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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Türkisches Reich - Türkisch-Russischer Krieg von 1828 und 1829

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Türkische Sprache und Litteratur'

Pertew Pascha (gest. 1836, sein Diwan Konstant. 1840), und die ebenfalls dem Anfang des 19. Jahrh. angehörende Dichterin Leila (Diwan Bulak 1844, Konstant. 1849). Von den neuesten Dichtern sei der in London lebende 'Abd al-Hakk Hâmid (dramat. Stücke, Lyrisches) als einer der bedeutendern, auch besonders als Bebauer ganz neuer Gebiete genannt.

Die türk. Historiker leiden alle an geschraubtem Stil und bieten eine unerquickliche Lektüre, doch sind viele derselben für die türk. Geschichte unentbehrlich, so vor allem die von Sad ed-din begonnenen und von den auf ihn folgenden Reichshistoriographen fortgesetzten «Annalen», welche ihrem Hauptinhalt nach J. von Hammer oft mit wörtlichen Auszügen in seiner «Geschichte des Osmanischen Reichs» (2. Aufl., 4 Bde., Pest 1835,1836) bekannt gemacht bat. Sad ed-dins Geschichtswerk geht bis 1590, auf ihn folgten Nâima (sein Werk bis 1659) und andere, so im 19. Jahrh. Achmed Lutfi Efendi, der die Zeit von 1826 bis 1832 (3 Bde., Konstant. 1875), und Achmet Midhat Efendi, der die Zeit von 1855 bis 1877 (ebd. 1878) behandelt hat. Einer der gelehrtesten türk. Historiker, der aber seine berühmtesten Werke (so das große biographische) arabisch und nur wenige türkisch (so eine Geschichte der Seekriege, englisch von Mitchell, Lond. 1831) geschrieben bat, war Hâdschi-Chalfa (s. d.). Von biogr. Werken ist das mit Recht geschätzteste der «Dhail» (d. i. Anhang) Naui zade's oder Atâïs (auch Ata ullah mit vollerm Namen) zu dem arab. Werke gleichen Inhalts von Taschkupri zade; dieser Anhang (Konstant. 1850) führt das nur bis Mitte des 16. Jahrh. gehende Hauptwerk bis Murad III. fort und ist besonders auch des Stils halber ein berühmtes Buch. Von neuern Historikern sind zu nennen Dschevdet Pascha («Chronik», Bd. 12, Konstant. 1885), Mehemmed 'Atif («Geschichte von Kaschgar», ebd. 1883) und Subchi Pascha («Tarikh ul-Islâm", eine Geschichte des Islâm, Bd. 1, ebd. 1879), der auch ein Werk über Münzkunde schrieb. Besonders wegen seines schönen Stils geschätzt ist der durch seinen Briefsteller, aber auch polit. Essays bekannte 'Atif Pascha. Von geogr. Werken sind zu erwähnen: das Reisewerk Evlija Efendis «Narrative of travels in Europe, Asia and Africa in the 17th century, translated from the Turkish» (von J. von Hammer, 2 Bde., Lond. 1834), wie das «Dschihân-numâ» («Buch der Weltschau») eben jenes Hadschi-Khalfa (türkisch, Konstant. 1732; lateinisch von Norberg, 2 Bde., Lund 1818), und aus der letzten Zeit die reich illustrierte Geschichte Mekkas und Medinas Mirât ul-Haramain des Ajjub Ssabri, Bd. 1 (Konstant. 1302, d. i. 1884). Für das mohammed. Recht haben gerade die Türken, besonders durch ihre Sammlungen der Fetwas oder richterlichen Entscheidungen (so z. B. die «Fetâwâ-i-Ali-Efendi», 2 Bde., Konstant. 1840) viel geleistet; das Feld der raisonnierenden Staatsschrift fand seine erste Bearbeitung in dem für die Entwicklung des türk. Reichs so bedeutsamen Hatt-i-Scherif von Gulbane (türkisch und deutsch bei Petermann, «Beiträge zu einer Geschichte der neuesten Reformen des Osmanischen Reichs», Berl. 1842) und hat seitdem viele wichtige Aktenstücke, so den Hatt-i-Humajun (französisch und türkisch bei Bianchi, «Khaththy humaïonn, on Charte imperiale ottomane du 18 févr. 1856», Par. 1856), in neuester Zeit die parlamentarische Verfassung u.a. zu verzeichnen. Am höchsten steht die arab. und pers. Lexikographie und Kommentarlitteratur. Das große ↔ arab.-türk. Wörterbuch «Kamûs» von Firuzabâdi war bei uns noch vor kurzem die Hauptquelle für arab. Wortforschung, und die verschiedenen türk. Kommentare zu pers. Dichtern, wie der von Sudi zu Hafis (zum Teil in Brockhaus' Ausgabe des Hafis, 3 Bde., Lpz. 1854–61; neue Ausg. 1863), von Ismail Hakki, zum «Mesnewi» des durch Rückert bekannten Dschelâl ed-din Rûmi (6 Bde., Kairo 1836, sind jetzt noch die besten Erklärungsmittel zum Verständnis dieser großartigen Dichterwerke.

Für türk. Litteraturgeschichte vgl. J. von Hammer-Purgstalls Darstellung der türk. Litteratur im dritten Band von Eichhorns «Geschichte der Litteratur» (Gött. 1810, 1812); G. von Hammer-Purgstall, Geschichte der osman. Dichtkunst (4 Bde., Pest 1836–38; darin litterar. Notizen und Proben von 2200 Dichtern); Dora d'Istria (Fürstin Kolzow-Massalsky, geborene Fürstin Helene Ghika), La poésie des Ottomans (2. Aufl., Par. 1877) und La poésie des nations turques (in der «Revue britannique», 1878, Nr. 12); endlich die wissenschaftlichen Kataloge europ. Sammlungen türk. Handschriften (so den Wiener von Flügel, 3 Bde., Wien 1865–67); Rieu, The Turkish manuscripts of the British Museum (Lond. 1889); Pertsch, Die türk. Handschriften der königl. Bibliothek zu Berlin (Berl. 1889). Die Übersicht Toderinis (Letteratura turchesca, 3 Bde., Vened. 1787) ist im einzelnen längst durch die genannten neuern Sachen überholt, obwohl ein ähnliches, den heutigen Anforderungen entsprechendes Buch noch nicht existiert. Eine jährliche Rundschau der neuesten Erscheinungen giebt der franz. Gelehrte Huart seit einer Reihe von Jahren im «Journal Asiatique».

Türkisches Reich, s. Osmanisches Reich.

Türkische Tauben, s. Orientalische Tauben.

Türkische Teller, Schlaginstrument, s. Becken.

Türkisch-Gradiska, Ort in Bosnien, s. Gradiska.

Türkisch-Griechische Halbinsel, s Balkanhalbinsel.

Türkisch-Kanizsa, ungar. Ort, s. Kanizsa.

Türkisch-Kroatien, s. Krajina.

Türkischrot, Adrianopelrot, Indischrot, die schönste und dauerhafteste Farbe, die sich durch Krapp oder Alizarin auf Baumwollstoffen erzeugen läßt. Die Eigentümlichkeit des T. beruht auf der Färbemethode (Türkischrotfärberei), die ziemlich verwickelt ist und hauptsächlich dadurch ausgezeichnet ist, daß die Zeuge vor dem Färben mit Öl, dessen Überschuß durch eine besondere Operation, das Degraissieren, entfernt werden muß, imprägniert werden. Man benutzt hierzu das sog. Türkischrotöl, das man aus Ricinus- oder Olivenöl durch Behandeln mit Schwefelsäure erhält. Das Öl bildet auf den Stoffen durch teilweise Zersetzung freie Fettsäuren, die mit der hierauf angewandten Thonerdebeize unlösliche Seifen entstehen lassen. Durch diese Präparierung gelingt es, den Farbstoff dauerhaft mit der Faser zu verbinden, lästig ist der ranzige Geruch, den die mit Öl gebeizten Stoffe leicht annehmen. Das T. erleidet jedoch weder durch Waschen mit Seife, noch durch Luft und Sonnenlicht eine Abschwächung der Farbe. Die Türkischrotfärberei stammt aus Indien, kam von da nach der Türkei und wurde Mitte des 18. Jahrh. in Frankreich eingeführt. Jetzt sind die Hauptsitze dieser Industrie Elberfeld und Vale of Leven bei Glasgow.

Türkisch-Russischer Krieg von 1828 und 1829, s. Russisch-Türkischer Krieg von 1828 und 1829.