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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vanillenkampfer - Vapeur

gebettet sind. Außer harzartigen Stoffen enthält die Vanille als wesentlichen Bestandteil das Vanillin (s. d.). Zu mediz. Zwecken wird gegenwärtig die Vanille, obwohl sie noch im Deutschen Arzneibuche aufgeführt ist, wenig angewendet. Ausgedehnt und vielfach ist dagegen ihre Benutzung in der Parfümerie und als Gewürz, zumal bei der Schokoladen- und Fruchteisfabrikation.

Die Güte der Vanille, die für den europ. Markt (Haupthandelsplätze Paris, Bordeaux, Hamburg) besonders von Réunion und Mauritius zugeführt wird, wird nach der Länge der Früchte, der fleischigen Beschaffenheit und der Feinheit des Geruches beurteilt. Am geschätztesten ist die mexik. Vanille, die aber ziemlich ausschließlich für den amerik. Markt (Neuyork) in Frage kommt. Die Ernte betrug 1894 in Réunion 65000, in Mauritius 5000, auf den Seychellen 6000, in Mexiko (1893) 70000 kg. Vanille kostet (1895) 50‒70 M. das Kilogramm. – Vgl. Delteil, La vanille, sa culture et sa préparation (Par. 1885).

Vanillenkampfer, s. Vanillin.

Vanillenstrauch, s. Heliotrop.

Vanillīn, C_{6}H_{3}(OCH_{3})(OH)(HCO), Vanillenkampfer, der aromatische Stoff der Vanille. Es findet sich darin in sehr verschiedenen Mengen, so in Mexikovanille zu 1,3 bis 1,8 Proz., in Bourbonvanille zu 1,9 bis 2,5 Proz., in Javavanille bis zu 2,75 Proz. Es krystallisiert in schönen weißen Nadeln, welche in hohem Grade den charakteristischen Geruch und Geschmack der Vanilleschoten haben; sie schmelzen bei etwa 80°, sind leicht löslich in Äther und Alkohol, schwer löslich in kaltem und leichter löslich in heißem Wasser. Man kann das V. künstlich darstellen aus dem Kambialsaft der Koniferen, in welchem sich ein Stoff, das Koniferin (s. d.), findet, das bei seiner Spaltung und Oxydation neben Traubenzucker V. liefert. Später hat man das V. auch fertig gebildet im Benzoe- und Guajakharz sowie in den Zuckerrüben, den Hüllen der Haferkörner und andern Substanzen gefunden. Die technische Gewinnung aus dem Koniferin ist aufgegeben worden, seitdem von Tiemann die Entdeckung gemacht wurde, daß das Eugenol (s. d.) sich leicht in V. umwandeln läßt. Das künstliche V. findet die ausgedehnteste Verwendung in der Schokoladenfabrikation und der Konditorei sowie als Ersatz der viel teuerern Vanille im Haushalt.

Vanĭtas vanitātum, et omnĭa vanĭtas (lat., «Eitelkeit der Eitelkeiten, und alles ist Eitelkeit»), Citat aus dem Prediger Salomo (1, 2 und 12, 8); deutsch wird citiert «Alles ist eitel».

Vanity fair (spr. wännĭtĭ fähr), «Eitelkeitsmarkt», sprichwörtlich gewordener Titel eines Romans von Thackeray (s. d.).

Vanloo oder Van Loo, niederländ. Malerfamilie. Ludwig V., geb. um 1640 in Amsterdam, war als Zeichner und Freskomaler erst in Paris und dann in Aix in der Provence, wo er 1712 starb, thätig.– Der ältere seiner Söhne, Johann Baptist V., geb. 11. Jan. 1684 zu Aix, war Fresko- und Porträtmaler, hielt sich in Frankreich, Italien und England auf und starb 19. Sept. 1745. Von seinen histor. Gemälden sind die meisten in Paris, Toulon, Turin, Rom und London. – Der zweite, Karl Andreas V., geb. 15. Febr. 1705 zu Nizza, lernte bei dem ältern Bruder, studierte dann in Rom, malte Historien- und Landschaftsbilder, wurde Professor an der Akademie der Künste zu Paris und starb 15. Juli 1765. Seine Gemälde sind meist in Frankreich (fünf im Louvre) geblieben. Der Stil der Brüder zeigt den damaligen Eklekticismus.

Vannes (spr. wann), 1) Arrondissement im franz. Depart. Morbihan, hat auf 1969,87 qkm (1896) 145163 E., 11 Kantone und 82 Gemeinden. – 2) V., breton. Gwened, Hauptstadt des Depart. Morbihan, an einem Kanal zu der 5 km im S. gelegenen Bai Morbihan der breton. Südküste, an der Eisenbahn Nantes-Quimper der Orléansbahn, besteht aus der modernen obern und der winkligen untern Stadt, mit vielen Holzhäusern, ist Sitz des Präfekten, der 22. Infanteriedivision, der 43. Infanterie- und 11. Artilleriebrigade, eines Bischofs, Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts, Ackerbaukammer, Zolldirektion und hat (1896) 15532, als Gemeinde 22189 E., in Garnison das 116. Infanterie-, das 28. und 35. Artillerieregiment, Großes und Kleines Seminar, Kommunal-Collège und Collège St. François Xavier, Hospital, Siechen- und Irrenversorgungshaus und ein Centralzuchthaus für Jugendliche. Die Stadt hat die Kathedrale St. Pierre, eine Menge Klostergebäude, die jetzt meist andern Zwecken dienen, Bibliothek von 10000 Bänden, ein an kelt. und gallo-röm. Altertümern reiches archäol. Museum, ein Schauspielhaus und ein Monument für Lesage (1892) von E. de la Rochelle. Von den aus dem 14. bis 17. Jahrh. stammenden Befestigungswerken ist das Thor St. Patern der hauptsächlichste Rest. Die Stadt besitzt einen Hafen, Schiffswerfte, Eisenhütten für die Marine, Gerbereien, Brauerei, Korbmacherei, Leinen- und Baumwollweberei, Fabrikation von Spitzen, Schokolade, Kirchenschmuck; Fischerei und bedeutenden Handel und Ausfuhr von Landesprodukten und Bordeauxweinen. Der Hafen ist nur Schiffen von 150 t zugänglich. Größere Schiffe ankern in dem 4 km entfernten Außenhafen (Port du Conteau).

Vannucchi (spr. -úcki), ital. Maler, s. Sarto, Andrea del.

Vannucci (spr. -úttschi), ital. Maler, s. Perugino.

Van ’t Hoff, Jakobus Hendrikus, niederländ. Chemiker, s. Hoff.

van Tiegh, s. Tiegh

Vanua Balavu, Vanua Mbalavu, eine der Exploringinseln in der östl. Gruppe der brit. Fidschi-Inseln, zählt auf 80 qkm etwa 1000 E.

Vanua Lava, die größte der Banksinseln (s. d.) im Stillen Ocean, vulkanisch und fruchtbar, zählt auf 352 qkm 2000 E.; an der Ostküste Port-Patterson.

Vanua Levu («das große Land»), die zweitgrößte der brit. Fidschi-Inseln (s. d.), zählt mit Einschluß der Küsteninseln 6492 qkm und hat etwa 30000 E. (S. Nebenkarte: Fidschi-Inseln auf Karte Oceanien.) V. L. ist ein 6‒700 m hohes Plateau mit den Gipfelpunkten Mount-Thurston (1260m) und Va-Lili (890 m) u. a. Die Savu-Savubai an der Südküste sowie die Bua- oder Sandelholzbai an der Westküste sind treffliche Ankerplätze, dagegen ist die Ruku-Rukubai an der nordwestl. Ecke durch Bänke gefährdet und die an der Ostküste tief in das Land einschneidende Natevabai ist schutzlos. An der Savu-Savubai finden sich heiße Quellen; auch weist hier die Küste bedeutende Kokospflanzungen auf.

Vanves (spr. wangw), südl. Vorort von Paris im Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, an der Linie Paris (rive gauche) - Versailles der Westbahn, hat (1896) 8013, als Gemeinde 8741 E., ein großes Lyceum, Pensionate, Irrenheilanstalt und südlich das Fort V.

Vapeur (frz., spr. wapöhr), dem Musselin (s. d.) ähnliches Gewebe.