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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Washington

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Washington (Städte) – Washington (George)

Pennsylvania-Avenue verbunden, liegt Executive Mansion oder das Weiße Haus (White House), die Amtswohnung des Präsidenten, aus Quadersteinen mit schönem ion. Portikus und Park. In dessen Nähe befinden sich das Schatzamt, ein Prachtbau in griech. Stil, das Gebäude des Staats-, Kriegs- und Marinedepartements mit zwei Höfen, das Postamt mit über 200 Zimmern, das Pensionsamt, ein besonders umfangreiches Gebäude, das Patentamt (Departement dem Innern) mit Modellsaal, die Staatsdruckerei, das Gebäude des Landwirtschaftsdepartements mit Museum, das Marineobservatorium, die Marinekaserne, das United States Court House (zugleich Stadthaus) u. s. w. Ferner sind erwähnenswert die Corcoran-Kunstgalerie mit Gemälden und Bronzen, das Nationalmuseum (s. Tafel: Museen Ⅱ, Fig. 4), ein Quadrat von 100 m, mit meist naturwissenschaftlichen Sammlungen, die berühmte Smithsonian Institution (s. d.) in spätnormann. Stil, mit seinen Sammlungen, die Fischkommission und Fischteiche u. s. w. Zu Ehren Washingtons wurde ein kolossaler, 159 m hoher Obelisk aus weißem Marmor 1848 begonnen, 1885 eingeweiht. Andere hervorragende Denkmäler sind: die Kolossalstatue Washingtons von Greenough vor dem Kapitol, die des Oberrichters Marshall von Story an der Westseite der Terrasse, das Garfield-Denkmal, die Bartholdi-Fontäne, die Bronzestatue Jacksons und das Lafayette-Denkinal am gleichnamigen Square, das Lincoln-Standbild am Judicary-Square und viele andere auf den Circles. Von nicht staatlichen Gebäuden sind die Freimaurer-, die Odd-Fellows- und die Lincoln-Halle, das Große Opernhaus, das Nationaltheater, mehrere große Hotels nennenswert. Von den 132 Kirchen und Kapellen sind bemerkenswert die kath. St. Aloysius-Kathedrale, die episkopale Ascension- und die Metropolitan-Methodistenkirche. Unter den Wohlthätigkeitsinstituten sind das Providence-und das Marinehospital, das Washington-Asylum, das Soldatenheim, das Government-Irrenasyl, die Columbia-Institution für Taubstumme u. s. w. zu nennen. Höhere Unterrichtsanstalten sind namentlich Howard University, die kath. Universität und die Columbian-Universität mit mediz.-jurist. Vorlesungen, Kunstschule und Vorschule und einem College. In Bezug auf Handel und Industrie ist W. ohne Bedeutung. Die Mehrzahl der Bewohner sind Beamte. In der Nähe befindet sich der schön angelegte Kongreßfriedhof und die jetzt hauptsächlich als Geschützgießerei benutzte Marinewerfte der Union am Anacostia. – Vgl. Founding of W. City (Baltimore); Porter, Administration of the City of W. (ebd. 1885).

Washington (spr. wóschingt’n), Name zahlreicher kleinerer Orte der Union, so einer Stadt im südwestl. Indiana am West-Fork mit (1890) 6064 E.; W. in Pennsylvanien, im SW. von Pittsburgh, mit 7063 E. und Petroleumhandel; W. in Ohio, Eisenbahnknotenpunkt mit 5742 E.

Washington (spr. wóschingt’n), George, der Begründer der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika und deren erster Präsident, wurde 22. Febr. 1732 in der Grafschaft Westmoreland in Virginien als der Sohn eines wohlhabenden Pflanzers geboren. Als junger Mann war W. Feldmesser, später aber widmete er sich ganz dem Landbau auf seiner Besitzung Mount-Vernon. Er trat zuerst 1755 in dem Kolonialkrieg gegen Frankreich in die Öffentlichkeit, indem er als Milizen-Oberstlieutenant den Zug des Generals Braddock gegen Fort Duquesne mitmachte und in dessen Niederlage verwickelt wurde. 1759 wählte man ihn in die Gesetzgebende Versammlung von Virginien. Als der Streit mit dem Mutterlande ausbrach, erklärte er sich für das Selbstbesteuerungsrecht der Kolonien und wurde zum Deputierten auf den Kontinentalkongreß (s. d.) gewählt, der Sept. 1774 zu Philadelphia eröffnet wurde. Nachdem die Feindseligkeiten zwischen den Amerikanern und den Engländern bei Lexington begonnen hatten, wählte der Konvent 15. Juni 1775 einmütig W. zum Obergeneral. Er fand die etwa 14000 Mann starke, aus den Kolonialkontingenten und Milizen zusammengesetzte Armee vor Boston ohne Waffen und Munition, ohne irgend eine Organisation. Unter den größten Anstrengungen brachte er zwar einige Ordnung und Disciplin in die Masse, begriff aber bald, daß er sich nur auf Verteidigung, auf Beobachtung und Überraschung des Feindes beschränken müsse. Durch dieses System wurde er der Befreier seines Vaterlandes. (S. Vereinigte Staaten von Amerika, Geschichte.)

Nachdem 3. Sept. 1783 im Frieden zu Versailles die Unabhängigkeit der Amerikaner anerkannt worden, war es der innere Feind, gegen den sich die Aufmerksamkeit W.s richten mußte. Im Heere, für dessen Zukunft der Kongreß nicht die versprochene Sorge zu tragen schien, gab sich eine tiefe Unzufriedenheit kund, ja man machte W. den Vorschlag zu einem Staatsstreiche zur Begründung einer Monarchie, den er aber energisch zurückwies. Als endlich die Engländer 25. Nov. 1783 Neuyork räumten, entließ er die Reste seines Heers und legte sein Amt als Oberbefehlshaber nieder.

An dem zur Befestigung des jungen Staatenvereins 1787 berufenen Verfassungskonvent (s. d.) nahm W. als Mitglied der Föderalistenpartei (s. Föderalismus) teil und half die noch jetzt geltende Bundesakte entwerfen. Als 4. März 1789 die neue Verfassung in Wirksamkeit trat, übernahm er nach einstimmiger Wahl das Amt des Präsidenten. Inmitten des Parteikampfes, der die Union zu zerreißen drohte, ordnete er die Staatsschuld, die Landesverteidigung, den Verwaltungsorganismus und legte den Grund zu dem Straßen- und Kanalsystem des innern Verkehrs. Nach außen stellte er das Princip der Neutralität auf und begünstigte dadurch die Erneuerung des Handelsverkehrs mit England. Nachdem die Präsidentenwahl 1793 nochmals auf ihn gefallen war, steigerten sich für ihn die Schwierigkeiten durch das Verhältnis der Union zu dem revolutionären Frankreich. Gegen die Absichten der Republikaner, welche die Unterstützung Frankreichs gegen England forderten, schloß W. einen vorteilhaften Handelsvertrag mit England und schickte sogar die Agenten des franz. Direktoriums aus dem Lande. Der Anklagen, mit denen man ihn überschüttete, müde, verzichtete er auf eine abermalige Wiederwahl und legte sein Amt im März 1797 nieder. Als im folgenden Jahre der Krieg mit Frankreich ernstlich drohte, bewog ihn der neue Präsident Adams, die Stelle eines Oberbefehlshabers nochmals anzunehmen. W. starb während der Spannung mit Frankreich 14. Dez. 1799 zu Mount-Vernon. Erst nach seinem Tode fühlte man den ganzen Verlust dieses Mannes, der als Mensch ebenso groß und hochherzig wie als öffentlicher Charakter makellos und unantastbar und dabei von tiefem religiösem Gefühl war. Ihm sind eine Anzahl Ehrendenkmäler