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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vegetation - Veit

hydraten enthält, dabei aber eiweiß- und fettarm ist, so daß übergroße Mengen von ihnen genossen werden müssen, um das Nahrungsbedürfnis des Körpers zu befriedigen. Einen Haupteinwand gegen den Vegetarianismus bilden auch die schlechten Erfahrungen, die man früher mit der ausschließlich vegetabilischen Ernährung der Gefangenen gemacht hat; zahlreiche exakte Ernährungsversuche haben bewiesen, daß eine Ernährung mit gemischter Kost am zweckmäßigsten ist. (S. Diät, Ernährung.) - Vegetarische Kochbücher verfaßten unter andern Schulz (3. Aufl., Berl. 1890), Baltzer (12. Aufl., Lpz. 1895) und Weilshäuser (4. Aufl., ebd. 1896).

Vegetation (lat.), zunächst das Leben und Wachstum der Pflanzen überhaupt, dann insbesondere auch die Gesamtheit der Pflanzen einer bestimmten Gegend (s. Pflanzengeographie). Vegetationsperiode nennt man häufig den Abschnitt im Leben der einzelnen Pflanze, in dem die Entwicklung der sog. vegetativen Organe stattfindet.

Vegetationsformationen, s. Pflanzengeographie.

Vegetationspunkt, bei Pflanzen die Spitze eines Organs, an der die gesamte Ausgliederung ihren Ursprung hat.

Vegetationszonen, s. Pflanzengeographie.

Vegetatīv (lat.), pflanzenhaft, auf die Vegetation (s. d.) bezüglich. Über vegetative Funktionen beim tierischen Körper s. Animalisch.

Vegetatives Nervensystem, Eingeweidenerven, s. Sympathicus nervus.

Vegetieren (lat.), ein Pflanzendasein führen, nur noch rein körperlich dahin leben.

Vegetĭus Renātus, Flavius, röm. Schriftsteller, war wahrscheinlich ein Christ und verfaßte einige Zeit vor 450 n. Chr. eine "Epitoma institutionum rei militaris" in vier Büchern, welche zwar nur eine Kompilation aus frühern Schriften ist, aber bei dem Verluste der Quellen, aus denen er schöpfte, für die Kenntnis des röm. Kriegswesens einen hohen Wert hat. Eine neue kritische Ausgabe lieferte Lang (2. Aufl., Lpz. 1885); deutsche Übersetzungen veranstalteten Meinecke (Halle 1800) und Lipowsky (Sulzb. 1827). - Vgl. Seeck, Die Zeit des V. R. (im "Hermes", Berl. 1876). Das unter dem Namen des Publius V. R. bekannte ausführliche Werk über die Tierarzneikunde, Ars veterinaria sive mulomedicina, ist eine mit eigenen Erfahrungen gemischte Kompilation in ungebildeter Sprache, vielleicht von demselben Verfasser. Eine Bearbeitung gab Schneider in den "Scriptores rei rustica", Bd. 4 (Lpz. 1797).

Veghel oder Vechel, gewerbsamer Marktflecken in der niederländ. Provinz Nordbrabant, an der Eisenbahn Boxtel-Wesel und durch Dampftrambahn mit Helmond verbunden, hat Leinenfabriken, ein schönes Rathaus und 5744 E.

Veglia (spr. welja), slaw. Krk. 1) Insel, zur österr. Bezirkshauptmannschaft Lussin in Istrien gehörig, eine der größten Inseln des Golfs von Quarnero und die dem Festlande zunächst gelegene, vom ungar.-kroat. Küstenlande durch den schmalen Canale della Morlacca, von der Insel Cherso durch den Canale di Mezzo, die Einfahrt in den Quarnerolo, geschieden. (S. Karte: Bosnien u. s. w.) Die Insel bildet einen Gerichtsbezirk (428,43 qkm, 19871 meist serbo-kroat. E.), ist teilweise mit niedrigem Walde besetzt, bat mehrere für kleinere Schiffe leicht zugängliche Häfen und liefert Getreide, Wein, Öl, Seide und Marmor. - 2) Hauptstadt der Insel V., an einer kleinen Bucht der Westküste, Sitz eines Bezirksgerichts und eines Bischofs, Station der Lloydschiffe, hat (1890) 1620, als Gemeinde 2037 E. und eine durch ihre Bauform interessante Kathedrale. - Vgl. Cubich, Notizie naturali e storiche sull’ Isola di V.

Veh, Pelzwerk, soviel wie Feh (s. d.).

Vehemént (lat.), heftig, ungestüm; Veheménz, Heftigkeit.

Vehicŭlum (lat.), Vehīkel, Fahrzeug; V. in der Rezeptierkunst, s. Constituens.

Vehme, Vehmgerichte, s. Femgerichte.

Vehn, s. Bruch (Sumpf).

Vei, Negerstamm, s. Mandingo.

Veigel, Eva Maria, s. Garrick.

Veilchen, s. Viola.

Veilchenholz (engl. myall wood), das Holz der südaustral. Acacia homalophylla Cunn., eins der härtesten und dichtesten Hölzer, das deswegen und seines Geruches halber zu Galanteriewaren verarbeitet wird. Es ist im Splint hellbraun, im Kern schokoladenbraun bis olivengrün und hat ein spec. Gewicht von 1,4 bis 1,57.

Veilchenmoos, s. Chroolepus.

Veilchenrabe, s. Blaurabe.

Veilchenschnecke, s. Kammkiemer.

Veilchensteine, auf mit Geröll- und Geschiebmassen bedeckten Kuppen höherer Gebirge, z. B. in Thüringen, auf dem Harz, dem Riesengebirge, dem Schwarzwald, vorkommende Steine, die infolge eines Überzugs von Veilchenmoos im feuchten Zustande einen veilchenartigen Geruch von sich geben.

Veilchenwurzel, s. Iris.

Veile (Vejle), Hauptstadt des dän. Amtes V. (2331,5 qkm, 157204 E.) im südöstlichsten Teile Jütlands, an der schlesw. Grenze, liegt in einem reizenden, langen und schmalen Thale, an der Linie Vamdrup-Horsens der Jütischen Eisenbahn, an der Mündung der Veile-Aa in den Veile-Fjord, einen 22 km langen Meerbusen, umgeben von hohen, mit Buchenwäldern bestandenen Hügeln, hat (1890) 9015 E., Fischerei und Handel und ist Sitz eines deutschen Konsularagenten. - Nach einem Gefecht bei Gudsö 7. Mai 1849 wurde die Stadt von den Preußen besetzt. Auch 8. März 1864 fand hier ein Gefecht zwischen Dänen und Österreichern statt.

Veïntēna, Goldmünze, s. Escudillo.

Veit, Sankt, Stadt in Kärnten, s. Sankt Veit.

Veit, Philipp, Maler, geb. 13. Febr. 1793 zu Berlin, der Sohn einer Tochter Moses Mendelssohns aus deren erster Ehe mit dem Kaufmann Simon V. und durch die zweite Ehe derselben Stiefsohn Friedrich Schlegels, als welcher er mit Mutter und Bruder 1803 im Kölner Dom von der jüd. zur kath. Religion übertrat. Nachdem er in Dresden seine Vorstudien gemacht und am Befreiungskriege teilgenommen, schloß er sich seit 1815 in Rom an die neudeutsch-romantische Schule an und beteiligte sich neben Cornelius, Overbeck und Schadow an ihrem ersten Monumentalwerke, den Fresken zur Geschichte Josephs in der Casa Bartholdy, mit dem Bilde Die sieben fetten Jahre. Es folgten Der Triumph der Religion in der Vatikanischen Galerie und die Scenen aus Dantes Paradies in der Villa Massimi sowie das Altarbild in Trinità de’ Monti zu Rom: Maria als Himmelskönigin (gestochen von Ufer). Als Direktor des Städelschen Kunstinstituts 1830 nach Frankfurt a. M. berufen, dem er bis 1843 vorstand, schuf er den Hei-^[folgende Seite]