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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Weikersheim; Weil; Weilbach; Weilburg; Weilderstadt; Weilen

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Weikersheim - Weilen

das zu den Sakramentalien (s. d.) gerechnet und bei Weihe- und Segenshandlungen angewendet wird, namentlich auch an den Kirchenthüren in Gefäßen von Stein oder Metall, den Weihkesseln oder Weihbecken (Aspersorium), angebracht, den Ein- und Austretenden zur Besprengung (s. d.) dient. Der Gebrauch des W. reicht etwa bis ins 4. Jahrh. zurück. Die frühere, auch bei Heiden und Juden verbreitete Sitte, sich beim Eintritt in das Gotteshaus mit Wasser zu benetzen, diente teils dem Bedürfnis der leiblichen Reinigung, teils dem sinnbildlichen Ausdruck des Gedankens, daß nur der selbst Gereinigte der reinen Gottheit nahen dürfe. (S. Wasserweihe.)

Weikersheim, Stadt im Oberamt Mergentheim des württemb. Jagstkreises, links an der Tauber, in die hier der Vorbach mündet, im Taubergrunde, an der Linie Crailsheim-Mergentheim (Tauberbahn) der Württemb. Staatsbahnen, hat (1895) 1796 E., darunter etwa 50 Katholiken und 100 Israeliten, Post, Telegraph, evang. Kirche, Synagoge, fürstl. Hohenlohe-Langenburgsches Schloß mit Wildpark, Lateinschule; Orgelbauerei und Weinbau.

Weil. 1) W. der Stadt, Stadt, s. Weilderstadt. ‒2) W. in Baden, Dorf im bad. Kreis und Amtsbezirk Lörrach, an der schweiz. Grenze, an der Wiese, dem Fuß des Tüllingerberges und der Linie St. Ludwig-Lörrach der Bad. Staatsbahnen, Sitz eines Zollamtes, hat (1895) 1674 E., darunter 275 Katholiken, Postagentur, Telegraph, große Lagerhallen, Sparkasse; Seiden-und Baumwollfärberei und -Appretur, Brennerei, Landwirtschaft und Weinbau. – 3) Königl. Lustschloß und Gestüt bei Eßlingen (s. d.) in Württemberg.

Weil, Gustav, Orientalist und Historiker, geb. 25. April 1808 zu Sulzburg im bad. Oberlande, studierte in Heidelberg Geschichte und Philologie, dann in Paris orient. Sprachen, war 1830‒36 im Orient, besonders in Kairo, wurde dann Kollaborator an der Universitätsbibliothek und Docent der orient. Sprachen in Heidelberg. 1838 wurde er Bibliothekar, 1848 außerord. Professor und 1861 ord. Professor der orient. Sprachen. Er übersetzte «Samachscharis goldene Halsbänder» (Stuttg. 1836) und «Tausend und eine Nacht» (4 Bde., ebd. 1837‒41; 3. Aufl. 1866). Ferner schrieb er: «Die poet. Litteratur der Araber» (ebd. 1837), «Mohammed der Prophet, sein Leben und seine Lehre» (ebd. 1843), «Geschichte der Chalifen» (5 Bde., Heidelb. und Stuttg. 1846‒62), «Histor.-kritische Einleitung in den Koran» (Bielef. 1844; neue Aufl. 1878), «Biblische Legenden der Muselmänner» (Frankf. a. M. 1845), die Übersetzung von «Ibn-Ishaks Leben Mohammeds, bearbeitet von Ibn-Hischam» (2 Bde., Stuttg. 1864), «Geschichte der islamit. Völker von Mohammed bis zur Zeit des Sultans Selim» (ebd. 1866). W. starb 29. Aug. 1889 zu Freiburg i. Br.

Weil, Henri, Philolog, geb. 26. Aug. 1818 in Frankfurt a. M., studierte in Bonn und Berlin, kurze Zeit auch in Leipzig, dann in Paris, wo er sich naturalisieren ließ und 1845 Docteur ès lettres, 1848 Agrégé des facultés wurde. Er lehrte zuerst in Straßburg, dann in Besançon an der Faculté des lettres als Suppléant, als Chargé de cours und als ord. Professor. Seit 1876 ist er Professor der griech. Litteratur zu Paris an der École normale supérieure und an der École des hautes-études. 1882 wurde er Mitglied der Académie des inscriptions et belles-lettres. Seine Hauptschriften sind: «De l’ordre des mots dans les langues anciennes, comparées aux langues modernes» (Par. 1844; 3. Aufl. 1879), «Théorie générale de l’accentuation latine» (mit L. Benloew, Par. und Berl. 1855), eine Ausgabe des Äschylos mit lat. Kommentar (2 Bde., Gieß. 1861‒67; neue Bearbeitung, Lpz. 1884), von sieben Tragödien des Euripides mit franz. Kommentar (Par. 1868; 2. Aufl. 1879), mehrern Reden des Demosthenes: «Les harangues de Démosthène» (ebd. 1873; 2. Aufl. 1881), «Les plaidoyers politiques de Démosthène» (2 Bde., 1877‒86), «Études sur le drame antique» (ebd. 1897).

Weilbach, Bad im preuß. Reg.-Bez. und Landkreis Wiesbaden, 1 km vom Dorfe W. (1200 E.), das kleinste und jüngste der Taunusbäder, hat ein großes fiskalisches Kurhaus, neues Badehaus mit vorzüglichen Inhalationseinrichtungen u.s.w., eine Schwefelquelle und eine Natron-Lithionquelle, deren Wasser auch versandt (jährlich 50000 Flaschen) wird.

Weilburg, Kreisstadt im Oberlahnkreis des preuß. Reg.-Bez. Wiesbaden, oberhalb der Mündung der Weil in die Lahn, an den Linien Koblenz-Gießen und der Nebenlinie W.-Laubuseschbach der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes des Oberlahnkreises, eines Amtsgerichts (Landgericht Limburg) und einer Domanialberginspektion, ist zum größten Teil (Altstadt) auf einem von der Lahn umfloßenen Bergkegel erbaut und hat (1895) 3643 E., darunter 540 Katholiken und 171 Israeliten, Postamt erster Klasse, zwei eiserne, eine steinerne Brücke (1764) und eine Kettenbrücke, Schloßkirche, zugleich evang. Stadtkirche, mit der Familiengruft des nassauischen Hauses, kath. Kirche, Schloß des Herzogs von Nassau mit Park, Gymnasium, landwirtschaftliche Mittelschule, höhere Mädchenschule, Unteroffizier-Vorschule; Wollspinnerei, Färberei, Farb-, Mahl- und Sägemühlen, Brauerei, Handelsgärtnereien und in der Umgegend Eisenerz- und Braunsteingruben. – Zu W. wurden die deutschen Könige Konrad ⁡Ⅰ. und Adolf von Nassau geboren; seit 1195 gehörte es zu Nassau und war 1355‒1816 Residenz der Fürsten von Nassau-Weilburg. – Vgl. Spielmann, Führer durch W. und Umgebung (Weilb. 1894); ders., Geschichte der Stadt und Herrschaft W. (ebd. 1896).

Weilburg, Schloß, s. Baden (bei Wien) und Karte: Wien und Umgebung.

Weilderstadt (Weil der Stadt), Stadt im Oberamt Leonberg des württemb. Neckarkreises, an der Wurm und der Linie Zuffenhausen-Calw (Schwarzwaldbahn) der Württemb. Staatsbahnen, hat (1895) 1760E., darunter 499 Evangelische, Post, Telegraph, alte Mauern und Türme, Denkmal von Kepler, kath. Kirche (1871), evang. Kirche (1889), zwei ehemalige Klöster, Realschule, Lateinschule; Fabrikation von Teppichen, Decken, Bijouteriewaren und Cigarren, Gerbereien, Bleichereien und Märkte. W. war bis 1803 Freie Reichsstadt und ist Geburtsort des Reformators Brenz und des Astronomen Kepler. – Vgl. Hartmann, Denkwürdigkeiten von W. (Stuttg. 1886).

Weilen, Jos. von, eigentlich Weil, dramat. Dichter, geb. 28. Dez. 1830 zu Tetin in Böhmen, studierte seit 1847 in Wien die Rechte, trat 1848 in die Armee, nahm am Feldzug in Ungarn teil und wurde 1850 Offizier. Seit 1852 bekleidete er die Professur der Geschichte und Geographie an mehrern Militärlehranstalten, namentlich an der Genie-^[folgende Seite]