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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wein

(Abbazia), Albona, Cherso, Isola di Veglia u. a. 7) Tiroler Weine (s. d.). 8) Dalmatien (s. d., Landwirtschaft). 9) Ungarische Weine (s. d.). 10) Kroatien und Slawonien erzeugen sowohl Weiß- wie Rot- und Schillerweine; obenan steht der Karlowitzer, dessen Ausbruch dem Tokajer gleichkommt. 11) Siebenbürgen liefert gute, hauptsächlich weiße Tischweine, so z. B. die Umgegend von Karlsburg; der berühmte Klausenburger Bakator ist schwer.

III. Französische W. Die vorzüglichsten W. sind: A. Rotweine. 1) Bordeauxweine (s. d.), 2) Burgunderweine (s. d.), 3) Hermitage (s. d.). B. Weißweine. 1) Champagner (s. d.), 2) Burgunder, 3) Bordeaux, 4) Château Grillet im Forez und der weiße Hermitage der Dauphiné. C. Liqueurweine: Rives-altes im Roussillon, Lunel und Frontignan im Languedoc.

IV. Die Schweiz. Die besten W. gehören zur dritten Rangklasse: die Neuenburger, La Côte-Weine und die Bündner Completer sind die besten Rotweine. In Genf und Wallis wachsen auch sehr gute Weißweine: Coquembay, La Marque, Bossey, Cully, St. Saphorin; außerdem die W. aus dem Rhônethal (Waadt, Aigle-Yvorne).

V. Italienische Weine (s. d.).

VI. Griechische Weine (s. d.).

VII. Spanische Weine (s. d.).

VIII. Portugiesische W. (s. Portugal, Land-und Forstwirtschaft).

IX. Die atlantischen Inseln sind berühmt des Madeira (s. d.) wegen; die Weinkulturen sind aber zum großen Teile durch die Traubenkrankheit zerstört. Ersatz müssen vielfach die W. der südcanarischen Inseln leisten, Vidogna und Sekt, von Teneriffa, Laguna, Orotava, Tacaronte, Palma, Gomera, Ferro u. s. w.

X. Südrußland und untere Donauländer. W. von Provadia (Bulgarien), W. von Siatista, Florina, Kastoria (Macedonien); die Negotiner W. Serbiens; die vorzüglichsten W. der Krim sind die von Alupka, Oïdanil, Massandra, Sudak, Jalta und Purkari.

XI. Asiatische W. Persien liefert den berühmten Schiraswein (rot) und den Hamadan (weiß), beide den nordischen W. nahe kommend. Das reichste Weinland Asiens ist Georgien und Kachetien, auch Syrien liefert vorzügliche Weine: Vino d'oro vom Libanon, Kleinasien den Olympwein; ferner Tiflis, Baku, Kutais, Lampsaka (Dardanellenwein), Smyrna-Muskat, Damaskus-Muskat. Arabien, Ostindien, China und Japan bieten nichts Hervorragendes.

XII. Afrikanische W. werden meist gespritet und gefallen daher nicht; die Kapweine (s. d.) sind bekannt, meist liqueurartig wie die berühmten Konstantiaweine. Eine größere Zukunft haben die nordafrikanischen W., Algerien (Dschurdschuraweine).

XIII. Amerika produzierte bisher nur Catawba- und Delawareweine, welche ihres Fuchsgeschmackes wegen mit der europ. Traube nicht konkurrieren können; die letztere wird daher eifrigst eingeführt; die Reihenfolge der produzierenden Staaten ist: Kalifornien (s. Kalifornische Weine), Ohio, Virginien, Neuyork, Illinois, Missouri; auch Argentinien ist als Weinland bemerkenswert.

XIV. Australien liefert recht gute jeresähnliche W.; gerühmt wird der Castlemaine-Burgunder, auch einige Adelaideweine; sie werden vielfach mit hochtrabenden Namen belegt: Schiras, Jeres, Steinberger, Johannisberger, Liebfrauenmilch. Victoria liefert den Upper-Yarra und Bendigowein.

Weinbau und Weinproduktion der Welt:

Länder Mit Reben bebaute Fläche Jahre 1000 ha Weinproduktion 1895 1000 hl

Italien 1890 3430 21573

Frankreich 1883-92 1905 44656

Spanien 1889/90 1606 17830

Österreich-Ungarn 1886/90 646 4150

Serbien Durchschnitt 450 1100

Portugal " 300 3280

Griechenland 1886-90 229 2150

Rußland (europ.) 1890 184 2900

Rumänien Durchschnitt 150 1250

Deutschland 1895 116 2012

Türkei (mit Cypern u. Samos) Durchschnitt 100 (?) 3050

Bulgarien 1890 92 1360

Schweiz Durchschnitt 35 1500

Vereinigte Staaten v. Amerika 1889 125 680

Algerien 1891 107 4050

Chile Durchschnitt 100 1730

Argentinien 1887 29 1590

Australien 1893/94 23,7 188

Kapkolonie Durchschnitt 16 90

Tunis " 3 95

Brasilien " (?) 475

Azoren, Can. Inseln, Madeira " (?) 320

Summe aller Länder 9638,7 116029

Handel. Der Weinhandel umfaßt sehr bedeutende Umsätze, deren Höhe in jedem Jahre eine andere ist und sich nach der Menge und Beschaffenheit der jedesmaligen Weinernten richtet. In sehr ertragreichen Jahren ist schon in Süddeutschland (Elsaß) der Preis auf 15 M. für 100 l herabgesunken; in Italien und Spanien zeitweise der geringere W. kurz nach der Lese kaum verkäuflich gewesen. Dagegen erreichen sehr gute Rhein-, Pfälzer-, Bordeaux- u. s. w. Weine bisweilen ganz erstaunliche Preise, selbst bis zu 20, 25 und sogar 30 M. pro Liter im Gebinde. Näheres s. unter den einzelnen Ländern.

Einige der wichtigsten Weinhandelsplätze sind Bordeaux, Marseille, Cette, Paris, London, Lissabon, Barcelona, Neapel, Korinth, Korfu, Odessa, Lausanne, Zürich, Mülheim, Worms, Mainz, Koblenz, Köln, Frankfurt a. M., Würzburg, Berlin, Bremen, Hamburg, Lübeck, Stettin, Wien, Wiesbaden, Budapest, Tokaj.

Der Weinkonsum beträgt nach Miraglia (1890) auf den Kopf der Bevölkerung in: Spanien 115, Griechenland 109,5, Bulgarien 104,2, Portugal 95,6, Italien 95,2, Frankreich 94,4, Schweiz 60,7, Rumänien 51,6, Cypern 50,8, Österreich-Ungarn 22,1, Türkei 20,3, Deutsches Reich 5,7, Bosnien und Herzegowina 4,6, Rußland 3,3, Belgien 3,2, Niederlande 2,2, Vereinigte Staaten 1,9, Großbritannien 1,7, Dänemark 1,2, Norwegen 0,9, Schweden 0,5, Serbien 0,4 l. - Über Anbau und Bereitung des W. s. Weinbau, Weinbereitung und Weinlese; über die Schaumweine s. d.

Geschichtliches. Überlieferungen und Sagen über Weinbau ragen ins graue Altertum hinein. Geschichtliche Nachrichten nennen die Phönizier als das älteste Weinbau treibende Volk; sie brachten die Rebe nach den Inseln des Archipels, Chios, Mytilene, Tenedos. Die Karthager kannten schon 550 v. Chr. die Bereitung der Ausbruchweine. Herodot und Theophrast erzählen vom Weinbau in Ägypten, wo derselbe längst ausgestorben. In den Felsengräbern von El-Kab, dem alten Elethyia, ist die ganze Folge