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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tunkzündhölzchen; Tunnage and poundage; Tunnel

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Tunkzündhölzchen - Tunnel

eine aus den Provinzen Rheinland und Westfalen stammende, im ersten Viertel des 18. Jahrh. entstandene Gemeinschaft prot. Christen, die die Taufe stets durch dreimaliges Untertauchen Erwachsener verrichten und Kindertaufe, Eid, Kriegsdienst sowie Besoldung der Prediger verwerfen. Viele Tunkerfamilien wanderten zwischen 1719 und 1729 nach Amerika aus, wo sie sich zuerst in Pennsylvanien niederließen und hier noch jetzt sowie in Maryland, Virginien, Ohio, Indiana, Illinois und Iowa Gemeinden haben. Man schätzt die Zahl ihrer Kirchen auf 250, ihrer Geistlichen auf 200 und ihrer Mitglieder auf 100000. In Lehre, Verfassung, Gottesdienst und Sitten stimmen sie am meisten mit den Mennoniten (s. Taufgesinnte) überein. Ihr litterar. Organ ist seit 1851 der "Gospel Visitor",

^[Kärtchen: Tunis (Situationsplan).]

welcher monatlich in Dayton in Ohio erscheint. Die Siebentägner-Tunker sind mit den eigentlichen T. in Taufe und Abneigung gegen Gewalt eins, huldigen aber der Mystik und dem Klosterleben. Ihr Stifter ist Konrad Beissel, der 1720 nach Amerika auswanderte und namentlich zu Ephrata in Pennsylvanien wirkte. Jetzt giebt es nur noch einige Siebentägner zu Snowhill und Antietam. - Vgl. Goebel, Geschichte des christl. Lebens in der rheinisch-westfälischen evang. Kirche (3 Bde., Kobl. 1819-60).

Tunkzündhölzchen, s. Feuerzeug.

Tunnage and poundage (engl., spr. tönnĕdsch änd paundĕdsch), s. Tonnen- und Pfundgeld.

Tunnel (engl., ursprünglich "Röhre"), ein künstlich hergestellter unterirdischer Hohlraum von größerm ^[Spaltenwechsel] Querprofil, welcher zur Durchführung einer Straße, Eisenbahn, eines Kanals, Flusses, Bachs u. s. w. unter der Erdoberfläche dient. In neuerer Zeit hat namentlich die große Ausdehnung des Eisenbahnwesens zur Herstellung einer bedeutenden Anzahl von T. Veranlassung gegeben, welche sich entweder durch Berge, oder unter dem Boden von Städten, oder unter Strömen und Meerengen hinziehen. Dem Bau der T. muß eine sorgfältige Untersuchung der geolog. Beschaffenheit der zu durchfahrenden Schichten vorausgehen, auf Grund welcher unter Bezugnahme auf die Kosten die Feststellung der Länge und Lage der eigentlichen Tunnellinie sowie des Querprofils erfolgt, dessen lichte Ausmaße und zu projektierende Verkleidungen dem Gebirgsdruck entsprechend zu wählen sind. Die Arbeiten der Bodengewinnung sind meist bergmännischer Natur und haben sich seit der Einführung der brisanten Sprengmittel (Dynamite, Gelatine u. s. w.), der elektrischen Zündung und der Gesteinsbohrmaschinen bedeutend vervollkommnet. Nur die ausgearbeiteten Hohlräume vorläufig vor dem Einbruch zu schützen, bedient mall sich bei druckreichem Gebirge verschiedener Zimmerungssysteme in Holz, so des deutschen, belg., engl., österr. Systems, zu welchen neuerdings auch eiserne Absteifungen, z. B. der Ržihasche Ausbau in Eisen getreten sind. Zur leichtern Erschließung des großen Hohlraums geht demselben in der Regel ein Stollen voraus (Richtstollen genannt oder auch, je nachdem er mehr in dem obern oder untern Teil des Tunnelprofils