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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Unguentum – Uniform

Unguéntum (lat.), Salbe. Offizinell sind: U. acĭdi borĭci, Borsalbe (s. d.); U. basilĭcum, Königssalbe (s. d.); U. Cantharĭdum, Spanischfliegensalbe (s. d.); U. cerĕum, Wachssalbe (s. d.); U. Cerussae, Bleiweißsalbe (s. d.); U. Cerussae camphorātum, kampferhaltige Bleiweißsalbe; U. diachy̆lon, Bleipflastersalbe (s. Hebrasche Salbe); U. Glycerīni, Glycerinsalbe (s. d.); U. Hydrargy̆ri album, weiße Quecksilbersalbe (s. d.); U. Hydrargyri cinerĕum (U. neapolitanum), graue Quecksilbersalbe; U. Hydrargyri rubrum, rote Quecksilbersalbe; U. Kalii jodāti, Kaliumjodidsalbe (s. d.); U. lenĭens, Cold Cream (s. d.); U. Paraffīni, Paraffinsalbe (s. d.); U. Plumbi, Bleisalbe (s. d.); U. Plumbi tannīci (U. ad decubitum), Tannin-Bleisalbe; U. Rosmarīni composītum, Rosmarinsalbe (s. d.); U. Tartări stibiāti, Brechweinsteinsalbe; U. Terebinthĭnae, Terpentinsalbe (s. d.); U. Zinci, Zinksalbe (s. d.). Außerdem sind zu erwähnen: U. digestīvum (s. Terpentinsalbe); U. Majoranae (s. Meiranbutter); U. Pediculorum (s. Läusesalbe); U. Populi (s. Pappelsalbe).

Unguis (lat.), der Nagel (s. d.).

Ungŭlae Cancrōrum (lat.), Heilmittel, s. Chelae.

Ungulāta, s. Huftiere.

Unguu, afrik. Landschaft, s. Nguru.

Ungvár, slaw. Užgorod, Stadt mit geordnetem Magistrat und Hauptstadt des ungar. Komitats Ungh, an der Ungh und den Linien Nyiregyháza-U. (92 km) der Ungar. Staatsbahnen und U.-Nagy Berezna (42 km) der Ungvölgyer Eisenbahn, Sitz der Komitatsbehörden, einer Finanzdirektion, des griech. Bischofs von Munkács und der 29. Infanteriebrigade, hat (1890) 11793 meist magyar. E. (1965 Slowaken, 1651 Deutsche, 450 Ruthenen), darunter 3939 Römisch-, 3111 Griechisch-Katholische, 999 Evangelische und 3738 Israeliten, in Garnison 3 Bataillone des 65. Infanterieregiments «Erzherzog Ludwig Salvator» und 1 Bataillon des 66. Infanterieregiments «Ferdinand Ⅳ., Großherzog von Toscana», eine 95 m lange Brücke, eine Kathedrale, bischöfl. Residenz an Stelle des alten festen Schlosses, bischöfl. Seminar, Staatsobergymnasium, Lehrerpräparandie, Diöcesan-Waisenanstalt, Mineralquellen; Thonwarenindustrie und Weinbau.

Ungvölgyer (Ungthal-)Bahn, in eigenem Betriebe stehende Lokalbahn (Privatbahn) von der Station Ungvár der Ungar. Staatsbahnen nach Nagy Berezna; 43 km lang, 5. Juni und 19. Juli 1894 eröffnet.

Uniāten, s. Unierte Griechen.

Ünieh (Uenîe), Stadt im türk. Wilajet Trapezunt Kleinasiens, am Schwarzen Meere, in schöner Gegend, hat 6000 E., Türken und Griechen, einen Hafen; Baumwollweberei, Schiffbau und Handel mit Bruchsteinen, Holz, Korn, Flachs und dem Eisen der Umgegend. U. ist das Oenoë des Altertums.

Unierte Armenier, s. Armenische Kirche.

Unierte Griechen oder Uniaten, die mit der röm.-kath. Kirche wiedervereinigten griech. Christen. Seit der Trennung von Rom, namentlich seit 1204, machten die Päpste stets Versuche, die griech. Kirche durch eine Union wieder unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Eine Union aber mußte auch den griech. Kaisern willkommen sein, da durch eine solche eine Hilfe des Abendlandes auch auf polit. Gebiet zu erlangen war, namentlich dem Andrang der Türken gegenüber. Schon Kaiser Michael Ⅷ. Paläologos entschloß sich daher zu einer Union, die auf dem Konzil zu Lyon 1274 auch sanktioniert, aber vom griech. Volk nicht anerkannt und daher von dem Nachfolger Michaels, Andronikos Ⅱ., wieder aufgehoben wurde. Von der Türkengefahr hart bedroht, schloß Kaiser Johannes Ⅷ. Paläologos 1439 auf dem Ferrara-Florenzer Konzil (s. d.) eine Union ab, deren Grundsätze noch jetzt für die Vereinigung der beiden Kirchen gelten. Es waren namentlich die Anerkennung des päpstl. Primats und der röm. Lehren vom Fegefeuer, den Seelenmessen und dem Ausgehen des Heiligen Geistes vom Vater und Sohn (das sog. Filioque) gegen das Zugeständnis der Beibehaltung der orient. Kirchengebräuche, der griech. Sprache beim Gottesdienst, der Priesterehe und des Laienkelchs. Aber wiederum erklärte sich das griech. Volk gegen jede Union und wollte lieber den Türken als dem Papst gehorchen. Die Eroberung Konstantinopels (1453) brachte die Sache vorläufig zum Schweigen. Auch viele im Ausland, selbst in Italien wohnende Griechen blieben ihrer Kirche treu. Die großen griech. Kolonien in Venedig und teils auch die in Calabrien sind noch jetzt nicht zur Union geneigt.

Auch die Unionsversuche mit der Russischen Kirche (s. d.) hatten wenig Erfolg. Hier begann der röm. Stuhl seine Thätigkeit 1204, doch wurden die in diesem Jahre und 1208 von Innocenz Ⅲ. nach Rußland geschickten Legaten abgewiesen. Zwar beteiligte sich 1439 der Metropolit von Kiew, Isidor, an der Union von Ferrara-Florenz, wurde jedoch nach seiner Heimkehr vom Großfürsten Wassilij seiner Stellung entsetzt. Ebensowenig glückte die Union den Gesandten Clemens’ Ⅶ. 1525 und Gregors ⅩⅢ. 1581; doch vermochten die Römischen auf der Synode zu Brest 1596 die ruthen. Geistlichkeit zur Union, und unter den Polen wirkten namentlich die Jesuiten, die auch in Rußland und anderwärts in der Stille einige Erfolge erzielten. Nach der Teilung Polens hatten die unter russ. Herrschaft kommenden Unierten einen schweren Stand. Schon Katharina Ⅱ., namentlich aber Nikolaus Ⅰ. (seit 1839) suchten sie wieder zu bekehren. Diese und spätere Bestrebungen waren so erfolgreich, daß jetzt niemand mehr offen sich zur Union bekennt. In Polen fristet das unierte Bistum Cholm mit 200000 Unterthanen ein kümmerliches Dasein; 1875 erfolgte der Rücktritt des größten Teils der Bewohner zur russ.-griech. Kirche. Die bei der Teilung Polens an Österreich gekommenen Unierten erfreuen sich seit Maria Theresia der Duldung. In Österreich-Ungarn leben jetzt etwa 3 Mill. Unierte, die österreichischen unter dem Erzbistum Lemberg und dem Suffraganbistum Przemyśl, die ungarischen unter dem Metropoliten von Fagaraiz, der in Balazofalva residiert. Doch hat der griech. Ritus in Österreich viel von seiner Ursprünglichkeit eingebüßt. – Vgl. Pichler, Geschichte der kirchlichen Trennung zwischen dem Orient und Occident (2 Bde., Münch. 1864‒65); Pelesz, Geschichte der Union der ruthen. Kirche mit Rom (2 Bde., Wien und Würzb. 1878‒81).

Unifizieren (neulat.), zu einem Ganzen vereinigen, in einer Einheit verschmelzen; Unifikation, Vereinigung, Verschmelzung.

Unifórm (lat.), einförmig, gleichförmig; als Hauptwort Bezeichnung für eine Bekleidung, die gewissen Berufsklassen eigen ist (s. Uniformierung und Bekleidung). Im besondern hieß U. der Frack, den die Offiziere der preuß. Fußtruppen von 1808 bis 1843 als Dienst- und bis 1856 als Gesellschaftsanzug trugen. Das gleiche Kleidungsstück der Offi- ^[folgende Seite]