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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wagner

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Wagner (Alexander) - Wagner (Heinr. Leop.)

Nationalökonomie, besonders Schmoller, im Einklange, doch weicht er in manchen methodologischen und praktischen Fragen von ihnen ab und hat sich auch von dem Verein für Socialpolitik zeitweilig mehr getrennt. Er will nicht so sehr wie die Anhänger der histor. Schule die Nationalökonomie in der Wirtschaftsgeschichte aufgehen lassen, sondern hält an der Aufgabe einer theoretischen Nationalökonomie und deren systematischem Aufbau fest. Im ganzen steht er wohl unter den deutschen Universitätslehrern seines Fachs dem Socialismus als einem nationalökonomischen System etwas näher als andere, bekämpft den Socialismus aber namentlich von der psychol. Seite her. Seit 1881 beteiligte W. sich auch lebhaft am polit. Leben in staatssocialistischer und christlich-socialer Richtung. Er war 1882‒85 konservatives Mitglied des Abgeordnetenhauses und trat für das Tabaksmonopol als Grundlage einer umfassenden Arbeiterversicherung ein. Aus dem litterar. Nachlaß von Karl Rodbertus-Jagetzow gab er zuerst mit G. Schumacher-Zarchlin, später mit Theophil Kozak zusammen drei Bände heraus: «Briefe von Ferd. Lassalle an Karl Rodbertus-Jagetzow» (Berl. 1878), «Das Kapital» (ebd. 1884), «Zur Beleuchtung der socialen Frage» (ebd. 1885). Von seinen neuern sonstigen Arbeiten seien genannt: «Die neueste Silberkrisis und unser Münzwesen» (Berl. 1893; in bimetallistischer Richtung) und die Artikel: Der Kredit und das Bankwesen, Versicherungswesen, Die direkten Steuern, Die Ordnung der Finanzwirtschaft und der öffentliche Kredit in Schönbergs «Handbuch der polit. Ökonomie» (3. Aufl., 3 Bde., Tüb. 1890).

Wagner, Alexander, Maler, geb. 16. April 1838 in Pest, lernte in der Pilotyschule an der Akademie in München. Sehr fruchtbar an umfangreichen Schöpfungen, brachte er eine Anzahl geschichtlicher Kompositionen hervor, deren Stoffe vielfach der Vorzeit seines Vaterlandes entlehnt sind. So der Abschied Isabellas Zapolya von Siebenbürgen, die Fresken: Gastmahl des Attila und Turnier des Königs Matthias Corvinus mit Ritter Holubar (Redoutengebäude in Pest) und die beiden in das Nationalmuseum zu Pest gelangten Gemälde: Tod des Titus Dogovich und Matthias Corvinus mit Jagdgefolge. Zu seinen frühesten Arbeiten gehören die beiden Wandgemälde im Nationalmuseum zu München: Gustav Adolphs Einzug in Aschaffenburg und die Vermählung Ottos Ⅱ. von Bayern mit Agnes von der Pfalz. In seinen Genredarstellungen wechselt Ungarisches mit Spanischem, meist mit Rücksicht auf bewegte Pferdedarstellungen. Hierher gehören die Csikósrennen zu Debreczin, die Picadores im Stiergefecht, die Post von Toledo, Am Stadtthor von Cordoba und der Pferdetrieb in der Hortobágyer Puszta. Manchmal malte er auch klassische Scenen, so: Römisches Wagenrennen, Antikes Stiergefecht und insbesondere das Panorama Das alte Rom mit dem Triumphzug Konstantins, nach dem architektonischen Entwurf von J. Bühlmann (1887‒88). W. ist seit 1866 Professor an der Münchener Akademie.

Wagner, Andreas, Zoolog, geb. 21. März 1797 zu Nürnberg, gest. 19. Dez. 1861 als Professor der Zoologie und Paläontologie zu München. Er schrieb außer zahlreichen Schriften in den «Abhandlungen» der Bayrischen Akademie der Wissenschaften: «Geschichte der Urwelt, mit besonderer Berücksichtigung der Menschenrassen und des mosaischen Schöpfungsberichtes» (2 Tle., Lpz. 1857‒58).

Wagner, Ernst, Romanschriftsteller, geb. 2. Febr. 1769 zu Roßdorf, studierte die Rechte in Jena und wurde dann Gerichtsaktuar und Verwalter auf dem Rittergute des Freiherrn von Wechmar zu Roßdorf, 1804 Kabinettssekretär in Meiningen, wo er 25. Febr. 1812 starb. Seine gut geschriebenen Romane zeigen den stärksten Einfluß Jean Pauls, sind aber meist geschlossener in der Komposition und bei geringerm Witz reicher an romantischen Zügen. Die bestgelungenen sind «Wilibalds Ansichten des Lebens» (2 Bde., Meining. 1804), «Die reisenden Maler» (2 Bde., Lpz. 1806), «Ferd. Miller» (Tüb. 1809), «Isidore» (ebd. 1814); dagegen verfallen die «Reisen aus der Fremde in die Heimat» (Hildburgh. 1808, Tüb. 1809) u. a. mehr und mehr in Jean Pauls fragmentarische Manier. Eine Sammlung von W.s Schriften erschien nach seinem Tode (12 Bde., Lpz. 1824‒28). – Vgl. Briefe über den Dichter Ernst W., hg. von Mosengeil (Sckmalkald. 1826).

Wagner, Ernst Leberecht, Kliniker und pathol. Anatom, geb. 12. März 1829 zu Dehlitz bei Weißenfels, studierte zu Leipzig, Prag und Wien Medizin, habilitierte sich 1854 als Privatdocent in Leipzig und wurde daselbst 1856 außerord., 1862 ord. Professor der allgemeinen Pathologie und pathol. Anatomie und Direktor der mediz. Poliklinik. Nach Wunderlichs Tode wurde er 1877 mit der Professur der speciellen Pathologie und Therapie und der Leitung der mediz. Klinik betraut. Er starb 10. Febr. 1888 zu Leipzig. Außer zahlreichen Journalaufsätzen schrieb er: «Der Gebärmutterkrebs» (Lpz. 1858), «Die Fettmetamorphose des Herzfleisches» (ebd. 1864), «Das tuberkelähnliche Lymphadenom» (ebd. 1871), sowie in Gemeinschaft mit Uhle ein «Handbuch der allgemeinen Pathologie» (ebd. 1862; 7. Aufl. 1876); auch verfaßte er in von Ziemssens «Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie» die erste Hälfte des 9. Bandes («Der Morbus Brightii», Lpz. 1882), sowie mit Vogel und Wendt die erste Hälfte des 7. Bandes («Krankheiten des chylopoetischen Apparats», ebd. 1874) und redigierte die 19 Jahrgänge des «Archivs der Heilkunde» (ebd. 1860‒78).

Wagner, Heinr. Leop., Dichter, geb. 19. Febr. 1747 zu Straßburg, studierte daselbst die Rechte und machte während dieser Zeit die Bekanntschaft des jungen Goethe. Nachdem er ein Jahr lang in Saarbrücken Hauslehrer gewesen war, siedelte W. 1774 nach Frankfurt a. M. über, wo er 1776 Advokat wurde und schon 4. März 1779 starb. Von seinen Dichtungen sind zu nennen «Prometheus, Deukalion und seine Recensenten» (Lpz. 1775; Neudruck in den «Stürmern und Drängern», hg. von Sauer in Kürschners «Deutscher Nationallitteratur»), eine gegen die Gegner von Goethes «Werther» gerichtete Farce, die viel Aufsehen erregte, da man sie Goethe selbst zuschrieb; «Voltaire am Abend seiner Apotheose», eine dramat. Satire (anonym, Frankf. 1778; Neudruck, Heilbr. 1881): «Die Reue nach der That» (Frankf. a. M. 1775), ein bürgerliches Schauspiel; «Die Kindesmörderin» (Lpz. 1776; Neudruck, Heilbr. 1883), ein bürgerliches Trauerspiel, das er später zu einem Schauspiel «Evchen Humbrecht oder Ihr Mütter merkt’s Euch!» (Frankf. a. M. 1779) umarbeitete. W. war in der Satire und im bürgerlichen Trauerspiel bedeutend, aber roh und geschmacklos. – Vgl. Erich Schmidt, Heinr. Leop. W., Goethes Jugendgenosse (2. Aufl., Jena 1879); Froitzheim. Goethe und Heinr. Leop. W. (Straßb. 1889).