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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tschernyschewskij – Tschigirin

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tschernyschew'

Nachdem er 1825 die in der zweiten Armee ausgebrochene Empörung unterdrückt hatte, wurde er in den Grafenstand erhoben und 1828 zum Kriegsminister und Chef des kaiserl. Hauptstabes ernannt. Unter seiner Verwaltung wurde das russ. Heer vollständig reorganisiert und seine Friedensstärke fast verdoppelt, wofür ihn Nikolaus 1841 mit der Fürstenwürde belohnte. Auch wurde er 1848 Präsident des Reichsrats und des Ministerrats, trat aber 1852 vom Kriegsministerium zurück. Er starb 20. Juni 1857 in Castellammare in Süditalien. – Vgl. Œuvres choisies du prince Al. T. (Bd. 1, Par. 1892).

Tschernyschéwskij, Nikolaj Gawrilowitsch (nicht Gerassimowitsch), russ. Schriftsteller, geb. 24. (12.) Juli 1828 zu Saratow, studierte auf einigen geistlichen Seminarien, zuletzt auf der Universität Petersburg, und war seit 1853 einer der thätigsten Mitarbeiter der Zeitschrift «Sovremennik». Wegen seiner socialistischen Richtung wurde er 1862 verhaftet, 1864 vom Gericht verurteilt und nach Ostsibirien verbannt. Ende 1883 wurde T. zum Teil begnadigt und ihm Astrachan als Wohnort angewiesen. Er starb 29. Okt. 1889 in Saratow. Im Gefängnis 1863 schrieb er den Tendenzroman «Čto dělatj» («Was thun?», Vevey 1867; 2. Aufl., Genf. 1877; deutsch, 3 Bde., Lpz. 1883), voll phantastischer Zukunftsbilder. Seine «Werke» («Sočinenija») erschienen in Vevey (4 Bde., 1868‒70).

Tscherokēsen, Indianerstamm, s. Cherokee.

Tscheschmē, falsch Tschesme, Hafenplatz an der Westküste Kleinasiens, der Insel Chios gegenüber, mit 20000 meist griech. E. und Citadelle, ist bekannt durch die große Menge Rosinen und getrockneter Feigen, die in der Umgebung erzeugt werden und über Smyrna zur Ausfuhr kommen. In der Seeschlacht von T. errangen die Russen unter Alexej Orlow 24. Juni (5. Juli) 1770 über die Türken einen glänzenden Sieg; zwei Tage später gelang es ihnen, die ganze türk. Flotte (16 Linienschiffe, 6 Fregatten und viele kleinere Schiffe), die sich in die enge und seichte Bucht nach T. zurückgezogen hatte, in Brand zu stecken und zu vernichten.

Tschéskaja Gubá oder Tscheschskaja Guba, Bucht im Nördlichen Eismeer (s. Karte: Europäisches Rußland ) zwischen der Halbinsel Kanin und der Timanschen (Kleine) Tundra, sehr seicht und ohne guten Ankergrund für größere Schiffe, wird häufig von Fischern und Seehundjägern besucht.

Tschesme, Hafenplatz, s. Tscheschme.

Tschetschenische Sprache, s. Kaukasische Sprachen.

Tschetschenzen oder Tschetschen, Völkerschaften, die im russ. Terekgebiet in Ciskaukasien zwischen dem Terek und der südl. Grenze des genannten Gebietes von der Darjalschlucht bis zu den Quellen des Aktasch wohnt (s. Karte: Kaukasien , beim Artikel Rußland). Über Einteilung und Zahl der T. s. Kaukasusvölker. Uslar und Schiefer haben die verschiedenen Mundarten der Tschetschenzensprache erforscht, die Ähnlichkeit mit der Sprache der Lesghier hat. Das Land der eigentlichen Tschetschen, der mächtigsten jener Völkerschaften, die ehemalige Tschetschna oder Tschetschnja im jetzigen Terekgebiet, wird im W. von der Kleinen Kabarda, im N. vom Terek, im O. von dem kumükischen Gebiet und einem Teil des lesghischen Gebirges, im S. vom letztern begrenzt und durch den Gojfafluß (zur Sunsha) in die Große Tschetschna im SO. und die Kleine Tschetschna im NW. geteilt. Die eigentlichen Tschetschen sind sunnitische ↔ Mohammedaner. Außer dem Orte Tschetschen im N. sind im Innern Dargo und Weden bemerkenswert, beide einst berühmt als Hauptfesten und Waffenplätze Schamyls. Es gelang zwar 1818 und 1827 dem General Jermolow, die freien Tschetschen dem russ. Scepter zu unterwerfen und diese Herrschaft durch Anlegung von Forts zu befestigen. Allein 1848 erzwangen sie ihre alte Unabhängigkeit wieder und schlossen sich dem neuen Propheten Schamyl (s. d.) an, der aus der Tschetschna ein Naïb oder Statthalterschaft bildete. (S. Kaukasische Kriege.) – Vgl. Ad. Bergé, Tschetschna und die T. (Tiflis 1850).

Tschetschna, s. Tschetschenzen.

Tschetwert, russ. Getreidemaß = 2,099 hl; Tschetwerik = ⅛, Tschetwerka = ⅟₃₂ T.

Tschetwertak oder Polupoltinik, Name des silbernen ¼-Rubelstücks; s. Rubel.

Tschëu-schan, Inselgruppe, s. Tschou-schan.

Tschhota-Gandak, s. Gandak.

Tschi. 1) Chines. Längenmaß von ⅟₁₀ Tschang (s. d.), also 0,318 bis 0,358 m;

2) chines. Gewicht von 120 Cättis = 72,575 kg.

Tschi, Negerstamm, s. Odschi.

Tschiá, jetziger Name von Keos (s. d.).

Tschiaus, türk. Beamtenklasse, falsche Schreibart von Tschausch (s. d.).

Tschibuk, die lange türk. Tabakspfeife (s. d.).

Tschichátschew (auch Tschihatscheff), Peter Alexandrowitsch, russ. Forschungsreisender, geb. 1812 in Gatschina, bereiste den Altai, Kleinasien (6 mal in den J. 1847‒58), 1877‒78 Spanien, Algerien und Tunis, wobei er besonders die geolog., klimatischen und floristischen Verhältnisse der Länder berücksichtigte. Er starb 13. Okt. 1890 in Florenz. T. schrieb: «Voyage scientifique dans l’Altaï oriental» (Par. 1845), «Asie Mineure» (8 Bde., ebd. 1852‒68), «Spanien, Algerien und Tunis» (Lpz. 1882), «Lettres sur la Turquie» (Brüss. und Lpz. 1859) u. a.

Tschiftlik (türk.), Landhaus, Meierei, ist nach Tschift, Gespann, benannt worden, wobei zunächst an ein Gespann Ochsen zu denken ist.

Tschi-fu oder Chefoo, Name der europ. Handelsniederlassung in der von den Chinesen Yen-thai oder Jen-tai genannten Stadt in der Provinz Schan-tung, am Eingange in den Golf von Pe-tschi-li, ist durch eine im Westen und Norden vorliegende Landzunge Tschi-fu-schan und die Inselgruppe Kung-tung geschützt und bleibt im Winter offen. Die chines. Stadt, auf dem sandigen Ufer erbaut, hat etwa 35000 E.; auf dem Gipfel eines Hügels liegen ein chines. Fort und eine Signalstation. Das Klima wird als das gesundeste aller Vertragshäfen geschildert. An den sich östlich vor den Hafen legenden Hügel schmiegt sich die fremde Niederlassung mit den engl. und amerik. Missionen. T. ist Sitz eines deutschen Vicekonsulats und einer Telegraphenverwaltung. 1896 wertete die fremde Einfuhr (ohne Rückausfuhr) 9780651, die Ausfuhr 6304980 Taels, wozu noch 3448322 Taels an Einfuhr einheimischer Waren kommen. Wichtigste Einfuhrwaren sind: ind. Baumwollgarn und andere Baumwollwaren, rohe Baumwolle, Zucker, Papier, Metalle, Petroleum u. s. w.; Ausfuhrwaren: Strohgeflechte, Seide und Seidenwaren, Bohnen und Bohnenkuchen, Vermicelli (Nudeln) u. s. w. 1896 liefen 1266 Schiffe (1247 Dampfer) mit 1132415 Registertons ein und aus.

Tschigirin. 1) Kreis im südöstl. Teil des russ. Gouvernements Kiew, südöstlich am Dnjepr, hat

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 133.

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