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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tourte-Cherbuliez; Tourtemagne; Tourville; Toussaint; Toussaint-Langenscheidtsche Methode; Toussaint l'Ouverture

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Tourte-Cherbuliez - Toussaint l'Ouverture

15. Jahrh. in franz. Gotik erbaut, besitzt sie zwei 66 und 68 m hohe Türme, reich geschmückte Façade, Chor aus dem 12. Jahrh., herrliche Glasmalereien, eine Kapelle mit dem Marmorgrabmal der Söhne Karls VIII. von Jean Juste (1506) u. s. w. Südlich von der Kathedrale steht der große erzbischöfl. Palast mit ion. Portal, davor ein Monument der berühmten Doktoren Velpeau, Trousseau und Bretonneau sowie eine Statue der Touraine von Sicard (1887). Auf der Westseite der Rue Nationale sind zwei, Charlemagne und St. Martin genannte Türme, die von der in den Religionskriegen zerstörten Basilika von St. Martin stammen. Nahebei ist eine Ruine der schönen Kirche St. Clément (15. und 16. Jahrh.), die jetzt als Magazin dient, und etwas weiter Notre-Dame la Riche aus dem 12. Jahrh., jetzt restauriert. Der Justizpalast am Südende der Rue Nationale ist ein großer, 1840 errichteter Bau in dor. Stil, von wo nach Süden die Avenue du Grammont, nach Westen der Boulevard Beranger und nach Osten Boulevard Heurteloup ausgehen. An letzterm liegen die Bahnhöfe. 1 km im Südwesten sind die geringen Reste des Schlosses Ludwigs XI. Plessis lès T. und auf dem rechten Ufer, 2½ km im Nordwesten der Steinbrücke, diejenigen der berühmten Abtei Marmoutier (Majus Monasterium).

Bildungsanstalten. T. besitzt ein Großes und Kleines Seminar mit Bibliothek von 20 000 Bänden, Vorbereitungsschule für Medizin und Pharmacie (zur Universität Poitiers gehörig), Lyceum, Collège de St. Louis de Gonzaga, eine Kunst- und eine Zeichenschule, die Bibliothek von T. mit 100 000 Bänden (davon 420 Inkunabeln) und 1743 zum Teil sehr wertvolle Handschriften, Museen, Theater, Gesellschaften der Wissenschaft, Medizin, Künste, des Ackerbaues und der Archäologie der Touraine.

Handel und Gewerbe. T. hat einen lebhaften Handel und Niederlagen von allerhand Lebensmitteln, Bazars, Spedition, Wassertransport und alle Arten Gewerbe. Hervorzuheben sind die berühmte Druckerei Mame (s. d.) sowie Fabrikation von Chemikalien, von Tuch, Teppichen, Seidenwaren, Wolle, Posamenten und Leder.

Geschichte. T., die alte Stadt der Turonen, wurde von den Römern vom rechtsseitigen Ufergelände auf die linksseitige Ebene verpflanzt und war Hauptstadt von Galli Lugdunensis III. 1853 wurden Reste röm. Mauern und eines Amphitheaters aufgefunden, das größer als das zu Nimes gewesen ist. T. wurde 473 von den Westgoten, 507 von Chlodwig erobert und 853 sowie 903 von den Normannen zerstört. 1154 kam es zu England, und im Mai 1163 fand hier ein Konzil unter Vorsitz von Papst Alexander III. statt, 1206 kam T. mit dem umliegenden Gebiet, der Touraine (s. d.), wieder an Frankreich, und 1468, 1470 und 1481 wurden hier Reichstage abgehalten, denn unter Ludwig XI. begann T. aufzublühen, bis die Religionskriege dem ein Ende machten. Vom 13. Sept. bis 9. Dez. 1870 wurde von T. aus die nationale Verteidigung geleitet und vom 9. Jan. bis 8. März 1871 war es von den Deutschen besetzt. - Vgl. Giraudet, Histoire de la ville de T. (2 Bde., Par. 1874): Grandmaison, T. archéologique (Tours 1879).

Tourte-Cherbuliez (spr. turt schärrbüllĭleh), franz. Schriftstellerin, s. Cherbuliez.

Tourtemagne (spr. turtmánnj), franz. Name von Turtmann (s. d.).

Tourville (spr. turwil), Anne Hilarion de Cotentin, Graf, franz. Admiral, geb. 24. Nov. 1642 zu Tourville (Depart. La Manche), widmete sich dem Seedienst und wurde 1667 Schiffskapitän. Als solcher kämpfte er 1671 unter d'Estrées gegen die Holländer. Nach der Schlacht bei Agosta 1676 erhielt er die Führung eines Geschwaders. Unweit Palermo griff er 2. Juni 1677 das brit.-holländ. Geschwader an und zerstörte 12 Kriegsschiffe und viele kleinere Fahrzeuge. Nach dem Frieden von Nimwegen wohnte T., seit 1682 Generallieutenant, unter Duquesne den Expeditionen gegen die Barbaresken bei. Sie zerstörten die Flotte bei der Insel Chios, beschossen 1682-84 Algier, dann 1684 Genua und zerstörten die Barbareskenflotte bei Ceuta und an der sardin. Küste. 1688 nahm T. verschiedene Holland, und span. Schiffe und vereinigte sich dann mit d'Estrées vor Algier, das 1. Aug. wiederum beschossen wurde. 1689 wurde T. Viceadmiral im Mittelmeer. Er mußte nun sein Geschwader mit der Flotte des Grafen von Chäteau-Regnault vereinigen und eine Demonstration gegen Irland zu Gunsten Jakobs II. unternehmen. Beide schlugen 2. Juli 1690 die 65 Segel starke brit.-holländ. Flotte bei der Insel Wight. Um die Landung der Jakobiten an den brit. Küsten zu bewerkstelligen, lief T. mit 44 Schiffen aus und begegnete 28. Mai 1692 auf der Höhe des Cap de la Hague der 88 Segel starken brit.-holländ. Flotte unter dem Admiral Russell. Obgleich T. 12 Schiffe verlor und der Übermacht endlich weichen mußte, war doch diese Schlacht seine glänzendste Waffenthat. 1693 wurde er Marschall und verließ 26. Mai mit 71 Kriegsschiffen den Hafen von Brest. Auf der Höhe des Kap St. Vincent griff er 27. Juni eine brit.-holländ. Flotte an und eroberte 27 Kriegs- und Handelsfahrzeuge; 45 andere wurden zerstört. 1694 hatte T. den Auftrag, die Operationen des Herzogs von Noailles in Catalonien zu decken, und 1694-98 führte er den Befehl über die Küsten des südl. Frankreichs. Er starb 28. Mai 1701. Die unter T.s Namen von Margon veröffentlichten "Mémoires" (3 Bde., 1742-58) sind unecht. - Vgl. Delarbre, T. et la marine de son temps (Par. 1889).

Toussaint (spr. tußäng), Anna Louise Geertruida, niederländ. Romandichterin, geb. 16. Sept. 1812 zu Alkmaar, lebte seit 1851 als Gattin des Malers Jan Bosboom (gest. 1891) im Haag, wo sie 13. April 1886 starb. Sie betrat die schriftstellerische Laufbahn 1837 mit dem Roman "Almagro", dem 1838 "De Graaf van Devonshire" und 1840 "De Engelschen in Rome" folgten. Schon diese Arbeiten fanden großen Beifall bei ihren Landsleuten. Noch mehr verbreitete sich ihr Ruf durch "Het Huis Lauernesse" (2 Tle., 1841), ein histor. Roman aus der Reformationszeit, der in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Hieran schloß sich ihr vorzüglichstes Werk, die Leicester-Romane "Leycester in Nederland", De vrouwen van het Leycester'sche Tijdvak" und "Gideon Florenz" (zusammen 9 Tle., 1851-54). Unter ihren spätern Novellen verdienen "Majoor Frans" (1874 u. ö.) und "Raaymond de schrijnwerker" (1880) besonders hervorgehoben zu werden. Ihre gesammelten "Romantische Werken" erschienen in 25 Bünden (Arnheim 1880-88).

Toussaint-Langenscheidtsche Methode (spr. tußäng), s. Langenscheidt und Sprachunterricht.

Toussaint l'Ouverture (spr. tußäng luwärtühr), ein Neger auf Haïti, geb. 1743 auf einer