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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vancouver; Vancouverinsel; Vandālen

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Vancouver – Vandalen

Politik zurück und verbrachte den Rest seines Lebens, abgesehen von einer 1853 nach Europa unternommenen Reise, auf seinem Gute Lindenwald bei Kinderhook, wo er 24. Juli 1862 starb. Seine einzige größere litterar. Arbeit ist: «Inquiry into the origin and course of political parties in the United States» (1867). – Vgl. Shepard, V. B. (Bost. 1888); G. Bancroft, Martin V. B. (Neuyork 1889).

Vancouver (spr. wännkúhwĕr), Hafenstadt an der Küste von Britisch-Columbia, an einer tief einschneidenden Bucht der Georgiastraße, nahe der Grenze der Vereinigten Staaten, Nanaimo auf Vancouverinsel gegenüber, wurde 1885 als Endpunkt der Canadischen Pacificbahn angelegt und hatte 1891: 13685, 1896 etwa 20000 E. Die Stadt besitzt ein schönes Postgebäude, Zollhaus, Bank von Columbia, Klubhäuser, Stadthaus und einen großen Stanleypark. Wichtig sind die Sägemühlen, Wagen- und Maschinenbau, Seifen-, Zucker- und Sodafabrikation. Der Großhandel in Holz, Thee, Seide, Kohlen, Pelzen ist beträchtlich. Besonders ist V. Ausgangspunkt der Dampferlinien nach Australien, Jokohama und Hong-kong, nach San Francisco und Sitka und (täglich) nach den Häfen am Pugetsund.

Vancouverinsel (spr. wännkúhwĕr-), Insel an der pacifischen Küste Nordamerikas, zu Britisch-Columbia (s. d.) gehörig, von diesem im N. durch den Königin-Charlotte-Sund, im O. durch die Johnston-Georg-Straße, im S. vom Unionsterritorium Washington durch die Juan de Fucastraße getrennt, erstreckt sich in nordwestl. Richtung und bedeckt 33100 qkm (s. Karte: Britisch-Nordamerika und Alaska). Die Insel bildet ein Glied der Vancouverkette, die im S. mit dem Mount-Olympus beginnt und im N. in Alaska wieder auf den Kontinent tritt; das Gebirge füllt die Insel bis auf eine kleine Ebene im SO. vollständig aus und erreicht im Victoriapark 2281 m Höhe. Die Küsten sind vielfach fjordartig zerrissen, besonders im W., wo der Nutkasund (Nootka Sound) und der Albernikanal tief einschneiden, meist auch von steilen Felsen gebildet, an denen sich das Meer gewaltig bricht. Bedeutend ist im Innern die Zahl der Seen, und auch Flüsse sind in Menge vorhanden, aber keiner derselben ist schiffbar. Das Klima ist im allgemeinen rauh, sehr feucht, aber gesund, die Sommer wegen der hier den Kontinent treffenden warmen japan. Strömung wärmer als im südlicher liegenden Kalifornien; heftige Winde sind gewöhnlich. Bei der geringen Ausdehnung anbaufähigen Landes besteht der Reichtum der Felseninsel in herrlichen Waldungen von Laub- und Nadelhölzern und großen Mengen von jagdbaren Tieren; längs der Seeküste liefert die Fischerei von Stören, Lachsen und Heringen große Erträge. Der Mineralreichtum, der ihre schnelle Besiedelung bewirkte, ist bedeutend; Gold findet sich im Cowichan und andern Flüssen; die bedeutendsten Goldminen liegen am Sookefluß im S.; Eisen- und Kupfererze sind in großen Lagern, Nickel und Graphit nur wenig vorhanden. Von großer Bedeutung sind die Kohlenlager an der Küste bei Nanaimo und bei Wellington, die die ganze pacifische Küste Nordamerikas mit Heizmaterial versorgen. Über Fauna und Flora s. Britisch-Columbia. Die Bevölkerung besteht aus 10000 Indianern, deren Stämme unter dem Namen Wakash-Indianer zusammengefaßt werden, aus europ. Ansiedlern und Chinesen. Hauptstadt ist Victoria (s. d.). ^[Spaltenwechsel] – Die Insel wurde 1774 von Juan Francisco dela Bodegay Quadra entdeckt, 1792 von George Vancouver (geb. um 1750, gest. 10. Mai 1798) umfahren und seitdem Quadra-Insel oder V. genannt. Im Oregonvertrage von 1846 verzichteten die Vereinigten Staaten auf ihre Besitzansprüche. Durch Schenkungsurkunde der Königin Victoria (13. Jan. 1849) ward sie der Hudsonbaicompagnie auf 10 Jahre abgetreten, um sie durch Ansiedelung von Auswanderern aus den brit. Besitzungen zu kolonisieren, 1859 zu einer Kolonie erhoben und 1866 mit Britisch-Columbia vereinigt.

Vandālen (richtiger Wandalen), ostgerman. Volk (s. Ostgermanen), teilte sich in Silingen und Asdingen. Während des sog. Markomannenkrieges (166‒180 n. Chr.) gelangte ein Teil aus seinen Sitzen in Schlesien nach Dacien. Ein anderer schob sich langsam westwärts durch Deutschland in der Richtung auf den Mittelrhein vor und erschien um 280 am mittlern Main. Die V. in Dacien erlitten um 334 an der Maros eine schwere Niederlage durch die Goten, in der auch ihr König Wisumar aus dem Geschlecht der Asdingen fiel. Der Rest bat um neue Wohnsitze bei Konstantin d. Gr., der (334) V. und Sarmaten im röm. Pannonien aufnahm. Zu Anfang des 5. Jahrh. brach ein Teil der V. unter ihrem König Godegisel (s. d.) wieder von hier auf, drang mit Sueven und Alanen 406 über den Rhein und, nachdem sie Gallien drei Jahre verheert hatten, 409 unter Godegisels Sohn Gunderich durch die nachlässig bewachten Pyrenäenpässe nach Spanien, das nicht minder verwüstet wurde. Nach heftigen Kämpfen mit dem westgot. König Wallia, der 416‒418 im Dienste Roms kämpfte, behaupteten sich die V. und eroberten 422 das südl. Spanien, wo der Name Andalusien die Erinnerung an die Herrschaft der V. bewahrt hat. Nach Gunderichs Tode erhielt (nach 427) dessen illegitimer Bruder Genserich (s. d.) die Herrschaft. Eben damals erhob der röm. Statthalter von Afrika, Bonifacius, der Rival des am kaiserl. Hofe gebietenden Aëtius, die Fahne des Aufstandes und rief Genserich zur Hilfe. Im Mai 429 führte dieser die V., mit Haufen von Goten und Alanen, im ganzen nicht mehr als 20‒30000 Krieger, über das Meer. Inzwischen war Bonifacius mit dem Hofe von Ravenna ausgesöhnt worden und gebot nun den V., Afrika wieder zu verlassen. Da trat Genserich als Eroberer auf, und die Zwistigkeiten unter den Führern und Parteien der Römer gaben ihm nach einem verwüstenden Kriege die Oberhand. 434 wurde ihm ein großer Teil von Afrika und Numidien durch Vertrag abgetreten, dazu überrumpelte er 439 Karthago mitten im Frieden, das er dann zur Hauptstadt machte, und im Frieden von 442 erhielt er wieder erweiterte Grenzen. Genserich entwickelte besonders die Seemacht, und seine Flotte beherrschte bald das Mittelmeer. Damals gewannen die V. auch Mauretanien und Tripolis. Auf Genserich folgte 477 sein Sohn Hunerich (bis 484), dann dessen Neffe Gundamund (bis 496) und diesem sein Bruder Thrasamund (bis 523). Diesen gewaltthätigen aber kräftigen Königen folgte Hilderich (526‒530), der Sohn des Hunerich und der Tochter des Kaisers Valentinianus. Er war unkriegerisch und schwächte das Reich, indem er die Witwe seines Vorgängers, eine Tochter des Ostgotenkönigs Theoderich, und 6000 Goten, die mit ihr nach Afrika gekommen waren, erschlagen ließ. Ihn stürzte sein Vetter Ge- ^[folgende Seite]