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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vereinigte Staaten von Amerika (Litteratur zur Geographie und Statistik)

nen des Missouri (Hauptquartier Chicago), des Atlantic (Neuyork) und des Pacific (San Francisco) unterstellt sind. Die Militärdivisionen zerfallen in (8) Departements, einzelne von diesen in Unterabteilungen (7). Ein besonderes Departement bildet die Militärakademie zu Westpoint. Die Generale werden nach Wahl des Präsidenten ernannt und vom Senat bestätigt; bei allen andern Chargen erfolgt die Ernennung streng nach der Anciennetät. Das stehende Heer bildet den Kern der Landmacht und zählte 1896: 2171 Offiziere und 24784 Mann; davon 25 Regimenter Infanterie (das 24. und 25. Farbige) mit 897 Offizieren und 12544 Mann, 10 Regimenter Kavallerie (das 9. und 10. Farbige), eingeteilt in Halbeskadrons (troop) mit 454 Offizieren und 6045 Mann; 5 Regimenter Artillerie zu 12 Batterien, davon 2 leichte mit 8 cm-Geschützen, 292 Offizieren und 3803 Mann; Ingenieurbataillon von 330 Mann. Außerdem ein Signalkorps (scouts), die Westpoint-Kavallerie sowie verschiedene sonstige Organisationen und Stäbe, zusammen 528 Offiziere und 2392 Mann. Höhere Truppenverbände bestehen im Frieden nicht. Seit 1895 ist die Umbewaffnung der Infanterie mit dem Krag-Jörgensen-Gewehr N. 92 vollendet und die Verteilung der neuen Karabiner an die Reiterei begonnen worden. Die Marineinfanterie führt ein 6 mm-Repetiergewehr "The Navy Lee".

Die Truppen der Miliz stehen im Frieden unter dem Befehl der Gouverneure der einzelnen Staaten, im Kriegsfall unter dem des Präsidenten. Die Ausbildung ist dürftig und nicht überall gleich. Die Offiziere bis zum Kapitän einschließlich werden von den Mannschaften gewählt, die Stabsoffiziere von den Offizieren, meist auf 5 Jahre. 1897 betrug die thatsächliche Stärke der Miliz 112082 Köpfe, davon Infanterie 102448, Kavallerie 4970, Artillerie 5462, Pioniere 116, Generale und Generalstabsoffiziere 1383. Die Bewaffnung bildet größtenteils das Springfieldgewehr bez. -Karabiner; das Geschützmaterial soll fast in allen Staaten veraltet sein.

Nach Berechnung für 1896 beträgt die Gesamtzahl der zum Militärdienst Verpflichteten 10037576.

Die Küstenbefestigungen stammen meist aus dem Secessionskriege und waren bis in die neueste Zeit bei dem gänzlichen Fehlen von Panzerkonstruktionen gezogenen schweren Geschützen gegenüber nicht widerstandsfähig, meist auch vernachlässigt und verfallen. Nach längern Vorarbeiten ist ein Entwurf zur Verstärkung der Küstenverteidigung angenommen und in der Ausführung begriffen. Zur Verteidigung des Hafens von Neuyork wird auf Sandy Hook und gegenüber auf Coney Island je eine Batterie, auf einer zwischenliegenden Sandbank 4 Panzertürme errichtet. Neben weitern Werken hierselbst werden zunächst Batterien in San Francisco und Fort Wadsworth (Massachusetts) erbaut; ferner sind zunächst in Angriff genommen: Boston, Philadelphia, Baltimore, Washington, West-Key, Mobile, Neuorleans, Galveston und Puget-Sund. Eine Summe von 80 Mill. Doll. soll bis 1906 verwandt werden. Die Grenzbefestigungen bestehen meist aus Blockhäusern und Palissadierungen an der Nordgrenze, an der mexik. Grenze und in dem innern Gebiete des Westens.

Die Ausgaben des Kriegsdepartements für 1892/93 betrugen 51966075 Doll.; für 1894/95 war der Voranschlag: 51567900 Doll., davon 19 Mill. für Befestigungen und Bewaffnung.

II. Kriegsflotte. Die Flotte bestand Mitte 1897 aus 9 Hochseepanzerschiffen (davon 5 im Bau), 2 gepanzerten Kreuzern, 22 Panzerschiffen zur Küstenverteidigung, darunter 3 Panzerschiffe dritter Klasse, und einem Rammschiff. An Kreuzern waren vorhanden 2 Panzerkreuzer, 2 geschützte (Panzerdecks-)Kreuzer erster, 11 Kreuzer zweiter, 3 Kreuzer dritter, 24 ungepanzerte Kreuzer vierter Klasse (darunter 3 im Bau) und Kanonenboote; ferner 12 alte ungeschützte Korvetten, 2 Torpedokreuzer, 1 Torpedobootszerstörer, 9 Hochseetorpedoboote (und mehrere im Bau), etwa 12 Torpedoboote zweiter Klasse, 2 unterseeische Boote (Baker und Holland). Als Schul- und Kasernenschiffe dienen 17 meist alte Schiffe; für den hydrographischen Dienst sind 16 Schiffe vorhanden; außerdem giebt es eine größere Anzahl Hafen- und Werftfahrzeuge. Im Flottenhaushaltplan für 1897 ist für den Ausbau der Schlachtflotte u. s. w. die Summe von 60 Mill. M. ausgeworfen. Es ist gelungen, sich im Schiffbau von England frei zu machen, da eine Anzahl von Privatwerften den Bau von Panzerschiffen übernahm und in Washington eine staatliche Geschützgießerei für schwerste Kaliber errichtet wurde.

Die Flottenbemannung besteht aus 18 Admiralen, 45 Kapitänen, 85 Commanders, 47 Lieutenant-Commanders, 325 Lieutenants erster und zweiter Klasse, 174 Fähnrichen und 310 Kadetten, 187 Maschineningenieuren, 39 Bauingenieuren, 92 Zahlmeistern, 147 Marineärzten, 23 Marinekaplänen, 74 Offizieren der Marineinfanterie, 143 Deckoffizieren, 12000 Matrosen, 750 Schiffsjungen, 2440 Marineinfanteristen. Die Ausgaben für die Flotte betrugen 1897: 141355994 M.

Litteratur zur Geographie und Statistik. Vgl. die alljährlichen Berichte der verschiedenen Regierungszweige, z. B. (Reports) die Veröffentlichungen des jetzigen U. S. Geological Survey und diejenigen der Surveys unter Hayden und unter Wheeler (westlich vom 100. Meridian), ferner die offiziellen, alle 10 Jahre erscheinenden Censusberichte und Spofford, American Almanac (alljährlich, Neuyork); Whitney, The United States (Bost. 1889; Supplement I. Population, Immigration, Irrigation 1894); Greely, American weather (Neuyork 1888); Wright, The ice age in North America (Neuyork 1889); Patton, Natural resources of the United States (ebd. 1888); Bryce, American commonwealth (3 Bde., ebd. 1888; 3. Aufl. 1893-95); Bolles, Financial history of the United States (2 Bde., ebd. 1883-86); Hare, American constitutional law (2 Bde., Bost. 1889); Vetillard, La navigation aux États-Unis (Par. 1892); Day, Mineral resources of the United States (Wash. 1893-94); Kemp, The ore deposits of the United States (Neuyork 1893); Oetken, Die Landwirtschaft in den Vereinigten Staaten (Berl. 1893); Lundbohm, Om stenindustrien i Förenta Staterna (Stockh. 1893); Shaler, United States of America (2 Bde., Lond. 1894); Levasseur, L'Agriculture aux États-Unis (Paris und Nancy 1894); Appleton, Guide to the United States and Canada (2. Aufl., Edinb. 1892); ferner Ratzel, Die Vereinigten Staaten von Nordamerika (2 Bde., Münch. 1878-80; Bd. 2 in 2. Aufl., ebd. 1893); ders., Städte- und Kulturbilder aus Nordamerika (2 Bde., Lpz. 1876); Schlief, Die Verfassung der Nordamerikanischen Union (ebd. 1880); Hellwald, Amerika in Wort und Bild (2 Bde., ebd. 1883-85); Hesse-Wartegg, Nordamerika (4 Bde., ebd. 1883-84; 2. Aufl. 1887); von Holst