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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ulrich; Ulrichstein; Ulrici; Ulrike; Ulster

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Ulrich (von dem Türlin) - Ulster

Seeger, Der Felonieprozeß gegen Herzog U. von Württemberg (ebd. 1889).

Ulrich von dem Türlin, bürgerlicher deutscher Epiker, aus Kärnten gebürtig, baute sich in seinem vor 1269 vollendeten, in zweiter Bearbeitung Ottokar von Böhmen gewidmeten «Wilhelm» aus Wolframs Andeutungen eine umfängliche, anmutige Vorgeschichte zu Wolframs «Willehalm» zusammen (hg. von Singer, Prag 1892). – Vgl. Suchier, Über die Quelle U.s von dem T. (Paderb. 1873).

Ulrich von Eschenbach, s. Eschenbach.

Ulrich von Liechtenstein (Lichtenstein), Dichter aus vornehmem steiermärk. Geschlecht, geb. um 1200, war 1245 Landesrichter und Landeshauptmann der Steiermark, stand an der Spitze des oft unbotmäßigen steirischen Adels und hatte viel Schweres, darunter eine schreckliche Gefangenschaft auf seiner eigenen Frauenburg durchzumachen. 1272 war er wieder steirischer Landesmarschall. Er starb 26. Jan. 1275 oder 1276. Sein Hauptwerk, der «Frauendienst», romanhaft zugestutzte gereimte Memoiren, die von 1211 bis 1255 reichen und in die er seine zierlichen, durch Naturgefühl ausgezeichneten Lieder, seinen Leich und seine Büchlein (Liebesbriefe) einlegt, ist unschätzbar für die Sittengeschichte. U. schildert darin die verliebten Tollheiten, die abenteuerlichen Turnierfahrten als Frau Venus und König Artus, die er, der verheiratete Mann, im Dienste einer hohen Herrin unternahm. Im realistischer gehaltenen «Frauenbuch» (1257) streiten Ritter und Dame in Reimpaaren, wer Schuld trage am Verfall des höfisch ritterlichen Lebens. Ein Gedicht auf die Schlacht an der Leitha (1246), an der U. teilnahm, ist verloren. Ausgaben seiner Dichtungen von Lachmann (Berl. 1841, mit Anmerkungen von Karajan), des «Frauendienstes» von Bechstein (Bd. 6 u. 7 der «Deutschen Dichtungen des Mittelalters», Lpz. 1888); den letztern hat schon Tieck (Stuttg. 1812) erneuert.

Ulrich von Türheim, s. Türheim.

Ulrich von Winterstetten, Schenk, Minnesänger, wahrscheinlich Bruder des am Hofe Heinrichs Ⅶ. einflußreichen Schenken Konrad von Winterstetten (1239 bezeugt); nach andern aus der Schmalneckischen Linie, Kanonikus in Augsburg (1241‒69 bezeugt). Er dichtete kunstvolle Tanzleiche; unter den Liedern überwiegen ernste, die den Verfall der Kunst und den Tod des Bruders beklagen. Ausgabe von Minor (Wien 1882).

Ulrich von Zatzikhofen, deutscher Epiker, 1214 Pfarrer zu Lommis, dichtete nach einer schlechten verlorenen franz. Quelle um 1195 einen wüsten Lanzeletroman (hg. von Hahn, Frankf. 1845), in alter- und volkstümlicher, unhöfischer Sprache.

Ulrich, Pauline, Schauspielerin, geb. 19. Dez. 1835 in Berlin, machte auf der Bühne des Liebhabertheaters Concordia und der des Hoftheaters ihre ersten Versuche. Ihr erstes Engagement trat sie 1856 in Stettin an, ging bald darauf an das Hoftheater zu Hannover, von dort im Mai 1859 nach Dresden als Mitglied des Hoftheaters, das sie noch jetzt zu seinen besten Kräften zählt. Erste Liebhaberinnen und Heldinnen sind die Rollen, in denen sie ihr nicht gewöhnliches Talent sowohl im Lustspiel als im Trauerspiel entfaltet hat.

Ulrichstein, Stadt im Kreis Schotten der hess. Provinz Oberhessen, in rauher Gegend, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Gießen), hat (1895) 817 E., Post, Telegraph. Nahebei die Arbeiterkolonie Neu-Ulrichstein.

Ulrici, Herm., Philosoph und Ästhetiker, geb. 23. März 1806 zu Pförten in der Niederlausitz, studierte zu Halle und Berlin die Rechtswissenschaft, wandte sich aber bald dem Studium der Geschichte, der Poesie und Philosophie zu. 1833 habilitierte er sich zu Berlin, worauf er 1834 als außerord. Professor an die Universität zu Halle berufen wurde, wo er 11. Jan. 1884 starb. Er veröffentlichte: «Charakteristik der antiken Historiographie» (Berl. 1833), «Geschichte der hellen. Dichtkunst» (2 Bde., ebd. 1835), «Über Shakespeares dramat. Kunst» (Halle 1839; 3. Aufl., 3 Tle., Lpz. 1868). In den Schriften: «Über Princip und Methode der Hegelschen Philosophie» (Halle 1841), «Grundprincip der Philosophie» (2 Bde., Lpz. 1845‒46) und «System der Logik» (ebd. 1852) bekämpfte U. die idealistische Spekulation Hegels und seiner Schule. Das letztgenannte Werk arbeitete er in ein «Kompendium der Logik» (Lpz. 1860; 2. Aufl. 1872) um. Seine spätern philos. Werke, wie «Glauben und Wissen, Spekulation und exakte Wissenschaft» (Lpz. 1858), «Gott und die Natur» (ebd. 1862; 3. Aufl. 1875), «Gott und der Mensch; Grundzüge einer Psychologie des Menschen» (ebd. 1866; 2. Aufl. 1874) und «Grundzüge der praktischen Philosophie» (Bd. 1: «Allgemeine grundlegende Einleitung und das Naturrecht», ebd. 1873), suchen auf der Basis der naturwissenschaftlichen und psychol. Thatsachen eine theïstisch-ethische Weltanschauung zu begründen. Sein letztes selbständiges Werk sind die «Abhandlungen zur Kunstgeschichte als angewandter Ästhetik» (Lpz. 1877). Seit 1847 führte er die Redaktion der von J. H. Fichte gegründeten «Zeitschrift für Philosophie und philos. Kritik». Als weitere Früchte von U.s Shakespeare-Studien sind hervorzuheben eine Ausgabe von Shakespeares «Romeo und Julia» (Lpz. 1853), mit kritischen und erklärenden Anmerkungen, und die «Geschichte Shakespeares und seiner Dichtung», die den ersten Band der von ihm als Präsidenten der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft redigierten neuen und verbesserten Ausgabe der Schlegel-Tieckschen Übersetzung (Berl. 1862; 2. Aufl. 1876) einleitet.

Ulrike Eleonore, Königin von Schweden (1718‒20), geb. 23. Jan. 1688 zu Stockholm, war die zweite Tochter des Königs Karl ⅩⅠ. und die jüngere Schwester Karls ⅩⅡ. von Schweden. Seit dem Tode ihrer ältern Schwester Hedwig Sophia (geb. 1681, gest. 1708), die mit Herzog Friedrich Ⅳ. von Schleswig-Holstein-Gottorp vermählt war und einen Sohn, Karl Friedrich, hinterließ, galt U. E. als die nächstberechtigte Thronerbin. Während Karl ⅩⅡ. in der Türkei weilte, wurde U. E. im Nov. 1713 in den Reichsrat berufen und nahm bis zur Rückkehr ihres Bruders (1714) an dessen Beratungen teil. Am 24. März 1715 vermählte sich U. E. mit dem Erbprinzen Friedrich von Hessen-Cassel (s. Friedrich Ⅰ. von Schweden), der nach dem Tode Karls ⅩⅡ., 30. Nov. (11. Dez.) 1718, seine Gemahlin zur Königin ausrufen ließ, ohne Rücksicht auf die Erbansprüche ihres Schwestersohnes Karl Friedrich. Um jedoch die definitive Anerkennung der Reichsstände zu erlangen, mußte U. E. förmlich das ständische Wahlrecht anerkennen und in der Wahlkapitulation auf die wichtigsten Rechte der Krone verzichten, worauf ihre Krönung 17. März 1719 zu Upsala erfolgte. Doch schon das nächste Jahr legte sie die Krone zu Gunsten ihres Gemahls nieder. Sie starb 24. Nov. 1741.

Ulster (spr. öll-), die nördlichste Provinz Irlands, bedeckt 22188 qkm mit (1891) 1619814 E.,