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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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ult. - Ultramarin

gegen 1743075 im J. 1881 und 2389263 im J. 1841. Die Zahl der Auswanderer betrug (1893) 10525. Die Protestanten sind in U. verhältnismäßig am stärksten vertreten. Es gab 744357 Katholiken, 361917 Angehörige der irischen Kirche, 427810 Presbyterianer, 40525 Methodisten u. s. w. Die weibliche Bevölkerung überwiegt um 57156. Die Küste ist vielfach zersplittert und bietet eine Menge tief eingeschnittener, zum Teil Binnenseen (Loughs) ähnlichen Baien und Hafenbuchten dar. Die Oberfläche besteht teils aus Niederungen oder flachgewellten, hügeligen Ebenen, teils aus vereinzelten Berggruppen und Berglandschaften. So erheben sich im SO. die Granitkette der Down- oder Mourne-Mountains mit dem 852 m hohen Slieve-Donard, im NO. die Berge von Antrim mit dem 553 m hohen Trostan und dem Divis-Hill bei Belfast, im N. die Sperrin-Mountains an der Grenze von Tyrone und Londonderry mit dem 683 in hohen Sawel, im NW. und W. die Berglandschaften von Donegal mit dem Errigal 750 m und Bluestack 676 m, im SW. die Berge von Fermanagh mit dem Cuilcagh 631 m. Die Provinz enthält die größten Binnenseen von Irland, den Lough Neagh und den Lough Erne. Aus ersterm fließt der Bann gegen N., aus dem letztern der Erne in die Donegalbai gegen NW., zwischen beiden der Foyle in den Lough Foyle. Von Carrick-on-Shannon führt der Shannonkanal zum obern Ernesee und von da der Ulsterkanal zum Blackwater und Lough Neagh. Auch fehlt es nicht an Morästen und Waldungen. U. ist Hauptsitz der irischen Linnenmanufaktur, von welcher etwa ein Viertel der Bevölkerung ihren Unterhalt hat. Etwa 28 Proz. des Bodens sind dem Pfluge unterworfen, 6 kommen auf Kleefelder und Wiesen, 28 auf Weiden und 4 auf Gewässer Die Hauptnahrungszweige bilden die Viehzucht der Acker-, besonders der Flachsbau (74000 Acres), Fischerei, Schiffahrt, Leinenspinnerei und Weberei, Bleichen, Bierbrauerei und Handel mit Flachs, Leinwand, Butter, Salzfleisch. Die Provinz zerfällt in die 9 Grafschaften Down, Antrim, Londonderry, Donegal, Tyrone, Armagh, Monaghan, Cavan und Fermanagh (s. die Einzelartikel). Die bedeutendsten Städte sind Belfast, Londonderry, Newry, Armagh, Carrickfergus, Enniskillen und Strabane.

ult., Abkürzung für Ultimo (s. d.).

Ultenthal, rechtes Seitenthal der Etsch, in der österr. Bezirkshauptmannschaft Meran in Südtirol, wird vom Valtschauer (Falzauer) Bach durchflossen, zieht 32 km lang von der zur Ortlergruppe gehörigen Eggenspitze nach NNO. und mündet bei Lana in das Etschthal. Es ist durch Holzreichtum ausgezeichnet und wird von 3504 E. bewohnt. Im U. liegen St. Pankraz (1597 E.), St. Wallburg (1007 E.), St. Nikolaus (578 E.), St. Gertraud (322 E.), die die Gemeinde Ulten bilden, und das besuchte Mitterbad (s. d.) oder Bad Ulten.

Ultima ratio regum (lat.), "Das letzte Mittel der Könige", die sprichwörtlich gewordene Inschrift, welche Ludwig XIV. seit 1650 auf den franz. Geschützen anbringen ließ. Die Worte sind entnommen aus Calderons Stück "In diesem Leben ist alles wahr und alles Lüge" und lauten hier "Ultima razon de reyes". In Preußen erscheint die Inschrift "Ultimo ratio regis" seit 1742 auf Kanonen, aber aus Haltbarkeitsrücksichten nur auf Bronzegeschützen, nicht auf eisernen. Da letztere Festungsgeschütze waren, hat sich der Gebrauch herausgebildet, daß gegenwärtig die Inschrift nur auf preuß. Feldgeschützen vorkommt, gleichviel ob sie aus Bronze, Eisen oder Stahl sind.

Ultima Thule (lat.), die äußerste Thule, sprichwörtlich gewordene Bezeichnung des äußersten Nordens nach Virgils "Georgica" (1,37). (S. Thule.)

Ultimathypothek, s. Hypothek (Bd. 9, S. 490 a).

Ultimatum (neulat.), eine im Verlauf einer diplomat. Unterhandlung von dem einen Teile ausgehende Note (s. d.), welche die Erklärung seiner letzten äußersten Forderungen enthält, mit der ausdrücklichen oder sonst erkennbar gemachten Ankündigung, daß die Ablehnung dieser Forderungen den Abbruch der Unterhandlung oder auch des diplomat. Verkehrs, weitere Zwangsmaßregeln oder Kriegseröffnung zur Folge haben werde.

Ultimo (lat., vollständig ultimo die, "am letzten Tage"), abgekürzt ult. Nach der Deutschen und Österr. Wechselordnung kann die Zahlungszeit eines Wechsels auf das Ende eines Monats (z. B. Ende Mai, ultimo Mai) gesetzt werden. Dann ist der letzte Tag des Monats der Verfalltag dieses Ultimowechsels, der danach ein Tagwechsel (s. d.) ist. Wie man Wechsel und Anweisungen auf U. zahlbar stellt, so stellt man solche auch auf Medio (s. d.). Im Fonds- und Aktienhandel versteht man unter Ultimoregulierung einer Börse die Abwicklung der Ende eines gewissen (des laufenden oder des nächsten) Monats zu erfüllenden Lieferungsgeschäfte, wie unter Medioregulierung diejenige der auf Mitte eines Monats zur Erfüllung kontrahierten. (S. Liquidationskassen.) Über Ultimokurse s. Kurs.

Ultimogeschäfte, s. Zeitgeschäfte.

Ultimoregulierung, Ultimowechsel, s. Ultimo.

Ultra (lat.), darüber hinaus, jenseit, wird häufig substantivisch in übertragener Bedeutung angewendet für einen Menschen, der in Gesinnung und Handlung das von der Vernunft und den Umständen gebotene Maß in blinder Leidenschaft überschreitet. Besonders dient U. zur Bezeichnung der Anhänger extremer polit. Parteien (wie Ultraroyalisten, Ultrademokraten, Ultrakonservative u. s. w.).

Ultramarin, Azurblau, Lasurblau, prachtvoll blaue Erdfarbe, die man früher durch Pulvern und Schlämmen des Lasursteins (s. d.), gegenwärtig aber künstlich darstellt. Die künstliche Darstellung bildet einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte der Industrie. Das erste, was über Bereitung des U. bekannt wurde, war 1828 eine auf eigene Erfindung und Beobachtung gestützte Abhandlung von Chr. G. Gmelin in Tübingen; allein später zeigte sich, daß schon 1826 Guimet in Lyon ein von ihm entdecktes Verfahren als Geheimnis ausgeübt und sein künstliches U. in den Handel gebracht hatte. Später sind Köttig (1829), Leverkus (1836) in Wermelskirchen, Leykauf (1837) in Nürnberg (gest. 1871) als Erfinder bewährter Verfahren zu nennen. Man stellt jetzt das U. durch Calcinieren eines Gemenges von 100 Teilen Porzellanthon, 100 Teilen wasserfreiem Glaubersalz und 17 Teilen Kohle dar, wodurch man grünes U. gewinnt, das man durch Rösten mit Schwefel in Ultramarinblau überführt. In andern Fabriken stellt man sofort blaues U. durch Erhitzen eines Gemenges von Thon, Soda, Kohle und Schwefel dar. Das mit Glaubersalz (Natriumsulfat) hergestellte U. heißt Sulfatultramarin, das mit Soda hergestellte dagegen Sodaultramarin. Dieses ist etwas dunkler als jenes. Das U. besteht aus Kieselerde (37-40 Proz.),