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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Trautmann; Trauttmansdorff; Trauung

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Trautmann - Trauung

fechte, 27. und 28. Juni 1866. Am 27. Juni rückte das 1. Korps der preuß. Zweiten Armee unter Bonin durch den Paß von T. in die Stadt ein, stieß jenseit derselben auf das 10. österr. Korps Gablenz und wurde zum Rückzug gezwungen. Der zweite Tag bei T. bestand aus den Gefechten bei Staudenz-Burkersdorf und bei Alt-Rognitz, mit welchem letztern die Wiedereroberung von T. zusammenhing. Beide von der 1. und der 2. Gardedivision räumlich getrennt, aber nach einheitlichem Plan geführten Gefechte waren für die Preußen siegreich. Die Pässe von T. und Eipel waren nunmehr der preuß. Ersten Armee geöffnet, das 10. österr. Korps völlig geschlagen. - Vgl. Simon Hüttels Chronik der Stadt T. 1484-1601, bearbeitet von Schlesinger (Prag 1881); Kühne, Kritische und unkritische Wanderungen über die Gefechtsfelder der preuß. Armeen in Böhmen 1866. Heft 3: Das Gefecht bei T. (3. Aufl., Berl. 1879); Pauer, T. 1866 (Trautenau 1891).

Trautmann, Franz, Dichter und Schriftsteller, geb. 28. März 1813 zu München, studierte auf der Universität daselbst und trat dann bei dem Stadtgericht zu München in die jurist. Laufbahn ein, widmete sich aber später ganz der Litteratur. Er starb 2. Nov. 1887 in München. T. begründete seinen litterar. Ruf hauptsächlich mit "Eppelein von Gailingen" (Frankf. 1852) und den "Abenteuern des Herzogs Christoph von Bayern" (ebd. 1853: 2. Aufl. 1856); ihnen folgte eine große Anzahl von Erzählungen, deren Stoffe meist der ältern Geschichte Bayerns, insbesondere Münchens entnommen sind. Sie tragen sämtlich eine mittelalterliche Färbung und sind gern in einem derb treuherzigen Chronikenstil gehalten. In dem Roman "Die Glocken von St. Alban", Stadt- und Familienroman aus bewegten Zeiten des 17. Jahrh. (Regensb. 1875; 2. Aufl. 1881), bewegt sich T. auf rhein. Gebiet. T. veröffentlichte außerdem mehrere Bände lyrischer Dichtungen, einige Dramen, das Werk "Kunst und Kunstgewerbe, vom frühesten Mittelalter bis Ende des 18. Jahrh." (Nördl. 1869) und die Biographie "Ludwig Schwanthalers Reliquien" (Münch. 1858).

Trautmann, Friedr. Herm. Moritz, Philolog, geb. 21. März 1812 zu Klöden in der Provinz Sachsen, studierte seit 1863 in Halle und Berlin klassische Philologie und neuere Sprachen. 1867-70 bereiste er Italien, Frankreich und England und war 1872-75 als Lehrer in Leipzig thätig. 1876 habilitierte er sich für engl. Sprache und Litteratur an der dortigen Universität. 1880 ward er in Bonn außerord., 1885 ord. Professor. Die meisten Arbeiten T.s finden sich in der von Wülker und ihm gegründeten und bis 1886 herausgegebenen Zeitschrift "Anglia". Selbständig erschienen: "Über Verfasser und Entstehungszeit einiger allitterierender Gedichte des Altenglischen" (Halle 1876), "Lachmanns Betonungsgesetze und Otfrids Vers" (ebd. 1877), und seine Hauptarbeit, "Die Sprachlaute im allgemeinen und die Laute des Englischen, Französischen und Deutschen im besondern" (Lpz. 1884).

Trauttmansdorff, altes Adelsgeschlecht in Österreich, blühte schon im 12. Jahrh. in drei Linien in Tirol, Steiermark und Niederösterreich. In der Schlacht auf dem Marchfelde 1278 sind 14, in der Schlacht bei Mühldorf 1322 20 Mitglieder der Familie im Dienste der Habsburger gefallen. Anfang des 16. Jahrh. blühte das Haus in vier Linien, von denen die Davidsche noch jetzt besteht. Sie teilte sich um 1596 durch zwei Brüder in zwei Äste, von denen der Johann Hartmannsche im Anfang des 19. Jahrh. erlosch, der Johann Friedrichsche in dem Sohne des Stifters, Maximilian zu Trauttmansdorff (s. d.), 1623 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde; der österr. Minister Ferdinand zu T. (geb. 12. Jan. 1749, gest. 27. Aug. 1827) erhielt 1805 für sich und seine Nachkommenschaft nach dem Rechte der Erstgeburt die reichsfürstl. Würde. Dessen Großenkel ist der jetzige Fürst Karl von und zu T., geb. 5. Sept. 1845. Seines Großoheims Sohn ist Graf Ferdinand zu Trauttmansdorff (s. d.). - Der jüngere Sohn des Grafen Maximilian, Graf Georg Sigismund von T. (gest. 1708), gründete den steiermärk. Zweig, der ebenfalls in zwei Unterzweige zerfiel, von denen der eine durch den Grafen Maximilian Weichard zu T., geb. 30. April 1842, Erblandhofmeister von Steiermark und erbliches Mitglied des Herrenhauses, repräsentiert wird, der zweite aber 1867 erloschen ist.

Trauttmansdorff, Ferdinand, Graf zu, österr. Diplomat und Staatsmann, geb. 27. Juni 1825 in München, widmete sich der diplomat. Laufbahn, war zuerst Gesandtschaftssekretär in London, dann Legationsrat in Berlin, 1859-66 Gesandter in Karlsruhe, 1867-68 in München, worauf er zum Botschafter bei der päpstl. Kurie ernannt wurde. Im Mai 1872 von letzterm Posten abberufen, wurde er zum Mitglied des Herrenhauses des Reichsrates, dessen Präsident er seit 1879 war, und 1884 zum Oberstkämmerer des Kaisers ernannt. Er starb 12. Dez. 1896 auf Schloß Friedau bei St. Polten.

Trauttmansdorff, Maximilian, Graf zu, österr. Staatsmann, geb. 1584 auf den: Schloß Gleichenberg in Steiermark, schloß 1619 zu München den Bund Ferdinands II. mit Maximilian von Bayern und verabredete darauf als kaiserl. Gesandter in Rom mit dem Papst und dem span. Gesandten die gemeinschaftlichen Maßregeln zur Führung des Krieges. Auch übernahm er wichtige Aufträge bei Wallenstein, dessen Gegner er später wurde. Nach der Schlacht von Nördlingen 1634 bewog er den Kurfürsten von Sachsen, sich von Schweden zu trennen, und schloß 1635 den Prager Frieden (s. Dreißigjähriger Krieg). Sein größtes Werk war der Westfälische Friede (s. d.). Er starb 8. Juni 1650 zu Wien.

Trauung oder Kopulation, ursprünglich diejenige Handlung, durch welche die Braut dem Bräutigam in die eheliche Gewalt übergeben (anvertraut) wurde. In der christl. Kirche war es seit Ende des 2. Jahrh. Sitte, jede Eheschließung dem Bischof oder Presbyter anzuzeigen, der sie der Gemeinde bekannt machte, und den priesterlichen Segen dazu zu erbitten. Die T. selbst galt nur als ein bürgerlicher Akt, und die bürgerlichen Gesetze erklärten die priesterliche T. zwar für nützlich, aber nicht für notwendig. In Deutschland erfolgte bis zur Reformationszeit die T. einfach durch Übergabe der Braut an den Bräutigam, welcher Akt ursprünglich durch die Braut selbst, später durch einen von ihr "gekorenen" Geschlechtsvormund vollzogen wurde, der auch Laie sein konnte. Doch erreichte der Klerus seit dem 13. Jahrh. ziemlich allgemein, daß der Priester als Vormund die T. vor der Kirche vollzog. Seit dem 16. Jahrh. wurde dann die T. in die Kirche verlegt. Aber nach dem noch jetzt in der röm. Kirche geltenden kanonischen Recht erhält der Ehebund schon durch die Erklärung der Betreffenden, einander heiraten zu wollen, kirchliche Gel-^[folgende Seite]