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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wangemann (Otto) – Wangoni

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wangemann (Hermann Theodor)'

geschichte» (3 Bde. nebst Anhang, Berl. 1859‒61); auch redigierte er 1858‒65 die «Monatsschrift für die evang.-luth. Kirche Preußens». Im Herbst 1865 folgte W. einem Rufe nach Berlin als Direktor der dortigen Missionsgesellschaft für Südafrika, deren Missionsgebiet er zweimal bereiste. Seitdem veröffentlichte er: «Ein Reisejahr in Südafrika» (Berl. 1869), «Lebensbilder aus Südafrika» (ebd. 1871), «Geschichte der Berliner Missionsgesellschaft in Südafrika» (4 Bde., ebd. 1872‒77), «Ein zweites Reisejahr in Südafrika» (ebd. 1886), «Südafrika und seine Bewohner» (1. bis 4. Aufl., ebd. 1881), «W. Posselt, Der Kaffernmissionar» (mit Pfister, 3. Aufl., ebd. 1895). Obwohl selbst den Standpunkt der strengen luth. Orthodoxie vertretend, wurde W. infolge von Äußerungen, die er in Herzogs «Realencyklopädie» über die separierten Lutheraner gethan hatte, in einen heftigen Streit mit diesen verwickelt; vgl. seine Schriften: «Steht die Breslauer luth. Separation auf den luth. Bekenntnisschriften oder daneben?» (Berl. 1883), «Die luth. Kirche der Gegenwart in ihrem Verhältnis zur Una sancta» (7 Bücher, ebd. 1883‒84), «Die kirchliche Kabinettspolitik Friedrich Wilhelms Ⅲ.» (ebd. 1881). W. starb 18. Juni 1894 in Berlin. – Vgl. Petrich, Hermann Theodor W. (Berl. 1895).

Wangemann, Otto, Musikschriftsteller und Organist, geb. 9. Jan. 1818 in Loitz a. d. Peene, war Schüler von Kiel, wurde 1884 Organist an der Nicolaikirche in Spandau, 1886 an der Luisenkirche in Charlottenburg und Gesanglehrer an mehrern höhern Bildungsanstalten in Berlin. W. schrieb einen «Grundriß der Musikgeschichte» (Magdeb. 1882), eine «Geschichte der Orgel» (3. Aufl., Lpz. 1891), eine «Geschichte des Oratoriums» (Demmin 1882), «Die Orgel und ihr Bau» (3. Aufl., Lpz. 1895), «Chorgesänge für Gymnasien» (3. Aufl., Berl. 1892) u. s. w. Seit 1878 redigiert er die «Tonkunst». 1894 erhielt W. den Titel Professor.

Wangen. 1) Oberamt im württemb. Donaukreis, hat 354,43 qkm und (1895) 21652 (10749 männl., 10903 weibl.) meist kath. E. in 2 Stadt- und 22 Landgemeinden. –

2) Oberamtsstadt im Oberamt W., 1 km von der bayr. Grenze, an der Argen, in 555 m Höhe, an der Linie Kißlegg-Hergatz der Württemb. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Ravensburg), hat (1895) 3270 E., darunter etwa 300 Evangelische, Post, Telegraph, starke Mauern mit Thoren und Türmen, interessante kath. Pfarrkirche, Spitalkirche (Wallfahrtsort), evang. Kirche (1893), Real- und Lateinschule, Spar- und Vorschußverein, Wasserleitung, elektrische Straßenbeleuchtung; Baumwollspinnerei, Cellulose-, Holzstoff- und Papierfabrik, Kram-, Jahr- und Viehmärkte. In der Nähe Bad Briel und Bad Nieratz mit indifferenten Quellen.

Wangen. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Bern, hat (1888) 17177 E., darunter 150 Katholiken und 21 Israeliten, in 26 Gemeinden. –

2) W. an der Aare, Hauptstadt des Bezirks W., in 422 m Höhe, an der Aare und der Linie Olten-Biel der Schweiz. Centralbahn, hat (1888) 1142 deutsche E., darunter 22 Katholiken, Post, Telegraph, schöne Kirche, Schloß; Rotfärberei, Fabrikation von Bürsten, Seilerwaren, Bleicherei, Roßhaarverarbeitung und Ackerbau.

Wangenbeine, s. Jochbeine.

Wangenbrand, s. Noma.

Wangenfistel, s. Zahnkrankheiten.

Wangenh., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Friedrich Adam Julius von Wangenheim, ↔ geb. 1747, gest. 1800 als Oberforstmeister in Gumbinnen.

Wangenheim, Karl August, Freiherr von, württemb. Staatsmann, geb. 14. März 1773 zu Gotha, studierte anfangs Theologie, dann die Rechte zu Jena und Erlangen, wurde 1795 Assessor, hierauf Rat in der sachsen-coburg-saalfeld. Landesregierung, Geh. Assistenzrat im Ministerium und 1803 Vicepräsident in der Landesregierung. Wegen einer Differenz mit dem Minister erhielt er 1804 seine Entlassung. W. hielt sich dann in Hildburghausen auf, wo er die Schrift «Auch ein Beitrag zur Geschichte der Organisation der Coburg-Saalfeldischen Lande durch den Minister Th. von Kretschmar» (2 Tle., Erfurt 1805) verfaßte. 1806 ernannte ihn König Friedrich von Württemberg zum Präsidenten des Oberfinanzdepartements, im Nov. 1809 zum Präsidenten der Oberregierung und nach deren Aufhebung 1811 zum Präsidenten des Obertribunals und zum Kurator der Universität in Tübingen. Bei Gelegenheit des Verfassungsstreites in Württemberg schrieb W. «Die Idee der Staatsverfassung in ihrer Anwendung auf Württembergs alte Landesverfassung und den Entwurf zu deren Erneuerung» (Frankf. 1815), infolgedessen er im Okt. 1815 zum Mitgliede der Verfassungskommission ernannt wurde. König Wilhelm übertrug ihm 8. Nov. 1816 das Kultusministerium. Zugleich arbeitete W. mit an dem Verfassungswerke, vorzüglich an der Ausführung der Gemeinde- und Amtskörperschaftenverfassung. Im Nov. 1817 zum württemb. Gesandten am Bundestage ernannt, stand er an der Spitze der liberalen Opposition gegen das Metternichsche Reaktionssystem, wurde aber deshalb 1823 auf Metternichs Andrängen abberufen. Darauf pensioniert, lebte er seitdem in Dresden und Coburg. 1833 wurde er vom Oberamt Ehingen zum Abgeordneten für den Landtag gewählt. Aber seine Wahl wurde wegen nicht gehörig nachgewiesenen württemb. Heimatsrechts nicht bestätigt. Er starb 19. Juli 1850 in Coburg. Aus seinem Nachlaß erschien: «Das Dreikönigsbündnis vom 26. Mai 1849» (Stuttg. 1851).

Wangenhobel, s. Hobel.

Wangerin, Stadt im Kreis Regenwalde des preuß. Reg.-Bez. Stettin, in waldreicher Gegend am Wangerinsee und der Nebenlinie Ruhnow-Konitz der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 2643 E., darunter 14 Katholiken und 74 Israeliten, Post, Telegraph, evang. Kirche, Synagoge, Krankenhaus; Ackerbau, Viehzucht, bedeutende Ziegelei.

Wangeroog, eine zur oldenb. Herrschaft Jever gehörende ostfries. Insel in der Nordsee, nordwestlich vom Eingang zum Jadebusen, von der Küste 7 km entfernt, mit einem Leuchtturm, einer evang. Kirche und 90 ständigen E., ist 8 km lang, 1 km breit und wird seit 1819 von Badegästen viel besucht. Sie wurde namentlich 1855 durch einen gewaltigen Orkan hart mitgenommen; seitdem sie durch große Uferschutzwerke befestigt ist, nimmt sie jährlich durch neue Dünenbildung an ihrem Ostende zu. – Vgl. Osterloh, W. und sein Seebad (Emden 1884); Zwickert, Führer durch das Nordseebad W. (Oldenb. 1894).

Wangoni, von der unterworfenen Bevölkerung Wamatschonde, von den Küstenbewohnern Magwangwara genannt, Negerstamm in Deutsch-Ostafrika, das wellige Hochland des Rovumaquellgebietes bewohnend, wie die nahe verwandten, zuweilen ebenfalls W. genannten Watuta (s. d.) zu den Mafiti (s. d.) gehörend, zerfallen in die friedlichern

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 500.