Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

577

Wehr (Wasserbau)

den kann, so vermag dieselbe in C eine Arbeit von ^[mathem. Formel] nomineller Pferdestärken zu entwickeln, wenn ho^[h<sub>o</sub>] in Metern eingeführt wird. Bezeichnet E den Punkt, in welchem die gestaute Wasserfläche den ursprünglichen Wasserspiegel wieder erreicht, so heißt die Entfernung AE die hydraulische Stauweite, die Kurve, nach welcher sich der gestaute Wasserspiegel BFE einstellt, die Staukurve. Die Berechnung der Stauhöhe und Stauweite für eine gegebene Wehrhöhe und umgekehrt führt zu schwierigen Aufgaben der Hydraulik. Bei regelmäßigem Laufe des Flusses oder Baches von E bis B ist die hydraulische Stauweite etwa doppelt so groß als die hydrostatische Stauweite, d. h. als der Abstand desjenigen Punktes der Linie B’E, welcher in gleicher Höhe mit dem Wasser am W. liegt. - Bei Streitigkeiten über die Höhe des durch ein W. verursachten Aufstaues pflegt man einen Probestau zu machen und die Höhe des Wasserspiegels durch Nivellement zu bestimmen.

^[Abbildung:]Fig. 1.

Je nachdem das W. unter oder über den ursprünglichen Wasserspiegel sich erstreckt, heißt es ein Grund- oder Überfallwehr. Eine völlige oder teilweise Beseitigung des Staukörpers behufs Abführung von Hochwasser oder Eis gestatten die beweglichen W. Dahin gehören: 1) die Dammbalkenwehre, bei welchen Hölzer wagerecht in Falzen (Dammfalze) von Mauern abwärts geschoben oder mittels Haken gehoben werden. 2) Die Schützenwehre (Fig. 2), bei welchen der Stau durch lotrecht verschiebbare Holz- oder Eisentafeln (Schütze) oder um lotrechte Achsen drehbare Tafeln (Drehschütze) bewirkt wird. Bei diesen W. kommen teilweise komplizierte Aufzugsmechanismen vor, und die Breite der frei zu machenden Öffnung wird häufig durch Holz- oder Eisenstützen (Griespfeiler, Griessäulen) in kleine Abschnitte zerlegt. Diese Griespfeiler sind oft oben durch Längsbalken (Griesholme) verbunden, die sich bei Hochwasser umlegen lassen. Neuerdings läßt man mehrfach die Schütze sich auf Rollen bewegen. Bei dem neuem Mühlendammwehr in Berlin sind zwei Rollenpaare für jede der Schütztafeln derart angebracht, daß diese während des Hochziehens aus der lotrechten in die wagerechte Lage übergehen und sich unter die über das W. führende Brücke legen. 3) Die Nadelwehre (Fig. 3), bei welchen annähernd lotrechte Holzstäbe rund oder eckig, Bretter oder auch Eisenröhren (sämtlich Nadeln genannt), den Aufstau erzeugen, indem sie sich unten gegen einen Fundamentabsatz, oben gegen einen Horizontalträger stützen. Wird der obere Horizontalträger in der Art beweglich gemacht, daß er, aus kurzen 1-1,5 m langen Stücken bestehend, sich gegen eiserne auf der Flußsohle aufgestellte, aber um eine untere Horizontalachse drehbare Stütze (Wehrrippen) legt, so ist die Möglichkeit gegeben, durch Abheben der Horizontalbalken und Niederlegen der Wehrrippe auf die Flußsohle einen vorher aufgestauten Stromlauf von Ufer zu Ufer völlig frei zu legen. Dies ist das System des vom Franzosen Poirée ersonnenen und nach diesem benannten Poiréeschen Nadelwehrs. 4) Die Klappwehre, bei welchen um Horizontalachsen drehbare Holz- oder Eisenklappen den Aufstau besorgen. Der Franzose Chanoine hat auch dieses W. ähnlich den Nadelwehren eingerichtet, indem er die Klappen an Eisenböcken befestigte (Fig. 4), welche sich mit den Klappen auf die Flußsohle niederlegen. Das Niederlegen geschieht mit Hilfe einer auf der Flußsohle liegenden, von Ufer zu Ufer führenden Eisenstange, welche Nasen hat und dadurch die Stützen der Wehr-^[folgende Seite]

^[Abbildung:]Fig. 2.

^[Abbildung:]Fig. 3.

^[Abbildung:]Fig. 4.

^[Abbildung:]Fig. 5.