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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Uhlhorn; Uhlich; Uhren

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Uhlhorn - Uhren

Uhlhorn, Gerhard, luth. Theolog, geb. 17. Febr. 1826 zu Osnabrück, studierte in Göttingen, wurde daselbst Repetent und 1852 Privatdocent, 1855 Hilfsprediger an der Schloßkirche, dann Konsistorialrat und Hofprediger in Hannover, 1866 Mitglied des Landeskonsistoriums und Oberkonsistorialrat, 1878 Abt von Loccum. U. hat besonders für die Einführung der Gemeinde- und Synodalordnung in Hannover gewirkt. Er veröffentlichte: "Fundamenta chronologiae Tertullianeae" (Gött. 1852), "Die Homilien und Rekognitionen des Clemens Romanus" (ebd. 1854), "Das basilidianische System" (ebd. 1855), "Urbanus Rhegius" (Elberf. 1861), "Zwei Bilder aus dem kirchlichen Leben der Stadt Hannover" (Hannov. 1867), "Das Weihnachtsfest, seine Sitten und Bräuche" (ebd. 1869), "Das röm. Konzil" (ebd. 1870), "Der Kampf des Christentums mit dem Heidentum" (Stuttg. 1874; 5. Aufl. 1889), "Vermischte Vorträge" (ebd. 1875), "Gnade und Wahrheit" (Predigten, 2 Bde., ebd. 1876; 2. Aufl. 1888-90), "Die christl. Liebesthätigkeit" (3 Bde., ebd. 1882-90; 2. Aufl. in 1 Bde., 1895), "Die praktische Vorbereitung der Kandidaten für das Pfarr- und Schulinspektorat" (ebd. 1886; 2. Aufl. 1887), "Katholicismus und Protestantismus gegenüber der socialen Frage" (Gött. 1887), "Der irdische Beruf des Christen" (Hannov. 1890), "Das Leben Jesu in seinen neuern Darstellungen" (4. Aufl., Stuttg. 1892), "Die kirchliche Armenpflege in ihrer Bedeutung für die Gegenwart" (Gött. 1892), "Tägliche Andachten" (Hannov. 1895). Zu den als "Die hauptsächlichsten Unterscheidungslehren der evang.-luth. und der röm.-kath. Kirche" gesammelten Vorträgen lieferte er als Beiträge Heft 1 und 7 (Braunschw. 1888).

Uhlich, Leberecht, Begründer der Freien Gemeinden, geb. 27. Febr. 1799 zu Cöthen, studierte zu Halle, wurde 1824 Prediger in Diebzig bei Aken, 1827 zu Pömmelte bei Schönebeck, 1845 an der Katharinenkirche zu Magdeburg. Seit 1841 stand er an der Spitze des Vereins der Lichtfreunde oder Protestantischen Freunde (s. Freie Gemeinden); in Magdeburg geriet er, weil er das Apostolische Symbolum bei der Taufe nicht nach Vorschrift der Agende anwendete, mit dem Konsistorium in Konflikt, wurde 1847 vom Amte suspendiert, trat aus der Landeskirche aus und wurde Pfarrer der "Freien Gemeinde" zu Magdeburg. Als solcher stand er mehrere Jahre hindurch fortwährend in Konflikt mit den Behörden. 1848 war U. Mitglied des Frankfurter Parlaments und der preuß. Nationalversammlung; er starb 23. März 1872 zu Magdeburg. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Bekenntnisse" (Lpz. 1845; 4. Aufl. 1846), "Christentum und Kirche" (2. Aufl., ebd. 1846), "Das Büchlein vom Reiche Gottes" (ein Katechismus, Magdeb. 1845), "Die prot. Freunde. Sendschreiben an die Christen des deutschen Volks" (Dessau 1845), "Die Throne im Himmel und auf Erden" (ebd. 1845), "Religiöse Vorträge" (Gotha 1859). Auch war U. Herausgeber des "Sonntagsblattes" (Magdeb., dann Gotha 1850-72). - Vgl. Leberecht U. in Magdeburg. Sein Leben von ihm selbst erzählt (2. Aufl., Gera 1872).

Uhren, Instrumente, die zur Messung und Einteilung der Zeit dienen. (Tafel: Uhren I zeigt verschiedene Modelle moderner Zimmeruhren, während Taf. II den innern Mechanismus einzelner Uhrengattungen erläutert.) Die Alten kannten nur die Sonnenuhr (s. d.), die Sanduhr (s. d.) und die Wasseruhr (s. d.). Tycho de Brahe verfertigte sich zu astron. Gebrauch eine Uhr, wobei er statt des Sandes Quecksilber verwandte. Die modernen U. sind mit Räderwerk versehen. Der Erfinder dieser Räderuhren ist nicht mit Bestimmtheit anzugeben. Erst im 12. Jahrh. fing man in den Klöstern an, Schlaguhren mit Räderwerk zu gebrauchen. Dante erwähnt ausdrücklich die Schlaguhren, die hiernach schon zu Ende des 13. Jahrh. in Italien bekannt gewesen sein müssen. 1288 erhielt ein engl. Mechaniker ein Privilegium für die Verfertigung einer Uhr für den Turm der Westminsterhalle. Doch wurden die Turmuhren erst im 14. Jahrh. allgemeiner, wo sie in Bologna, Nürnberg, Straßburg, Courtray, Speyer u. s. w. vorkommen und Jak. Dondi in Padua sowie Heinrich von Wiek oder Wyck, ein Deutscher, als Verfertiger von Turmuhren berühmt waren. Gegen Ende des 15. Jahrh. waren die U. auf dem Kontinent wie in England schon sehr verbreitet; um 1484 brauchte man sie schon zu astron. Beobachtungen. Die Taschenuhren (Sackuhren) hat, wie unzweifelhaft nachgewiesen worden ist, der Nürnberger Schlosser Peter Hele (1480-1542) erfunden; schon 1511 hatte er die tragbare Uhr so vervollkommnet, daß sie 40 Stunden ging und schlug. Nach ihrer Form bekamen die Nürnberger Sackuhren den Namen "Nürnberger Eyerlein"; noch heute nennt man scherzhaft "Nürnberger Eier" Taschenuhren, die eine ungewöhnliche Größe oder Dicke besitzen. Die ältesten U., Turm- und Zimmeruhren, besaßen zur Regelung eines gleichförmigen Räderablaufs einen hin und her schwingenden, mit Gewichten belasteten Stab (Wag oder Bilanz genannt), dessen Achse an einem Faden aufgehangen war. Huyghens erfand 1656 die eigentliche Pendeluhr, d. h. die Verbindung des durch die Wirkung der Schwere schwingenden Pendels mit der Spindelhemmung der alten Waguhren (s. unten). Galilei war schon 1641 auf die Idee gekommen, das Pendel in den damaligen U. anzuwenden. Die Repetieruhren erfand Barlow in London 1676. Als Erfinder der sehr genauen tragbaren U. (Chronometer, s. d.) ist der Engländer Harrison (gest. 1776) zu betrachten.

An jeder heutigen Räderuhr sind vier Hauptbestandteile zu unterscheiden: 1) der Bewegungsapparat, welcher die zum Gange erforderliche Kraft entwickelt; 2) das Räderwerk, ein System ineinander greifender verzahnter Räder, wodurch die Zeiger mit der angemessenen und gleichförmigen Geschwindigkeit bewegt werden; 3) der Regulator, das eigentlich Zeitmessende an der Uhr, nämlich eine Vorrichtung, welche kleine, aber höchst regelmäßige Bewegungen von bestimmter kurzer Zeitdauer fortwährend vollbringt, die dann durch das Räderwerk gleichsam gezählt und mittels der Zeiger auf dem Zifferblatt registriert werden; 4) die Hemmung, auch der Gang oder das Echappement genannt, ein Verbindungsglied zwischen Räderwerk und Regulator mit der doppelten Bestimmung, einerseits das Ablaufen des Räderwerkes zu verzögern, andererseits dem Regulator fort und fort mittels kleiner Einwirkungen dasjenige an seiner selbständigen Bewegkraft zu ersetzen, was er durch Reibungen und Luftwiderstand einbüßt. Die Bewegungen des Regulators sind Schwingungen eines Pendels oder eines kleinen Schwungrades, der sog. Unruhe (s. d.); danach teilen sich die U. in Pendeluhren (frz. pendules, engl. clocks) und Unruhuhren (frz. montres, engl. watches). Das Pendel besteht aus