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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vaugirard - Vechte

und für welche 1790 in Paris eine eigene Bühne (Vaudevilletheater) errichtet wurde.

Vaugirard (spr. woschirahr), früher franz. Dorf, jetzt südwestl. Stadtteil von Paris, links von der Seine, bildet mit den Quartieren St. Lambert, Necker, Grenelle und Javelle das 15. Arrondissement (1896: 135 785 E.), an der Gürtelbahn (Station V.-Issy); hat Fabriken für chem. Produkte, Buntpapier, Zucker, Porzellan, Feilen und Topfwaren.

Vaurien (frz., spr. worĭäng), Taugenichts.

Vautier (spr. wotĭeh), Benjamin, Genremaler, geb. 27. April 1829 zu Morges am Genfer See, erhielt seine künstlerische Ausbildung zunächst in Genf, seit 1850 auf der Düsseldorfer Akademie unter W. von Schadow und dann als Privatschüler von R. Jordan, ging 1856-57 nach Paris, um dort seine Studien abzuschließen, ließ sich darauf in Düsseldorf nieder und erhielt den Professortitel. Seine Stoffe, die er mit Vorliebe der Schweiz, dem Schwarzwald und Elsaß entnimmt, bewegen sich im Kreise des bäuerlichen und kleinbürgerlichen Familienlebens; aber auch novellistische Gegenstände behandelt er mit derselben Feinheit der Beobachtuz7ng und Sauberkeit des Vortrags. Zu seinen bekanntesten Werken gehören: Die Kirchensänger (1858), Auktion in einem alten Schlosse, Die Überraschung im Wirtshaus (1802; Museum zu Leipzig), Sonntag Nachmittag in Schwaben und Der Katzen-Kriminalfall (1864), Bauer und Makler (1865; Museum zu Basel), Leichenschmaus im Berner Oberlande (1865; Museum in Köln. Gestochen von Barthelmeß), Überfahrt auf dem Brienzer See (1867), Erste Tanzstunde (1868; Nationalgalerie zu Berlin), Der Toast auf die Braut (1870; Kunsthalle zu Hamburg), Zweckessen auf dem Lande (1871), Begräbnis im Schwarzwald, Der unterbrochene Streit (1872), Am Krankenbett (1873; Berliner Nationalgalerie), Abschied vom Elternhause (1875), Tanzpause (1878; Dresdener Galerie), Der Besuch der Neuvermählten, Die Poststube, Ein Botaniker auf Reisen, Ein galanter Professor, Bauern vor Gericht, Unfreiwillige Beichte (Museum in Basel), Aufforderung zum Tanz, Der Taschenspieler, Gang zur Civiltrauung, Der Vetter, Ein neuer Weltbürger, Der schwarze Peter (1883; Stich von J. Fr. Vogel), Ein verlorener Sohn (1885; Kunsthalle in Hamburg), Das entflohene Modell (1886), Die Verhaftung (1887), Auf dem Standesamt (1889), Verlassen (1892; Museum in Breslau), Markttag im Schwarzwald (1896; Galerie Henneberg in Zürich). Von seinen Illustrationen sind die 60 Darstellungen zu Immermanns "Oberhof" (Berl. 1871) und die zu Auerbachs "Barfüßele" (Stuttg. 1872) hervorzuheben. - Vgl. Rosenberg, Vautier (Bd. 23 der "Künstlermonographien", hg. von Knackfuß, Bielef. 1897).

Vauvenargues (spr. wow'nárg'), Luc de Clavier, Marquis de, franz. Schriftsteller, geb. 6. Aug. 1715 zu Aix, machte 1731 den ital. und 1742 den böhm. Feldzug mit, nahm dann seinen Abschied und widmete sich litterar. Studien, doch starb er schon 9. März 1747. Hohes Ansehen als Moralist erwarb ihm die "Introduction à la connaisance de l'esprit humain, suive de réflexions et de maximes" (1747). Seine "Œuvres" gaben Gilbert (2 Bde., Par. 1857) und Vlon (3 Bde., ebd. 1874) heraus. - Vgl. M. Paléologue, Vauvenargues (Par. 1889).

Vaux, brit. Staatsmann, s. Brougham and Vaux.

Vauxhall (spr. wahrháhl), Teil des Stadtviertels Lambeth in London; früher ein Dorf bei der Stadt mit einem von der Mitte des 18. Jahrh. bis etwa 1830 berühmten, vornehmen Vergnügungsort, nach dem ähnliche Anlagen in andern Städten V. benannt wurden.

Vavaugruppe, s. Tonga-Inseln.

Vae victis (lat., "wehe den Besiegten"), s. Brennus.

v. Buch, hinter den lat. Namen fossiler Organismen Bezeichnung für Chr. Leop. von Buch (s. d.).

V. C., Abkürzung für Vertreter-Convent, s. Turnvereine, akademische; in England Abkürzung für Victoria Cross (Victoriakreuz, s. d.), auch für Vice-Chancellor (Vicekanzler).

v. c., Abkürzung für verbi causa (lat.,d. h. zum Beispiel).

v/c., im Handel Abkürzung für conto vecchio (ital., d. h. alte Rechnung) oder für conto vostro (ital., d. h. Ihre Rechnung).

v. Chr., Abkürzung für vor Christo (vor Christi Geburt).

V. Crs., hinter wissenschaftlichen Tiernamen Abkürzung für J. V. Carus (s. d.).

V. D., Abkürzung für volenti Deo (lat., d. h. so Gott will).

Vd, chem. Zeichen für Vanadin (s. d.).

v. d. Hoev., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Jan van der Hoeven (s. d.).

V. D. M., Abkürzung für Verbi divini Magister oder Minister (lat., d. h. Lehrer oder Diener des göttlichen Worts).

V. d. St., Abkürzung für Verein deutscher Studenten (s. d.).

Veadar, der Schaltmonat (der 13.) im jüd. Kalender (s. d.).

Vecelllnus, Spurius Cassius, s. Cassins.

Vecellio, ital. Maler, s. Tizian.

Vechelde, Dorf in Braunschweig, s. Bd. 17.

Vecht (Oberysselsche V.), Fluß, s. Vechte.

Vecht, Mündungsarm des Rheins (s. d.).

Vechta. 1) Amt im oldenb. Verwaltungsbezirk Oldenburg, hat 759,73 qkm und (1895) 32 733 (16 519 männl., 16 214 weibl.) E., darunter 2302 Evangelische und 32 Israeliten, in 14 Gemeinden und 80 Bauernschaften. - 2) Hauptstadt des Amtes V., an einem Zufluß der Haase und der Nebenlinie Ahlhorn-Lohne der Oldenb. Eisenbahn, Sitz des Amtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Oldenburg), hat (1895) 3196 E., darunter 617 Evangelische und 24 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath. Kirche, Simultankirche, bischöfl. Offizialat, kath. Oberschulkollegium, kath. Gymnasium, kath. Mädchenpensionat mit höherer Mädchenschule, kath. Schullehrerseminar, Anstalt für verwahrloste Kinder und eine Landes-Strafanstalt in dem 1812 aufgehobenen Franziskanerkloster und eine Besserungsanstalt in dem Zeughaus der ehemaligen Citadelle, Vorschußverein, Darlehnskasse; Ackerbau, Brauerei und Ziegelei.

Vechte, niederländ. De Vecht, Fluß, entspringt im preuß. Reg.-Bez. Münster, am Westabhange der Baumberge, fließt nach Norden, tritt in die Provinz Hannover, wird bei Schüttorf schiffbar, entsendet bei Nordhorn den Süd-Nord-Kanal zum Bourtanger Moor sowie Kanäle östlich zur Ems (bei Hanekenfähr) und westlich zum Oberysselschen Kanal, nimmt unweit Neuenhaus links die Dinkel auf, tritt oberhalb Gramsbergen in die niederländ. Provinz Oberyssel, entsendet hier nach S. den Oberysselschen Kanal und nach W. die Dedems Vaart nach Hasselt, empfängt unterhalb Ommen die Regge, verbindet sich mit dem von Zwolle und der Yssel kommenden Zwartewater und mündet, 198 km lang, unterhalb Muiden als Zwolsche Diep in den Zuidersee.