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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vereinigte Staaten von Amerika (Forstwesen)

handen. Wie sehr klein jetzt aber der noch wirklich brauchbare Teil des Heimstättenlandes ist, läßt sich aus der Geschichte der Besiedelung des Oklahomaterritoriums ermessen. Die westl. Eisenbahnen haben große Landstriche längs ihrer Linien vom Bunde geschenkt bekommen. - Die Union läßt sich in landwirtschaftlicher Beziehung vielleicht in 3 Abschnitte teilen: 1) den Süden, wo Baumwolle den Hauptartikel bildet, 2) den fernen Westen, wo die künstliche Bewässerung mehr oder weniger angewandt wird, und 3) den übrigbleibenden größern Rest. Was den zweiten Abschnitt betrifft, so wenden namentlich Kalifornien, Colorado, Wyoming, Utah, auch Arizona, Neumexiko, Nevada, Oregon, Idaho, Montana, die beiden Dakota und Texas künstliche Bewässerung an, welche durch Staats- und Territorialgesetze sorgfältig geregelt ist. Der Wetterbeobachtung und Vorankündigung wird von der Ackerbauabteilung des Bundes viel Sorgfalt gewidmet, und tägliche Wetterkarten werden in allen Teilen der Union veröffentlicht. 1893 bestanden 156 Beobachtungsstationen mit dem Centralpunkt Washington, und 83 Proz. der Wettervoraussagungen bewahrheiteten sich. Es haben sich namentlich die "kaltes Wetter-" und Sturmsignale als wertvoll erwiesen.

Das Hauptackerbauprodukt der Vereinigten Staaten und das allein überall verbreitete ist der Mais. 1896 waren 81,6 Mill. Acres bestanden, der Ertrag war 2284 Mill. Bushel im Wert von 491 Mill. Doll., bei einem ausnahmsweise billigen Maispreis. Hiervon lieferten Iowa, Illinois, Missouri, Nebraska und Kansas am meisten. Exportiert wurden 1896 100 Mill. Bushel. Von zweitgrößter Wichtigkeit ist der Weizenbau. 1896 waren 34,6 Mill. Acres bestanden; der Ertrag war 428 Mill. Bushel im Werte von 311 Mill. Doll. Hiervon lieferten über 30 Mill. Bushel je Minnesota, Norddakota, Kalifornien und Ohio, über 20 Mill. Bushel Indiana und Süddakota. Die Durchschnittsweizenernte der sechs Jahre 1890-95 betrug 474 Mill. Bushel. 1896 wurden 61 Bushel exportiert. Für die meisten Südstaaten ist die Baumwollernte von ausschlaggebender Bedeutung. Die Ernten von 1891 bis 1897 betrugen je 8,6, 9, 6,7, 7,5, 9,9, 7,6, 8,6 Mill. Ballen (von ungefähr 470 Pfd. Nettogewicht). Exportiert wurden jährlich 4 bis 7 Mill. Ballen. Die Reihenfolge der Staaten in Bezug auf die Produktion ist in erster Linie Texas, Georgia, Mississippi, Alabama, in zweiter Linie Südcarolina, Arkansas, Louisiana, Nordcarolina, Tennessee, in dritter Florida, Missouri, Virginia. 1896 wurden ferner gewonnen 707 Mill. Bushel Hafer im Werte von 133 Mill. Doll., wovon zwei Drittel Iowa und Illinois lieferten. In demselben Jahre wurden gewonnen 24 Mill. Bushel Roggen im Werte von 10 Mill. Doll., 70 Mill. Bushel Gerste im Werte von 22,5 Mill. Doll., 14 Mill. Bushel Buchweizen im Werte von 5,5 Mill. Doll., ferner Heu 59 Mill. t im Werte von 388 Mill. Doll., Kartoffeln 252 Mill. Bushel im Werte von 72 Mill. Doll., Tabak 403 Mill. Pfd. im Werte von 24 Mill. Doll., wovon Kentucky die Hälfte, Virginia und Nordcarolina je ein Fünftel lieferten. Über Zuckerrohr s. Louisiana; auch in Texas und Florida scheint der Bau desselben sich recht zu entwickeln; auf den Sandwichinseln ist er Haupterzeugnis. Der Zuckerrübenanbau ist von einiger Bedeutung bis jetzt nur in Kalifornien, Utah und Nebraska. Man schätzte 1895/96 die Zuckerproduktion auf 230000 t Rohrzucker, 30000 t Rübenzucker, 1000 t Sorghumzucker und 20000 t Ahornzucker. Reis gedeiht in den Niederungen von Südcarolina und den Nachbarstaaten sowie auf den Sandwichinseln. Der Weinbau ist wichtig in Kalifornien, Ohio, Missouri. Früchte werden viel gebaut, vgl. namentlich Kalifornien, Florida und Maryland; in Florida sind Orangen die Haupternte. Hopfen liefern Neuyork, Oregon u. s. w.

Der Viehbestand wurde 1896 folgendermaßen geschätzt: Pferde 15 Mill. im Werte von 500 Mill. Doll., darunter mehr als 1 Mill. je in Iowa, Illinois, Texas, Missouri. In den J. 1894 und 1895 ist der Preis der Pferde im Westen in überraschender Weise gefallen. Maultiere waren vorhanden 2,3 Mill. im Werte von 103 Mill. Doll., darunter mehr als 1/4 Mill. je in Missouri und Texas; Rinder, abgesehen von Milchkühen, 32 Mill. im Werte von 509 Mill. Doll., darunter 6 Mill. in Texas; Milchkühe 16 Mill. im Werte von 364 Mill. Doll., darunter mehr als 1 Mill. je in Neuyork, Iowa, Illinois; Schafe 38 Mill. im Werte von 65 Mill. Doll.; darunter nahezu 4 Mill. je in Kalifornien, Texas, Ohio, nahezu 3 Mill. in Neumexiko und Montana; Schweine 43 Mill. im Werte von 187 Mill. Doll., darunter 6 Mill. in Iowa, mehr als 3 Mill. je in Missouri und Illinois. Doch nimmt die Ausfuhr an Schweinefleisch stark ab. Der Census von 1890 gab die Zahl der geflügelten Haustiere auf 258 Mill. an, darunter Truthühner, Gänse und Enten mit zusammen 27 Mill., und die Anzahl der 1889 produzierten Eier auf 817 Mill. Dutzend. Ferner wurde der 1889 produzierte Honig auf 64 Mill. Pfd., Wachs 1,1 Mill. Pfd. angegeben, sowie Butter 1023 Mill. Pfd., Käse 18 Mill. Pfd., Milch 5207 Mill. Pfd. Frucht- und andere Präserven in Blechbüchsen werden in den Vereinigten Staaten viel konsumiert und hergestellt. Man schätzte 1893 die Tomatenverpackung auf 4,3 Mill. Kisten (zu 24 Büchsen), wovon 1,4 Mill. auf Maryland entfielen, die Einmachung von Mais auf 4,1 Mill. Kisten, wovon 1 Mill. auf Neuyork entfielen und die Lachseinmachung der pacifischen Küste auf 1,6 Mill. Kisten.

Forstwesen. Obgleich die Ackerbauabteilung in Washington ein Forstamt besitzt und mehrere Einzelstaaten Forstkommissionen haben, so giebt es doch kein geregeltes Forstwesen. Die Wälder sind Privateigentum, mit denen die Besitzer nach Belieben verfahren. Der vielfach betriebene Raubbau sowie Waldbrände haben denn auch den früher enormen Waldbestand auf vielleicht 495 Mill. Acres heruntergebracht. Die Zahl der Sägemühlen wurde 1892 auf 8818 angegeben (mehr als 800 je in Michigan und Pennsylvanien), der Wert der exportierten Forstprodukte auf 28 Mill. Doll., während der Jahresverbrauch des Landes selbst 1894 auf 24000 Mill. Kubikfuß Holz geschätzt wurde. Hierunter waren etwa 18000 Mill. Kubikfuß für Feuerung, 5000 Mill. für Bauholz und Fabrikation. Ein derartiger Verbrauch hat manche wichtige Baumarten in erschreckender Weise vermindert. Hierzu gehören die Weißfichte des Nordwestens, die Long leaf pine des Südens sowie Walnuß, Esche, Tulpenbaum u. s. w. Aus diesen und andern Gründen werden die Stimmen, welche auf Waldschutz und Forstwesen dringen, immer zahlreicher, und eine nationale, jährlich sich versammelnde Forstschutzorganisation besteht seit 1881. Es sind auch in den letzten Jahren vom Bund einmal die sog. Nationalparks für öffentliche Zwecke reserviert worden, nämlich der Yellowstone-Nationalpark (s. d.), das Yosemite-Valley (s. d.), der Sequoia-Nationalpark