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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Vendémiaire; Vendetta; Vendidad; Vendôme

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Vendémiaire - Vendòme

Histoire de la V. militaire (5. Aufl., ebd. 1865); Deniau, Histoire de la V. (2 Bde., Augers 1879); Chassin, La preparation de la guerre de V. 1789-93 (3 Bde., Par. 1890); ders., La V. patriote, 1793-94 (4 Bde., ebd. 1896); von Boguslawski, Der Krieg der V. gegen die franz. Republik 1793-96 (Berl. 1894).

Vendémiaire (frz., spr. wangdemiähr, "Weinlesemonat"), im Kalender (s. d.) der ersten französischen Republik der erste Monat, der in den J. I, II, III, V, VI, VII vom 22. Sept. bis 21. Okt., in den J. IV, VIII-XI, XIII, XIV vom 23. Sept. bis 22. Okt., im J. XII vom 24. Sept. bis 23. Okt. dauerte. Historisch merkwürdig ist der 13. V. des J. IV (5. Okt. 1795) durch den Aufstand der Pariser Sektionen oder der Nationalgarde gegen den Nationalkonvent.

Vendetta (ital.), Blutrache.

Vendidad, s. Zendavesta.

Vendôme (spr. wangdohm). 1) Arrondissement des franz. Depart. Loir-et-Cher in Orléanais, hat auf 1716,95 qkm (1896) 77 370 E., 8 Kantone und 109 Gemeinden. - 2) V., lat. Vindocinum, sehr alte Hauptstadt des Arrondissements V., des frühern Herzogtums Vendômois, am hier geteilten Loir, an den Linien Châteaudun-Tours der Orléansbahn und Pont de Braye-Blois der Staatsbahnen, ist Sitz des Kommandos der 5. Kavalleriebrigade, Gerichtshof erster Instanz, einer Ackerbaukammer und hat (1896) 7091, als Gemeinde 9777 E., in Garnison das 7. reitende Jägerregiment; die Dreieinigkeitskirche (12. bis 15. Jahrh.) mit 32 (15. und 16. Jahrh.), Kirche de la Madeleine, Ruinen eines 1589 von Heinrich IV. zerstörten Schlosses (11. Jahrh.), ein Bronzestandbild deo Dichters Ronsard (s. d.), von Jevov, vor dem hübschen Museum, ein altes Thor (14. und 15. Jahrh.), jetzt Rathaus, ein Lyceum (1639), Bibliothek (8000 Bde.), Hospital, Theater, Gefängnis; Fabrikation von Handschuhen, Watte, Pianos und lebhaften Handel.

Vendôme (spr. wangdohm), franz. Grafengeschlecht, das 1374 mit Burghard VII. ausstarb. Durch seine Erbtochter Katharina fiel die Grafschaft an deren Gemahl Johann von Bourbon-La Marche und wurde von Franz I. 1515 zu Gunsten Karls von Bourbon (gest. 1537) zum Pairieherzogtum erhoben. Als Heinrich IV., der Enkel dieses Bourbon, den franz. Thron bestieg, vereinigte er das Herzogtum V. mit der Krone, gab es aber 1598 einem seiner natürlichen Söhne, der hiermit der Stifter des jüngern Hauses V. wurde.

César, Herzog von V., ältester Sohn Heinrichs IV. von Gabrielle d'Estrées (s. d.), geb. im Juni 1594, wurde 1595 legitimiert und mit der Erbtochter des Herzogs von Mercoeur verlobt, der dem künftigen Schwiegersohne zugleich das Gouvernement der Bretagne abtrat. Während der Minderjährigkeit seines Halbbruders, Ludwigs XIII., ließ sich V. in die Intriguen ein, welche Regierung und Aristokratie Frankreichs spalteten, und saß wiederholt in Haft. 1626 in das gegen Richelieu gerichtete Komplott von Chalais verwickelt, wurde er mit seinem Bruder Alexandre, geb. 1598, Großprior des Malteserordens in Frankreich, nach Vincennes gefangen gesetzt. Als sein Bruder 1629 daselbst gestorben war, erbat er sich die Freiheit und ging nach Holland. Später zurückgekehrt, doch 1641 abermals der Verschwörung bezichtigt, floh V. nach England; Richelieu ließ ihn zum Tode verurteilen. Erst nach dessen Tode kam er nach Frankreich zurück und setzte seine Freisprechung durch.

Nach dem Tode Ludwigs XIII. gelangte V. bei der Regentin Anna von Österreich zu Ansehen. Da er sich aber in die der Fronde (s. d.) vorangehenden Komplotte gegen den Hof und Mazarin einließ, mußte er wieder vom Hofe weichen. 1650 erlaubte ihm Mazarin die Rückkehr. V. blieb seitdem dem Hofe treu, nahm 1653 den Frondeurs Bordeaux und schlug als Großadmiiral von Frankreich 1655 die span. Flotte vor Barcelona. Er starb 22. Okt. 1655. Sein zweiter Sohn, François de V., Herzog von Beaufort, spielte vor und in den Unruhen der Fronde den Volksfreund, erhielt deshalb den Namen Roi des Halles und fiel 1669 gegen die Türken. Louis, Herzog von V., ältester Sohn Césars, geb. 1612, diente als Herzog von Mercoeur nicht ohne Auszeichnung, mußte aber bei der Flucht seines Vaters nach England die Armee verlassen. Mazarin machte ihn 1649 zum Vicekönig des eroberten Catalonien. Zwei Jahre später heiratete er Laura Mancini, eine Nichte Mazarins. Nach deren Tode trat er 1656 in den geistlichen Stand und erhielt 1667 den Kardinalshut sowie die Würde eines Legaten a latere am franz. Hofe. V. starb 1669 zu Aix. Sein ältester Sohn war der Marschall Louis Joseph V. (s. d.). - Philipp de V., der jüngere Sohn des Kardinals, bekannt als Großprior des Malteserordens in Frankreich, geb. 23. Aug. 1655, trat früh in den Orden und kämpfte in den Kriegen Ludwigs XIV. in den Niederlanden, am Rhein, seit 1693 als Generallieutenant in Italien und Spanien. Im Spanischen Erbfolgekriege führte er 1705 die Verteidigung der Lombardei gegen Prinz Eugen, bewährte sich aber wenig, so daß sein Bruder den Oberbefehl an sich nahm; er selbst fiel bei Ludwig XIV. in Ungnade, ging nach Rom und lebte hier vier Jahre in Dürftigkeit. 1710 nach Frankreich zurückkehrend, wurde er in Chur infolge österr. Nachstellungen festgehalten und erst 1714 entlassen. Heimgekehrt, erhielt er das Großpriorat zurück. Er machte seinen Palast, den Temple, zum Sammelplatz einer geistreichen Gesellschaft. Mit seinem Tode (24. Jan. 1727) erlosch das Geschlecht.

Vendôme (spr. wangdohm), Louis Joseph, Herzog von, franz. General, geb. 1. Juli 1654 zu Paris aus einer illegitimen Seitenlinie der Bourbons (s. den vorigen Artikel), begann 1672 seine kriegerische Laufbahn unter Turenne, nahm teil an den Belagerungen von Condé und Cambrai, wurde 1678 Marechal de Camp und 1681 Gouverneur der Provence. 1688 zum Generallieutenant befördert, focht er in vier flandr. Feldzügen und half 1693 Catinat den Sieg bei Marsaglia erringen. 1697 zwang er als Oberbefehlshaber in Catalonien Barcelona zur Übergabe. Im Spanischen Erbfolgekriege übernahm V. den Oberbefehl über die Armee in Italien, lieferte 15. Ang. 1702 dem Prinzen Eugen bei Luzzara ein unentschiedenes Treffen und versuchte vergebens, 1703 durch Tirol nach Deutschland vorzudringen. Im Herbst 1703 nahm er verschiedene feste Plätze in Piemont und begann die Belagerung von Turin. Am 16. Aug. 1705 besiegte er den Prinzen Eugen bei Cassano, 1706 trieb er die Österreicher über die Etsch. Mitten in diesen Erfolgen wurde er nach den Niederlanden gerufen, wo er Marlborough längere Zeit durch Märsche hinhielt. Für den Feldzug von 1708 gab ihm der König den Unterbefehl des 80 000 Mann starken Heers unter dem Herzog von Bourgogne, mit dem er in Mißhelligkeiten geriet. Er eroberte zwar Gent, Brügge und Plassendal, wurde