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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Weigel (Valentin) – Weihgeschenk

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Weigel (Joh. Aug. Gottlob)'

Leipzig ein Kunstgeschäft, über dessen Bestand er einen wissenschaftlich geordneten «Kunstlager-Katalog» (Abteil. 1–35, Lpz. 1833–67) herausgab. Auch lieferte er die Litteratur zu Rumohrs «Holbein» und Supplemente zu Bartschs «Peintre-graveur» (Bd. 1, Lpz. 1843), desgleichen aus seinen Kollektaneen Zusätze zu verschiedenen, in seinem Verlag erschienenen kunsthistor. Werken, wie z. B. zu Choulants «Geschichte der anatom. Abbildungen», Beckers «Jobst Ammann» u. s. w. Er selbst gab heraus «Holzschnitte berühmter Meister» (Lpz. 1851–54, mit 74 Faksimiles, Folio). Nach seinem 22. Aug. 1867 erfolgten Tode ging ein Teil des Geschäfts an Hermann Vogel in Leipzig über, der Verlag später an Joh. Ambrosius Barth (s. d.) ebenda.

Weigel, Valentin, Stifter einer mystisch-religiösen Sekte, geb. 1533 zu Großenhain, studierte in Leipzig und Wittenberg und wirkte dann als Pfarrer zu Zschopau bei Chemnitz. Er starb 10. Juni 1588. Im Druck erschienen seine Werke nebst einer Anzahl unechter Schriften in den J. 1604–19. Hervorzuheben sind: «Das Büchlein vom Gebet», «Der güldene Gryff», «Vom Ort der Welt», «Von der Gelassenheit», «Dialogus de Christianismo». Gegenüber dem starren Buchstabendienst der gleichzeitigen Orthodoxie betont W. das innere Licht, das aus der Einwohnung Gottes und der Salbung mit dem Heiligen Geist hervorleuchtet und das allein wahre Erkenntnis zu bringen vermag. Statt des äußerlich stellvertretenden Leidens des histor. Christus fordert er, daß in uns der alte Mensch sterbe, Christus geboren werde und lebe, statt der zugerechneten Gerechtigkeit das gerechte Leben des mit Christo geeinigten Gläubigen. W.s Schriften wurden vielfach verbrannt, gegen seine Anhänger (Weigelianer) mit Gewalt eingeschritten. Die wichtigsten der letztern sind: Jes. Stiefel, gest. 1627, Schenkwirt zu Langensalza, und dessen Neffe, Ez. Meth, gest. 1640, die sich für Inkarnationen Christi und des Erzengels Michael hielten; ferner Paul Nagel, Professor der Mathematik zu Leipzig, und Klaus Engelbrecht, gest. 1642 in Braunschweig. Auch der Mystiker Jakob Böhme (s. d.) war durch W. stark beeinflußt. – Vgl. Opel, Valentin W. (Lpz. 1864); Israel, Valentin W.s Leben und Schriften Zschopau 1888).

Weigelĭa, Pflanzengattung, s. Diërvilla.

Weigelianer, s. Weigel, Valentin.

Weight (engl., spr. weht), Gewicht.

Weigl, Jos., Komponist, geb. 28. März 1766 zu Eisenstadt in Ungarn, war 1790–1825 Kapellmeister am Kärntner Thor und trat 1825 als Kapellmeister zur k. k. Hofkapelle über. Er starb 3. Febr. 1846. Von W.s vielen Opern ist besonders die «Schweizerfamilie» (1809) populär geworden.

Wei-hai-wei, chines. Land- und Seefestung, s. Bd. 17.

Weihbecken, s. Weihwasser.

Weihbischof (Vicarius in pontificalibus, Suffraganeus), in der kath. Kirche der als Bischof In partibus (s. d.) geweihte, also selbst mit bischöfl. Rechten nicht bekleidete Gehilfe des Bischofs, der in Stellvertretung des letztern die Pontifikalien (s. d.) auszuüben befähigt ist. Der Wirkungskreis des W. richtet sich nach dem vom Bischof erhaltenen, jederzeit widerrufbaren Auftrage. Die Ernennung geschieht durch den Papst auf Vorschlag des durch den W. zu vertretenden Bischofs.

Weihe, Priesterweihe, s. Ordination. ↔

Weihefest, das jüd. Fest Chanukka (s. d.).

Weihegrade, s. Ordines.

Weihel, ein Stück Zeug, das die Nonnen über den Kopf legen, und das den obern Teil des Gesichts fast ganz bedeckt.

Weihen (Circus), ein aus 15 Arten bestehendes, fast kosmopolitisch verbreitetes Raubvogelgeschlecht aus der Familie der Falken. Die W. sind mittelgroße, schlanke, sehr hochbeinige Vögel mit langen, spitzen Flügeln und zu einer Art Schleier umgebildeter Befiederung des Gesichts; hierdurch und durch die Gewohnheit, bis tief in die Dämmerung hinein der Jagd obzuliegen, nähern sie sich den Eulen. Sie leben auf freiem Felde, auf Wiesen und in Sumpfgegenden von Insekten und kleinen Wirbeltieren, horsten unmittelbar auf oder doch sehr nahe an dem Boden und legen 4–5 glanzlose, grünlich-weiße, innen lebhaft grüne Eier, die nur ausnahmsweise braune Fleckchen zeigen. Die drei in Deutschland vorkommenden Arten sind Zugvögel, die im März erscheinen und im Oktober verschwinden. Die häufigste ist die Kornweihe (s. d.).

W. nennt man auch die Milane oder Gabelweihen, von denen in Deutschland zwei Arten, der Königsmilan (s. d.) oder rote Milan (Milvus regalis Brisson, s. Tafel: Falken, Fig. 4) und der schwarze Milan (Milvus ater Daudin) vorkommen. Falkenartige Raubvögel mit sehr langen Flügeln und gabelig ausgeschnittenem Schwanz.

Weihenstephan, Weiler bei Freising (s. d.).

Weihfasten, Bezeichnung für die Quatemberfasten (s. d.), weil in der kath. Kirche die Sonnabende der Quatemberwochen, neben den Sonnabenden vor Judica und Ostern, nach mittelalterlicher Festsetzung für die Erteilung der höhern Weihen bestimmt sind.

Weihgeschenk, Votivgeschenk, ein Gegenstand, welcher infolge von Gelübden, Bitten um guten Ausgang eines Unternehmens, um Heilung einer Krankheit u. s. w. dargebracht wird. Neben den öffentlichen W., die in Anteilen an der Siegesbeute, in Tempelbauten und ähnlichem bestanden, nahmen die privaten schon früh eine bedeutende Rolle im Kultus ein. In Griechenland läßt sich der Brauch der W. bis ins 8. Jahrh. v. Chr. zurückverfolgen. Nach dem Anlaß der Weihung richtete sich meist der Gegenstand und die Darstellung. Außer Schmucksachen, Geräten, Werken der Kleinkunst aus Thon und Bronze waren es Statuen der Götter und der Weihenden selbst, oder Statuen von Priestern und Priesterinnen, welche von deren Angehörigen oder dem Gemeinwesen der Gottheit geweiht wurden. (S. Anathema.) Unter den W., die man gelegentlich eines in musischem oder gymnischem Wettkampf errungenen Sieges stiftete, nehmen die Siegesstatuen, namentlich in Olympia, eine hervorragende Stelle ein (z. B. Myrons Diskoswerfer, s. die Textfigur beim Artikel Diskos). Eine besondere Gattung bilden die Choregischen Monumente (s. d.). Wie bei den Griechen waren auch bei den Römern W. üblich. (S. auch Votivtafel.) In der christlichen Kirche kommen W. seit dem 5. Jahrh. vor; zur Erinnerung an mit Erfolg erflehte Heilungen wurden Nachbildungen von Augen, Füßen und Händen aus Silber oder Gold in den Kirchen als W. aufgehängt. Dieser Gebrauch hat sich in der kath. Kirche erhalten, nur ist an Stelle der Edelmetalle meist ein minder wertvolles Material, namentlich Wachs, getreten. Man errichtete aber auch infolge Gelübdes Kirchen (Votivkirchen)

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 588.