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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Urwirbel; Urzeugung; Urzum; u. s.; U. S.; Usa; U S. A.; Usagara; Usambara

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Urwirbel – Usambara

Urwirbel, s. Embryo.

Urzeugung oder Abiogenesis (Generatio aequivoca, heterogenea, primaria oder spontanea), die elternlose Entstehung organischer Wesen aus unorganischem Stoffe (Autogonie nach Haeckel) oder aus organischem, aber ungeformtem Bildungsstoffe (Plasmogonie, s. d.). Aristoteles glaubte noch, daß die Aale aus dem Schlamme entständen. Vor der Anwendung des Mikroskops mußten natürlich die Entwicklungsvorgänge derjenigen Tiere und Pflanzen, die sich aus mikroskopischen Eiern und Keimkörnern entwickeln, sowie diejenigen Lebewesen, die stets oder in gewissen Entwicklungszuständen eine parasitische Existenz führen (wie z.B. die Eingeweidewürmer), der direkten Beobachtung entzogen bleiben und so den Glauben nähren, sie seien aus formlosem Stoffe entstanden. Jetzt dreht sich der Streit um die Generatio aequivoca nur noch um die allerniedersten Lebewesen.

Besonders wurde die Aufmerksamkeit durch die franz. Forscher erregt, die sich in zwei Lager teilten: die Heterogonisten, an deren Spitze besonders Joly, Pouchet, Onimus, und die Panspermisten, die unter der Führung von Pasteur kämpften und behaupteten, daß alle Entwicklung von Schimmel, von mikroskopischen Organismen, wie Bakterien, einzelligen Pilzen u.s.w., die man in gärenden und faulenden Stoffen finde, davon herrühre, daß winzige Keime dieser Organismen in der Luft herumgeführt und in den Flüssigkeiten abgesetzt werden, wo sie sich dann in staunenerregender Weise vermehrten. Auf die Beobachtungen und Versuche, die diese Einsaat in der Luft schwebender Teilchen unzweifelhaft darthaten, gestützt, ging man dann noch weiter, indem man nachwies, daß die Vorgänge der Gärung überhaupt keine rein chem. Prozesse, sondern durch die Lebensverrichtungen dieser Organismen bedingt und unterhalten seien. In diesem Streite hat Pasteur durch seine außerordentlich scharfsinnigen und wohlkombinierten Versuche durchaus obgesiegt und nachgewiesen, daß alle jene Schimmel, Pilze, Infusorien u.s.w. nur durch in der Luft schwebende oder an den Wandungen der Gefäße haftende oder in die Nährlösungen selbst schon bei der Bereitung eingedrungene Keime verbreitet werden. Die Methode des Wundverbandes von Lister (s. d.) knüpft unmittelbar an die Pasteurschen Entdeckungen in der Pilz- und Infusorienfrage an. Die meisten Infektionskrankheiten, Milzbrand, Tuberkulose, Typhus, hat man auf Bacillenformen zurückführen können.

Der negative Beweis, daß U. überall nicht stattfinden könne, läßt sich überhaupt nicht anstellen, da immer noch der Einwand offen bleibt, daß die Organismen sich zwar in den künstlichen, durch die Versuche benötigten Verhältnissen nicht entwickeln, während die Möglichkeit einer Entwicklung unter andern Umständen nicht bestritten werden kann. Überdies haben alle jene Organismen, um die es sich in den Pasteurschen Versuchen handelt, schon eine höhere Organisation, Zellen, Kernbildung u.s.w., und es ist demnach schon von vornherein sehr unwahrscheinlich, daß sie sich unmittelbar aus formlosem Stoffe hervorbilden. Dagegen kennt man eine ziemliche Anzahl von Wesen, die nur aus formlosem Stoffe, sog. Protoplasma, ohne weitere Differenzierung bestehen (Moneren nach Haeckel) und die dennoch gewisse Lebenserscheinungen, wie Bewegung, Aufnahme von Nahrungsstoff u.s.w., zeigen, also wirklich lebende Organismen sind. Ob ↔ diese Wesen aus nichtbelebtem organischem Stoff oder aus unorganischem Stoff direkt entstehen können, ist noch nicht experimentell nachgewiesen.

Uržum, russ. Stadt, s. Urshum.

U. S., offizielle Abkürzung für United States (Vereinigte Staaten von Amerika).

u. s., Abkürzung für ut supra (lat., d. h. wie oben).

U S. A., offizielle Abkürzung für United States of America (Vereinigte Staaten von Amerika); auch für United States Army (Vereinigte-Staaten-[Land-]Armee).

Usa, Name russ. Flüsse, s. Ussa.

Usagāra, Landschaft in Deutsch-Ostafrika, 220 km von der Küste (bei Bagamojo) entfernt, wird im N. von den Ruembe- und Kidete-, im O. von den Khondo- und Rufutu- und im S. von den Rubehobergen umschlossen; die aus Gneis und krystallinischem Schiefer bestehenden Gebirge erreichen Höhen von 1200 bis über 2000 m. Nach Nordwesten verlaufen sie in eine Hochfläche (860 m), welche den Übergang zu den dornigen Savannenebenen des Innern bildet. Der Hauptstrom ist der in tiefem Thal eingeschnittene und bei Saadani als Wami mündende Mukondokwa; er vereinigt sich in U. mit dem Makata, dessen Unterlauf die berüchtigte sumpfige Makataebene durchzieht. Das Klima ist in den Niederungen sehr ungesund; von Juli bis September beträgt die Durchschnittstemperatur 25,5°C., im Oktober und November 30°C. Die Üppigkeit der Vegetation beschränkt sich hauptsächlich auf die östl. Thalgründe; hier trifft man Deleb- und Dumpalmen, Sykomoren, Woll- und Miombobäume in dichten Beständen. Angebaut werden Reis, Zuckerrohr, Maniok und Mais und etwas Bananen und Tabak. An jagdbaren Tieren giebt es in der Makataebene Antilopen, Zebra, Giraffen und Büffel, im nordwestl. Gebiet Löwen und Leoparden, seltener Elefanten und Nashörner. Die Bewohner, Wasagara, sind Bantu, ein friedliches, aber durch Sklavenraub herabgekommenes Volk. Hauptorte sind: Kilosa und Mpwapwa (Mbamdwa), Stationen der deutschen Schutztruppe; Mamboja, die englische, und La Longa, die franz. Missionsstation; Kondoa, Haupthandelsplatz der Araber, und das volkreiche Mbamba am Fuße der Rufutuberge. Bei Mpwapwa schlug Wissmann im Sept. 1889 die Aufständischen unter Buschiri. U. ist auch ein anderer Name für die ostafrik. Landschaft Ankori (s. d.).

Usambara (Uschamba), Berglandschaft, die «Perle von Deutsch-Ostafrika», 30 km von der Küste entfernt. Sie umfaßt 5000 qkm mit 18000 E. Das Gebirgsmassiv wird durch das breite und versumpfte Luengerathal in zwei Teile zerlegt; die östl. Hälfte besteht ans dem Handeigebirge (800–1100 m, Nieloberg 1440 m) mit den jenseit des Sigi vorgelagerten Mlinga- und Tschaubergen (1130 m); die westl. Hälfte, welche schroff nach Norden in die Njikaebene und nach Westen in das Mkomasithal abfällt, besteht aus den Mschihui (1620 m), den Höhen von Mlalo (Schegescherai 1800 m), dem Kwambuguplateau 1650 m (Magamba 2000 m) und dem Hochland von Wuga 1400 m und Wugire 1180 m. Der Pangani (s. d.) mit seinem linksseitigen Nebenfluß, dem Mkomasi, umströmt den Süden und Westen. Das Klima ist in den Höhenlagen über 1200 m gesund; die Jahrestemperatur beträgt 18–21°C., die Morgentemperatur durchschnittlich im heißesten Monat (Februar) 30°C., im kühlsten (Juli) 19,5°C. In der Nacht frischt es oft bis zu 5°C. ab. Die Vegetation ist

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 139.