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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Totenamt - Totenkopf (Schmetterling)

Strafen gelegt. Der Totemismus, mit dem meist Exogamie, seltener aber auch Endogamie verbunden war, ist der Grund des Zusammenhaltens oft weit voneinander entfernter Stämme, die denselben T. haben. Besonders berühmt war die totemische Organisation der Irokesen, bei denen jedes Volk in acht nach ihren Totemtieren benannte Totemschaften geteilt war, deren gleichnamige sich als Blutsverwandte betrachteten und deshalb nicht unter sich heirateten. Der Totemismus war nicht nur bei den Indianern Nordamerikas sehr verbreitet, er findet sich auch in Australien und Oceanien, in Afrika z. B. bei den Herero und bei mehrern Stämmen der Goldküste, wie den Aschanti u. s. w.

Totenamt, Gottesdienst zu Ehren eines Verstorbenen; in der kath. Kirche soviel wie Seelenmesse (s. Messe).

Totenbeschauer, s. Leichenschau.

Totenbeschwörung, s. Nekromantie.

Totenbestattung, s. Bestattung der Toten.

Totenblume, s. Calendula.

Totenbretter, Leichenbretter, Reebretter, Rechbretter, die Bretter, auf denen Verstorbene vor ihrer Einsargung geruht haben; sie wurden, besonders im Bayrischen und Böhmer Walde, und werden gegenwärtig noch in einzelnen Gegenden der Oberpfalz, Oberbayerns, Tirols, Salzburgs und Österreichs, gewöhnlich angestrichen, mit dem Namen, meist auch dem Alter und dem Todesjahre, der Todesursache des Verstorbenen, gereimten religiösen Sprüchen, auch bildlichem Schmucke versehen und hierauf an öffentlichen Straßen, an Friedhofsmauern, unter alten Bäumen, bei Feldkreuzen, Kapellen u. s. w. aufgestellt, wo sie stehen bleiben, bis sie vermodert sind. In einigen Gegenden werden die T. auch zum Belegen sumpfiger Fußwege oder zu Stegen, die zu Kirchen führen, verwendet. - Vgl. W. Hein, Die T. im Böhmer Walde (im 21. Bd. der "Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft" in Wien, 1891); O. Rieder, T. im Bayrischen Walde (in G. Steinhausens "Zeitschrift für Kulturgeschichte", Berl. 1894).

Totenbuch, Sammlung von das Leben nach dem Tode behandelnden Schriften und Bildern, die die Ägypter ihren Verstorbenen in das Grab legten, damit diese wüßten, was sie den verschiedenen Göttern und Dämonen, denen sie begegnen würden, zu sagen hätten. Der Kanon des T., das übrigens aus Stücken vom verschiedensten Alter besteht, ist erst sehr spät abgeschlossen; eine solche vollständige Handschrift hat Lepsius 1842 herausgegeben, doch ist sie der sehr starken Verderbtheit des Textes wegen nicht zu benutzen. Eine kritische Ausgabe der ältern Recension hat auf Lepsius' Anregung Naville (Berl. 1886) veranstaltet, Bruchstücke der allerältesten Textgestalt veröffentlichte Lepsius ("Älteste Texte des T.", Berl. 1867) und Maspero (in den "Mémoires de la mission archéologique française au Caire", Bd. 1). Das Verständnis des für die Ägyptologie so wichtigen Buchs ist noch nicht weit gediehen; die Übersetzungen von Birch (in Bunsens "Egypt's place in universal history", Lond. 1848-67) und Pierret ("Le livre des morts", Par. 1882) sind ohne Wert; besser die neuerdings von Le Page Renouf ("Book of the dead", Lond. 1893) herausgegebene.

Totenfest, Totenfeier, das feierlich begangene Andenken an die Toten. Schon in der ältesten christl. Kirche begingen Verwandte und Freunde eines Gestorbenen den Jahrestag seines Todes durch gemeinsame Kommunion. Später wurde für alle in einer Gemeinde Gestorbenen eine gemeinsame Totenfeier veranstaltet und das Fest Allerseelen (s. d.) eingeführt. In der prot. Kirche wird meistens am letzten Sonntage des Kirchenjahres ein T. gefeiert.

Totenflecken, s. Leiche und Tod.

Totengericht, ein merkwürdiger Bestandteil der ägypt. Mythologie. Im 125. Kapitel des ägypt. Totenbuchs wird dargestellt, wie der Verstorbene an der Hand der Göttin der Wahrheit in den Gerichtssaal der Unterwelt vor den Totenkönig Osiris tritt. Hier thront der Gott auf der dem Eingänge gegenüberstehenden Seite. In der Mitte ist eine große Wage aufgerichtet. Die Straußenfeder, das Symbol der Wahrheit, liegt in der einen, das Herz des Toten liegt in der andern Wagschale. Ein weibliches Nilpferd fungiert als Ankläger. In der Höhe sitzen 42 Götter, deren jeder über eine der 42 Hauptsünden, über die sich der Verstorbene zu rechtfertigen hat, besonders wacht. Die Götter Horus und Anubis sind mit dem Wägen des Herzens beschäftigt. Der ibisköpfige Thoth, der Rechtfertiger, verzeichnet das Resultat, das natürlich jederzeit als ein günstiges vorausgesetzt wird. Dies ist das T. in der ägypt. Unterwelt. Nach Diodor wurde aber schon vor dem Begräbnis ein menschliches Gericht über den Verstorbenen gehalten. Ehe der Sarkophag auf dem heiligen See eingeschifft wurde, versammelten sich die Freunde und Verwandten des Toten nebst 42 Totenrichtern am Ufer. Jedem war es erlaubt, das Leben des Verstorbenen anzuklagen und ihm dadurch, wenn die Anklage vor den Richtern aufrecht erhalten werden konnte, das feierliche Begräbnis zu entziehen. Der Verleumder aber wurde hart bestraft. Selbst ungerechte und verhaßte Könige sollen, nach Diodors freilich zweifelhaftem Bericht, zuweilen auf diese Weise ihres Begräbnisses verlustig gegangen sein.

Totengeschichten, s. Märchen.

Totengräber (Necrophorus), zu den Aaskäfern (s. d.) gehörende Käfergattung. Von den 30-40 meist aus Europa und Nordamerika bekannten Arten ist der gemeine T. (Necrophorus vespillo L., s. Tafel: Käfer I, Fig. 1) mit zwei orangegelben Querbinden auf den Flügeldecken einer der häufigsten; er ist 11-20 mm lang.

Totenkäfer, Trauerkäfer (Blaps), eine Gattung der Familie der Schattenkäfer (s. d.), schwarze, große Käfer, die in alten Häusern und Kellern als Nachttiere leben. Sie sind flügellos und ihre verwachsenen Flügeldecken verlängern sich oft als Spitze über den Hinterleib hinaus. Die artenreiche Gruppe ist besonders in Südeuropa und Nordasien vertreten. Die häufigste deutsche Art ist die 22-26 mm lange Blaps mortisaga Fabr., in Italien ist Blaps gigas L. (s. Tafel: Käfer II, Fig. 14) sehr gemein.

Totenkälte, s. Tod.

Totenkopf, die deutsche Bezeichnung für Caput mortuum (s. d.)

Totenkopf (Acherontia atropos L.), der größte der deutschen Abendschmetterlinge, dessen 13-16 cm lange, grüne, schön gestreifte Raupe auf den Kartoffeln, Teufelszwirn, Stechapfel und einigen andern Pflanzen lebt. Der düster gefärbte, auf den Oberflügeln braun marmorierte, den Unterflügeln gelb und schwarz gebänderte Schwärmer trägt auf der Rückseite der Brust eine gelbe, einem Totenschädel ähnliche Zeichnung, daher der Name. Der T., der in manchen Jahren häufig auftritt, giebt, wenn er mißhandelt wird, einen eigentümlichen, klagenden Ton von sich, der durch Ausstoßen von Luft