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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Urgewicht; Urgieren; Urginĕa; Urgneisformation; Urgreif; Urhahn; Urheber; Urheberrecht

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Urgewicht - Urheberrecht

Taf. IV, Fig. 21 a - e) mit ihren Ergebnissen nur noch als ein willkommenes Hilfsmittel der histor. Forschung betrachtet werden können.

Auch außerhalb Europas macht die U. Fortschritte. Die Ausgrabungen Schliemanns in der Troas und in Griechenland, Ohnefalsch-Richters und anderer in Cypern haben bereits Klarheit über die Wege gebracht, auf denen die alte Kultur Vorderasiens sich nach Europa verbreitet hat. Von nicht geringerer Wichtigkeit verspricht die Untersuchung der südsibir. Fundstätten zu werden. In Ägypten hat Flinders Petrie die Reste einer Bevölkerung nachgewiesen, die vor dem Entstehen einer höhern Kultur das Nilthal bewohnte; eine eigenartige Bronzekultur hat ihren Ausgangspunkt in Vorderindien und ist nach dem Ostindischen Archipel vorgedrungen. Ganz besondere Ergebnisse aber sind zu hoffen, wenn es einmal gelungen sein wird, die ostasiat. Länder in Bezug auf urgeschichtliche Reste zu durchforschen.

Sehr erfolgreich ist die prähistor. Forschung in Nordamerika, und auch hier ist es bereits gelungen, Geschichte und U. in Verbindung zu bringen. (S. Amerikanische Altertümer.)

Zu den Tafeln Urgeschichte I - IV vgl. außer diesem Artikel: Steinzeit, Cromlech, Hügelgräber, Dolmen, Ganggräber, Bronzezeit, Pfahlbauten, Celt, Fibula, Hallstätter Zeit, Buckelurnen, Lausitzer Typus, Prähistorische Thongefäße, La-Tène-Zeit.

Vgl. außer den unter Mensch angeführten Werken und Zeitschriften: Lubbock, Prehistoric times (4. Aufl., Lond. 1865; deutsch von Passow, 2 Bde., Jena 1873 - 74); Ratzel, Vorgeschichte der europ. Menschen (Münch. 1874); Hildebrand, Das heidn. Zeitalter in Schweden (deutsch von J. ^[Johanna] Mestorf, Hamb. 1873); ders., De förhistoriske Folken i Europa (Stockh. 1880); Worsage, Die Vorgeschichte des Nordens (deutsch von J. Mestorf, Hamb. 1878); Undset, Das erste Auftreten des Eisens in Nordeuropa (deutsch von Mestorf, ebd. 1882); Nilsson, Das Steinalter oder die Ureinwohner des skandinav. Nordens (deutsch von Mestorf, ebd. 1868); Bär, Der vorgeschichtliche Mensch (2. Aufl. von Friedr. von Hellwald, Lpz. 1873 - 74); Chantre, Études paléo-ethnologiques dans le bassin du Rhône (âge de bronze, 3 Bde. Par. 1875 - 76; Premier âge du fer, 1880); Häckel, Natürliche Schöpfungsgeschichte (7. Aufl., Berl. 1879); ders., Anthropogenie (4. Aufl., Lpz. 1891); Caspari, Die U. der Menschheit (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1877); Joly, Der Mensch vor der Zeit der Metalle (ebd. 1880); Marquis de Nadaillac, Les premiers hommes et les temps préhistoriques (2 Bde., Par. 1881) und L' Amérique préhistorique (ebd. 1883; beide Werke in eins verarbeitet von Schlösser und Seler als: Die ersten Menschen und die prähistor. Zeiten. Mit besonderer Berücksichtigung der Urbewohner Amerikas, Stuttg. 1884); Rauber, U. des Menschen (2 Bde., Lpz. 1884); Schrader, Sprachvergleichung und U. (Jena 1890); Hörnes, Die U. des Menschen (Wien 1892); Much, Die Kupferzeit in Europa (2. Aufl., Jena 1893); Schmidt, Vorgeschichte Nordamerikas (Braunschweig 1894); Müller, Über Ursprung und Heimat des Urmenschen (Stuttg. 1894).

Urgewicht, s. Normalmaß.

Urgieren (lat.), drängen, auf etwas dringen.

Urginĕa Steinh., Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit gegen 24 Arten im südl. Europa, in den Mittelmeerländern, in Ostindien und im tropischen Afrika, Zwiebelgewächse mit schmallinealen oder breiten bandförmigen Blättern. Die zahlreichen meist kleinen und weißlich gefärbten Blüten sind zu einer langen Traube vereinigt. Die wichtigste Art ist die an den sandigen Küsten des Mittelländischen und Atlantischen Meers wachsende gemeine oder echte Meerzwiebel oder Squille (U. Scilla St., Scilla maritima L., s. Tafel: Liliifloren, Fig. 5), deren etwa 1 m hoher, stielrunder Schaft mit seiner reichen Traube weißlicher Blüten im Herbst sich nach dem Vertrocknen der im Frühjahr hervorgesprossenen Blätter entwickelt, letztere werden bis 30 cm lang und bis 8 cm breit. Die Zwiebel ist schuppig, sehr groß, bis zur Größe eines Kinderkopfs anwachsend und bis zu 2 kg schwer; ihre bitter und scharf schmeckenden Schuppen (Niederblätter) sind getrocknet als ein die Sekretionen, besonders der Nieren, beförderndes Heilmittel gebräuchlich. In der Pharmacie sind folgende Präparate gebräuchlich: Acetum Scillae (Meerzwiebelessig, s. d.), Bulbus Scillae (Meerzwiebel), Extractum Scillae (Meerzwiebelextrakt), Oxymel Scillae (Meerzwiebelhonig, s. d.) und Tinctura Scillae (Meerzwiebeltinktur). In größerer Gabe und im frischen Zustande wirkt die Meerzwiebel wie scharfe Gifte.

Urgneisformation, die untere Abteilung der Archäischen Formationsgruppe (s. d.), die untersten und ältesten uns bekannten krystallinischen Gesteine von sedimentärem Aussehen. Die herrschenden Gesteine sind Abarten von Gneis, denen Hornblendeschiefer, Kalksteine, Serpentine und andere krystallinische Schiefer eingelagert sind; auch Granite erscheinen oft in Lagern, namentlich in den tiefern Horizonten, technisch wertvoll sind viele Einlagerungen von Graphit, Magneteisenstein und von Kiesen, wie denn auch der Gneis oft reich ist an sekundär in ihm zur Bildung gelangten edlen Erzgängen, wie namentlich im Sächsischen Erzgebirge. Organische Reste kennt man mit Sicherheit nicht aus dieser Formation; doch hat man aus dem Vorkommen von Kalkstein und Graphit geschlossen, daß es schon zur Zeit der Ablagerung der U. organisches Leben gab.

Urgreif, s. Archäopteryx.

Urhahn, der Auerhahn (s. d.).

Urheber (lat. auctor oder autor), die Person, welche eine That verrichtet, ein Recht auf einen andern übertragen oder für ihn bestellt oder ein Werk geschaffen hat (also auch der Verfasser eines litterarischen oder der Schöpfer eines künstlerischen Werkes, dem das Urheberrecht [s. d.] zusteht). In der frühern Strafrechtswissenschaft wurde als U. bezeichnet einerseits der Thäter (s. Thäterschaft) als physischer U., andererseits der Anstifter (s. Anstiftung) als intellektueller U., während dieser im Deutschen Strafgesetzbuch als Teilnehmer bezeichnet ist. Über den Rechtsurheber s. Abgeleiteter Erwerb.

Urheberrecht. Die modernen Völker haben anerkannt, daß, soweit geistige Schöpfungen gegen Entgelt, also namentlich gewerblich verwertbar sind, der Urheber zunächst Anspruch darauf hat, den Preis zu erhalten. Das ist der Grund des U. Mit dieser Anerkennung war der Gesetzgebung die Aufgabe erwachsen, die Gegenstände, auf welche sich dieses U. erstreckt, genau zu bezeichnen, die Bedingungen, welche einzuhalten sind, um das U. zu wahren, festzustellen, die Rechtsmittel auszugestalten, welche zum Schutz des U. gegeben werden. Das U. erstreckt sich auf Erfinderpatente (s. Patent), Gebrauchsmuster (s. d.) und Modelle, Geschmacksmuster (s. Musterschutz), das litterarische U. (s. Nach-^[folgende Seite]