl., 4 Bde., Lpz. 1866).

Tolle, beim Haushuhn soviel wie Haube, der haubenartige Federbusch am Kopf.

Tollēno (lat.), s. Hebekasten.

Tollens, Hendrik, niederländ. Dichter, geb. 24. Sept. 1780 zu Rotterdam, wurde Kaufmann, verriet aber frühzeitig Neigung und Beruf zur Dichtkunst, die er in der Folge mit Eifer betrieb. Er starb 21. Okt. 1856 in Ryswijk. Seine ersten Poet. Versuche waren "Romanzen und Idyllen" (1805); 1804 erhielt fein "Loofdicht op Hugo de Groot" den zweiten, 1806 sein durch Kraft und Wohllaut ausgezeichnetes Gedicht "0p den dood van Egmond en Hoorne" den ersten Preis von der Gesellschaft für vaterländische Sprache und Dichtkunst. Allgemein bekannt machte ihn das Volkslied "'Wien Néerlands bloed". T.' größere Dichtung "De overwintering op Nowa Zembla" (1819) gilt für ein Meisterstück der beschreibenden Poesie. Außerdem erschienen von ihm: "Romanzen, Balladen und Legenden" (2 Bde., Rotterd. 1818-19), "Nieuwe gedichten" (1821 u. 1829), "Kinderleichte dichtstukjes" (1856), "Gezamentlijke dichtwerken (12 Bde., Leeuw. 1855-57) u. a. T. war lange Zeit der Lieblingsdichter des holländ. Volks.

Tollense, rechter Nebenfluß der Peene in Vorpommern, entspringt in Mecklenburg-Strelitz bei Prillwitz, durchfließt den 11 Km langen und 2 km breiten Tollensesee und mündet bei Demmin; sie ist auf 45 km für kleine Fahrzeuge schiffbar.

Tolletsches System, s. Kaserne.

Tollgerste, s. Lolium.

Tollhaus, soviel wie Irrenhaus, s. Irrenanstalten.

Tollheit, im weitern Sinne als gleichbedeutend mit Geistesstörung gebraucht, insbesondere zur Bezeichnung der geistigen Aufregungszustände. Im engern Sinne ist T. die Hundswut (s. d.).

Tollkirsche, Pflanzenart, s. Atropa und Tafel: Giftpflanzen II, Fig. 1.

Tollkrankheit, s. Biene.

Tollkraut, Pflanzenart, s. Solanum.

Tollwurm (Lyssa), Vulgärname der sich vom Zungenbeinkörper median in die Zunge des Hundes fortsetzenden, bisweilen teilweise verknöchernden Bandmasse, in der früher namentlich Jäger die Ursache der Tollwut sahen und die sie deshalb jungen Hunden häufig ausschnitten.

Tollwut, s. Hundswut.

Tolmein. 1) Bezirkshauptmannschaft in Görz und Gradisca, hat 1041,19 qkm und (1890) 37003 (18237 männl., 18766 weibl.) slowen. E. in 24 Gemeinden mit 105 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Flitsch, Kirchheim und T. - 2) T., ital. Tolmino, slowen. Tolmin, Marktflecken und Hauptort des Isonzothales, Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (507,67 qkm, 22031 E.), hat (1890) 849, als Gemeinde 4419 E., Reste des Sommerpalastes der Patriarchen von Aquitanien, wird als Sommerfrische besucht.

Tolmezzo, Hauptstadt des Distrikts T. (35144 E.) der ital. Provinz Udine in Venetien, links am Butt, der alsbald links in den Tagliamento mündet, am Südfuß der Karnischen Alpen, hat Ringmauern, (1881) 1862, als Gemeinde 4316 E., ein altes Schloß; Spinnerei und Weberei. T. ist einer der regenreichsten Orte Europas.

Tolna. 1)Komitat in Ungarn (s.Karte: Ungarn und Galizien), grenzt im N. an die Komitate Stuhlweißenburg und Veszprim, im O. an die Donau und das Komitat Pest-Pilis-Solt-Kleinkumanien, im S. an Baranya und im W. an Somogy und hat 3643,26 qkm und (1890) 252098 meist kath.-magyar. E. (80114 Deutsche, 1048 Serben), darunter 40272 Reformierte, 33210 Evangelische augsburgischer Konfession, 1071 Griechisch-Orientalische und 9510 Israeliten. Die Donau bildet hier mehrere Inseln und viele Sümpfe und Moräste; vor ihrem Austreten schützen kostspielige Dämme. Sie nimmt an der Südspitze des Komitats die Sárviz auf, welche durch den sumpfigen, jedoch großenteils regulierten Kapos mit dem Koppány und den mit dem Plattensee in Verbindung stehenden Sió verstärkt wird. Das Land ist im