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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Valentīnus; Valénz; Valenza; Valēra; Valerēn; Valeriāna; Valerianacēen; Valerianélla; Valeriānöl; Valeriansäure; Valeriānsäure

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Valentinus (Heilige) – Valeriansäure

V. und seine Schule (in den «Jahrbüchern für prot. Theologie», 1887).

Valentīnus, Name verschiedener Heiliger. – V., ein röm. Presbyter, starb nach der Legende 14. Febr. 269 als Märtyrer; ferner ein Bischof von Interamna in Umbrien, der ebenfalls an einem 14. Febr., wahrscheinlich des 3. Jahrh., den Märtyrertod erlitten haben soll, nachdem er vorher noch einen Krüppel geheilt (daher er als St. Velten im Mittelalter als Nothelfer gegen Epilepsie [St. Valtins Krankheit, St. Veltins Siechtag, Veltenstanz] galt); endlich ein Bischof, angeblich von Passau, der in der ersten Hälfte des 5. Jahrh. in Rhätien das Christentum verkündete. Die Gebräuche des Valentinstags (s. d.) stehen mit keinem dieser Heiligen in nachweisbarem Zusammenhang und sind wahrscheinlich altheidn. Ursprungs. – Vgl. Der heilige V. (Mainz 1889).

Valénz (vom lat. valēre, gelten), s. Wertigkeit.

Valenza, lat. Forum Fulvii Valentinum, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Alessandria in Piemont, rechts vom Po, an den Linien Novara-Alessandria, Vercelli-V. (42 km), Pavia-V. (51 km) des Mittelmeernetzes, hat (1881) 6466, als Gemeinde 9834 E., einen Dom aus dem 16. Jahrh., ein Gymnasium; Weinbau.

Valēra, Juan, span. Dichter, geb. 18. Okt. 1824 in Cabra (Provinz Cordoba), studierte in Granada, wandte sich von der rechtswissenschaftlichen der diplomat. Laufbahn zu, verfolgte diese in Neapel, Lissabon, Rio de Janeiro, Dresden (1854) und Petersburg, war Bevollmächtigter in Frankfurt (1866), Direktor des Unterrichtswesens (1868), Gesandter in Lissabon, Washington, Brüssel, 1893 – 95 in Wien. Seinen Ruf als Schriftsteller gewann V. durch den Roman «Pepita Jimenez» (1874; deutsch von Fastenrath, Lpz. 1882; von Schanz, Berl. 1882; von Lange für Reclams «Universalbibliothek»). Er hielt sich auf gleicher Höhe in den spätern: «Las ilusiones del doctor Faustino» (1876; deutsch in «Engelhorns Romanbibliothek», Stuttg. 1885), «El Comendador Mendoza» (1877), «Doña Luz» (1878), «La pródiga», «Pasarse de listo» (1888), «La buena fama» (1895) und den kleinern Versuchen («Cuentos, dialogos y fantasias», 1887). Wertvoll sind die «Estudios críticos» (1864, 1884), «Nuevos estudios» (1884), unbedeutend die Gedichte («Poesias», 1858, «Canciones, romances y poemas», 1885). Eine Gesamtausgabe erscheint in der «Coleccion de escritores castellanos» (1885 fg.).

Valerēn, s. Baldrianöl.

Valeriāna L., Baldrian, Pflanzengattung aus der Familie der Valerianaceen (s. d.) mit gegen 150 Arten, größtenteils in der nördl. gemäßigten Zone, meist krautartige, seltener strauchähnliche Gewächse mit gegenständigen ungeteilten oder fiederteiligen Blättern und kleinen in Trugdolden stehenden Blüten von weißer oder rötlicher Farbe. Die einzelnen Blüten besitzen eine verwachsenblätterige fünfteilige Blumenkrone, einen während der Blütezeit als undeutlichen Rand entwickelten oberständigen Kelch, der nach dem Abblühen eine, der Frucht aufsitzende Federkrone bildet, drei Staubgefäße und einen Griffel.

Am bekanntesten ist der gemeine Baldrian, V. officinalis L. (s. Tafel: Aggregaten Ⅰ, Fig. 3), eine stattliche bis zu 1,5 m hohe Pflanze mit hellroten Blütendolden und gefiederten Blättern; sie wächst in Deutschland häufig auf waldigen Anhängen, an steinigen Flußufern und auf feuchten Wiesen. Die ganze Pflanze, besonders der Wurzelstock, hat einen widerlichen Geruch, den die Katzen sehr lieben, weshalb diese Art auch den Namen Katzenkraut trägt. Wegen des reichen Gehalts an Baldrianöl (s. d.) und Valeriansäure (s. d.) ist der Wurzelstock offizinell als Radix Valerianae, man stellt daraus die Tinctura Valerianae her; außerdem benutzt man den durch Aufguß auf die zerschnittene Wurzel gewonnenen Baldrianthee vielfach als krampfstillendes und nervenstärkendes Mittel. Von andern Arten ist der indische Speik oder die echte Narde, V. spica Vahl, aus Ostindien zu nennen, aus der im Altertum das Nardenöl gewonnen wurde. Auch einige südeurop. Arten, wie V. celtica L. u. a., heißen Narde (s. d.).

Valerianacēen (Valerianacĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Aggregaten (s. d.) mit gegen 300 Arten, vorzugsweise in der nördl. gemäßigten Zone, einjährige oder ausdauernde Kräuter, seltener Halbsträucher. Ihre Blätter kommen meist direkt aus dem Wurzelstock oder stehen doch wenigstens dicht gedrängt an der Basis des Stengels, sind gefiedert oder ungeteilt. Die zwitterigen, gewöhnlich in Trugdolden angeordneten Blüten haben einen undeutlichen oberständigen Kelch, eine in der Regel vierteilige Blumenkrone, 1‒4 Staubgefäße und einen dreifächerigen Fruchtknoten mit fadenförmigem Griffel. Die Frucht ist eine einsamige Achäne, da zwei Fächer des Fruchtknotens regelmäßig verkümmern.

Valerianélla Moench (Fedia Vahl), Pflanzengattung aus der Familie der Valerianaceen (s. d.) mit gegen 45 mediterranen Arten, einjährige Pflanzen mit meist gabeliger Verzweigung, ihre grundständigen Blätter bilden eine zierliche Rosette und sind ganzrandig, die an den blühenden Zweigen ansitzenden sind teils ganzrandig, teils gezähnt. Die Blüten sind meist klein und von blaßrötlicher oder bläulicher Farbe. In Deutschland finden sich einige zum Teil mit dem Getreide eingewanderte Arten als Unkraut auf den Äckern, ihre rosettenartig angeordneten jungen Blätter werden allgemein zur Bereitung eines wohlschmeckenden Salats benutzt, der als Feldsalat (s. d.), Rapünzchen, Fettmännchen u. a. bekannt ist. Am häufigsten sind V. olitoria Poll. und V. dentata Poll.

Valeriānöl, s. Baldrianöl.

Valeriānsäure, Bezeichnung für die Fettsäuren von der Zusammensetzung C₅H₁₀O₂ = C₄H₉·COOH, von denen 4 Isomere möglich und bekannt sind. Die gewöhnliche offizinelle V. (Baldriansäure) findet sich in freiem Zustande und in Form von Estern im Tierreich und in vielen Pflanzen, namentlich in der Baldrianwurzel (der Wurzel von Valeriana officinalis L.) und Angelikawurzel, und wird aus ihnen durch Kochen mit Wasser oder Sodalösung gewonnen. Sie besteht aus einem Gemenge von Isovaleriansäure, (CH₃)₂CH·CH₂·COOH und optisch aktiver Methyläthylessigsäure. Künstlich wird ein ähnliches Gemenge durch Oxydation des gewöhnlichen Amylalkohols (Gärungsamylalkohols) erhalten. Die reine Isovaleriansäure ist eine ölige, unangenehm nach Baldrian riechende Flüssigkeit, die bei 174° siedet und in etwa 30 Teilen Wasser löslich ist. Die andern isomeren V. sind: normale V., CH₃·CH₂·CH₂·CH₂·COOH (Siedepunkt 185°), aktive V., CH₃·CH(C₂H₅)·COOH (Siedepunkt 175°), und Trimethylessigsäure, (CH₃)₃C·COOH , oder Pivalinsäure, die bei 35°